Mönchengladbach Radio Eicken wagt Expansion

Mönchengladbach · Bisher war Radio Eicken nur auf einem Quadratmeter zu hören. Jetzt hat der wohl kleinste Radiosender der Welt Nachwuchs bekommen: Zehn Satelliten präsentieren das aktuelle Programm an ausgewählten Orten.

 In der Praxis Jansen am Adenauerplatz gibt es schon Radio Eicken Satellit. Dr. Frank H.Jansen (links), Norbert Krause (Radio Eicken, Mitte) und Dr. Ricarda Jansen lauschen den Klängen per Kopfhörer.

In der Praxis Jansen am Adenauerplatz gibt es schon Radio Eicken Satellit. Dr. Frank H.Jansen (links), Norbert Krause (Radio Eicken, Mitte) und Dr. Ricarda Jansen lauschen den Klängen per Kopfhörer.

Foto: hans-Peter reichartz

Seit nunmehr neun Monaten ist Radio Eicken auf Sendung. Der wohl kleinste Radiosender der Welt hat einen Empfangsbereich von lediglich einem Quadratmeter, der mit einem Kreidequadrat in Eicken markiert ist. Das Konzept, das einen Gegenpol zum "alles, immer, überall" der Gegenwart darstellen will: Nicht das Radio kommt zum Hörer, sondern der Hörer kommt zum Radio.

Nun wagt der Sender die Expansion, er hat sozusagen Nachwuchs bekommen, zehnfachen. Er hört auf den Namen Radio Eicken Satellit. Zehn Stück des 25 Zentimeter großen weißen Würfels wurden mit finanzieller Unterstützung des Mönchengladbacher Kulturbüros hergestellt. Die Oberseite des Kastens ziert eine Plexiglasplatte; die Seitenteile beherbergen jeweils einen Kopfhörer.

Auch bei den Satelliten gilt: Der Hörer kommt zum Sender und nicht umgekehrt. Über die Stadt verteilt werden die Würfel bald stehen und das aktuelle Programm des Senders den Wartenden, Neugierigen oder Zeitvertreibenden zum Lauschen anbieten.

"Wir achten auf die CO2-Bilanz"

Wie genau die Kulturreportagen, Reiseberichte, Kochsendungen und Poesielesungen in den Kasten kommen, will der Chefredakteur des Senders, Norbert Krause, partout nicht verraten. Nur soviel sagt er: "Das Programm kommt mit dem Fahrrad. Wir achten streng auf unsere CO2-Bilanz." Krause will Orte auswählen, die, wie er sagt, "schön sind und zum Konzept des Senders passen. Zum Beispiel Arztpraxen, Cafés, inhabergeführte Geschäfte und Kultureinrichtungen."

Inzwischen sollte Dr. Thomas Hoeps, der Leiter des städtischen Kulturbüros, eigentlich an die verrückten Einfälle von Krause gewöhnt sein. Doch noch immer, sagt Hoeps, sei er freudig erregt, wenn der Eickener Konzeptkünstler bei ihm anriefe: "Dann wissen wir, es passiert wieder was in der Stadt." Von Beginn an war Hoeps ein Fan des Sender-Konzepts. "Nur hatte ich leider selten die Zeit, mal kurz nach Eicken zu fahren, um mir das aktuelle Programm anzuhören. Ich fand die Idee mit den Satelliten daher spitze."

"Mir gefiel nicht, dass wir mit unserem kleinen Sendebereich immer auch Leute ausgegrenzt haben", erläutert Krause die Entstehungsgeschichte des Projekts. "Zumal sich Radio Eicken ja nicht nur mit Eicken, sondern der ganzen Stadt beschäftigt." Die Satelliten sind indes auch Teil des Finanzierungsplans des Senders: Die Mietkosten für einen Empfänger betragen ein Euro pro Tag bei einer Mindestlaufzeit von drei Monaten. Die Einnahmen sollen den weiteren Fortbestand des Radios sicherstellen. Der erste Satellit hat bereits Paten gefunden. Er steht in der Arztpraxis von Ricarda und Frank Jansen. "Ich bin mal gespannt, was unsere Patienten sagen", sagt Frank Jansen und lacht. "Unsere Helferinnen werden mit Sicherheit einige Fragen beantworten müssen." In wenigen Wochen wird ein zweiter Satellit in der Stadtteilbibliothek in Rheydt installiert.

(fae)
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