Mönchengladbach Professioneller Orchesterbeitrag der Musikschule

Mönchengladbach · Den großen Konzertsaal des Theaters in Beschlag nahm das Jugendsinfonieorchester (JSO) der Musikschule für Ensemblia. Um mit zwei zeitgenössischen Stücken und einem postromantischen Opus zu punkten. Und tatsächlich: Etwa 500 Besucher machten klar, dass das Veranstaltungsformat richtig gewählt war.

Dirigent Christian Malescov wies auf ein offenkundiges Faktum hin: Etwa zwei Drittel dieses Jugendorchesters sind Mädchen. "Wir brauchen vielleicht irgendwann eine Quote für Jungs", spekulierte Malescov, der sich freute, dass die beiden Solistinnen des Eröffnungskonzerts Mädchen sind, die zwar mitten in den Abi-Prüfungen stecken, aber dennoch dieses Konzert spielten: Sophie Frieauff an der Posaune und Charlotte Bieger am Horn bewältigten die schwierigen Partien im Konzert des Schotten John Mortimer (63) famos und erstaunlich souverän. Das war für die Besucher sehr vergnüglich anzuhören, aber eben auch, weil das komplette Orchester während seiner Arbeitsphase in der Karwoche im österreichischen Bergort Aigen großartig für den Auftritt trainiert hatte. Die an das Prinzip der durchbrochenen Arbeit bei Brahms erinnernde Themenbehandlung setzte das Jugendsinfonieorchester ganz fabelhaft um.

Endgültig den Sprung vom Amateur- zum Profi-Orchester vollzogen die jungen Musiker mit den "Tänzen aus Galánta" des ungarischen Komponisten und Musikpädagogen Zoltán Kodály. "Seine Musikschulen waren bekannt als Lebensschulen", äußerte Malescov, Leiter der Mönchengladbacher Musikschule, Bewunderung. Verblüffend nicht nur die durchgehende technische Brillanz der Gruppen, wobei die Streicher mit edler Klangpracht aufwarteten. Sehr gut gelangen einzelne Solopartien, darunter das herausragende Ausdrucksspiel von Felix Brucklacher an der A-Klarinette. Und beim abschließenden feurigen Sporentanz gab sich auch Malescov am Pult tänzerischen Impulsen hin.

Ruhiger startete abschließend Rüdiger Blömers Viersätzer "Temporal Nexus". Die Auftragskomposition für das JSO entfaltete eine "spacige" Klangpracht, die zum inneren Abtauchen einlud. Der 54-jährige Aachener Musikhochschuldozent unterrichtet auch an der Gladbacher Musikschule. Der stürmische, anhaltende Applaus hernach galt ungeteilt dem Orchester, dem Komponisten und dem Dirigenten.

(RP)
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