Mönchengladbach-Rheindahlen Randale, Ruhestörung und viele offene Fragen

Mönchengladbach · Ein 54-jähriger Mann hat am Freitag seine Frau im Streit erstochen. Der 14-jährige Sohn, der dazwischen ging, schwebt in Lebensgefahr. Viele stellen sich jetzt die Frage, warum die Ehefrau einen Antrag auf ein Annäherungsverbot wenige Tage vorher zurücknahm. Nachbarn erzählen von Randalen und Ruhestörung.

Spurensicherung nach Familientragödie
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Das Versicherungsbüro, in dem der verletzte 14-Jährige gestern Morgen Hilfe nach einem Familiendrama suchte, sah später aus wie ein Tatort. Überall Blut. Wenige Minuten zuvor hatte der Junge in der elterlichen Wohnung seine Mutter retten wollen, die von seinem Vater mit einem Messer attackiert wurde. Die Stiche des Rasenden trafen auch den 14-Jährigen, drangen laut Staatsanwalt Stefan Lingens tief in die Lunge ein. Jetzt schwebt der 14-Jährige in Lebensgefahr. Die Mutter ist tot. Der Vater liegt von Polizisten bewacht auf der Intensivstation.

Es muss kurz nach 9 Uhr gewesen sein, als es in der Wohnung an der Straße Am Wickrather Tor zu einem heftigen Streit zwischen den Eheleuten kam. Der Vater war mit einem Messer bewaffnet. Als der Junge dazwischen ging, wurde er selbst getroffen, konnte aber noch auf die Straße laufen. Im Versicherungsbüro sagte er, dass sein Vater seine Mutter umbringen wolle. Die Versicherungsleute alarmierten sofort die Polizei und Rettungskräfte.

Mann mit Messer und Beil in der Hand

Als wenig später die Polizei eintraf, stand der Vater mit einem Beil und einem Messer in der Hand vor dem Gebäude. Den Aufforderungen, die Waffen fallen zu lassen, kam er nicht nach, stattdessen soll er immer wütender geworden sein. Durch ein Fenster sah ein Polizist eine stark blutende Person in der Wohnung. Da nicht klar war, ob sie schon tot war oder nicht, drängte die Zeit. Als der Vater die Polizisten mit einem Beil attackieren wollte, gab ein Beamter nach weiteren Warnungen Schüsse ab. Einer traf den Mann im Brustbereich, die Kugel blieb in der Hüfte stecken. "Es war in der schwierigen Situation ein besonnener Einsatz", sagte Kommissionsleiter Ingo Thiel am Abend. Er ist froh, dass kein Kollege verletzt wurde.

Zunächst waren die Einsatzkräfte noch davon ausgegangen, dass sich auch die Tochter im Haus befindet. Es begann eine fieberhafte Suche nach ihr. In der Schule war sie auch nicht. Später sollte sich herausstellen, dass die Zwölfjährige mit Wissen der Eltern bei einem 20-Jährigen übernachtet hatte, so Polizeisprecher Willy Theveßen.

Polizeieinsätze hatte es an der Wohnadresse der Familie schon oft gegeben. Mal beschwerten sich die Nachbarn über Ruhestörung, mal rief die Frau an, weil ihr Mann randalierte, mal forderte der 54-Jährige von den Beamten, seine Frau einweisen zu lassen. Erst zuletzt, am 12. Januar, wurde bei der Polizei bekannt, dass der Familienvater auch gewalttätig ist. Die Frau soll erklärt haben, dass sie Angst vor ihrem Mann habe, weil er schon einmal jemanden getötet habe. Den richterlichen Beschluss über ein Annäherungsverbot ließ die Frau einen Tag später zurücknehmen.

Das mögliche Tötungsdelikt liegt noch im Dunklen. Es liegt 30 Jahre zurück. Einen entsprechenden Eintrag ins Vorstrafenregister gibt es nicht. Möglicherweise wurde er gelöscht. Die Ermittlungen dauern an.

(RP)
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