Mönchengladbach Rattenfraß lässt Straße absacken

Mönchengladbach · Weil Ratten drei Meter tief im Erdreich Tunnel bauten und am Kanal nagten, sackte gestern plötzlich die Dünner Straße auf einer Fläche von etwa einem Quadratmeter um einen Meter ab. Der Schaden soll schnell behoben sein.

 Die Straße sackte etwa einen Meter ab. Hier ist die drei Meter tiefe Baugrube - bis zum Abflussrohr.

Die Straße sackte etwa einen Meter ab. Hier ist die drei Meter tiefe Baugrube - bis zum Abflussrohr.

Foto: Andreas Gruhn

Mönchengladbach hat offenkundig ein Rattenproblem. In Neuwerk sorgten die Nagetiere gestern dafür, dass der Straßenbelag der Dünner Straße in Höhe Hausnummer 140 nachgab und auf einer Fläche von gut einem Quadratmeter um einen Meter absackte. Davon geht der Versorger NEW aus. Gegen 9.15 Uhr am Morgen meldeten sich Bürger bei der Stadttochter und meldeten den plötzlichen Straßenschaden. Als die Experten der NEW sich den Schaden genau anschauten, entdeckten sie auch gleich die Ursache: Ein Anschlusspunkt am Abwasserkanal war defekt - von Ratten angeknabbert. Die Nagetiere hatten überdies viele Tunnel durch das Erdreich gegraben. Das viele Regenwasser der vergangenen Tage unterspülte den angeknabberten Kanal - dadurch kam es zum Kanaleinbruch. Das wiederum führte dazu, dass das Erdreich und damit der Straßenbelag um etwa einen Meter absackte.

Der Schaden soll aber schnell behoben sein: Gestern am Mittag bereits hatten Bauarbeiter die Baugrube bis zum Abwasserkanal in einer Tiefe von drei Metern ausgehoben, um das Rohr zu reparieren. Die Arbeiten sollen so schnell wie möglich beendet sein, eventuell soll die entsprechende Stelle schon am Wochenende wieder befahrbar sein, wie die NEW mitteilte. Wie hoch der Schaden ist, den die Ratten verursacht haben, ist noch ungewiss.

Damit setzt sich die Serie an Rattenschäden mit großen Auswirkungen in der Stadt fort. Vor wenigen Wochen erst hatten Nagetiere in Rheydt an der Stresemannstraße Glasfaserkabel angeknabbert und dadurch die Telefonleitungen für Teile der Stadtverwaltung stillgelegt. Es dauerte einige Zeit, bis wieder alle städtischen Fachbereiche problemlos telefonisch erreichbar waren. Zwischen 2008 und 2011 hatten die Nagetiere mehrfach große Ampelanlagen wie zum Beispiel die an der Kreuzung Erzbergerstraße/Korschenbroicher Straße lahmgelegt und damit für ein Verkehrschaos gesorgt. Polizisten mussten den Verkehr regeln, weil Ratten in die Schaltkästen geklettert und sich dort durch zentimeterdicke Kabelummantelungen geknabbert hatten. 2012 gab es eine Rattenplage im Freizeitpark Dahl. In einem Einfamilienhaus blickte 2013 eine junge Mutter, als sie den Toilettendeckel öffnete, einer Ratte ins Gesicht. 2014 fraßen sich die Tiere in Neuwerk in einem Haus bis ins Kinderzimmer. Als eine Ursache der Rattenplage hat Tim Steppkes, Geschäftsführer der Gebäudereinigung Steppkes, den Abbruch des früheren Stadttheaters ausgemacht. In dem leer stehenden und tief unterkellerten Bau hätten es sich Tausende Tiere über Jahre gemütlich gemacht. Mit dem Bau des Minto hätten sich die Tiere dann über das Stadtgebiet verteilt.

Was auch immer an dieser These dran ist: Wegen der immer größeren Auswirkungen haben die Stadt, die normalerweise für den Straßenbau zuständige Stadttochter Mags, die NEW und die DB Netz im Januar einen Arbeitskreis gebildet, der die Ursachen für den immensen Rattenbefall erkunden und bekämpfen soll. Gemeinsam sollen Maßnahmen erarbeitet werden, um Ansiedlungen von Ratten einzudämmen.

Wie groß das Problem ist, zeigte sich auch vor wenigen Wochen, als die Stadt eine Telefonnummer bekanntgab, unter der Bürger einen Rattenbefall melden können. Mehr als 50 Anrufe am Tag erreichten den zuständigen Sachbearbeiter - mehr kamen nicht durch. Die Stadt reagierte und benannte weitere Ansprechpartner im zuständigen Gesundheitsamt.

Der Fachbereich Gesundheit bekämpft Ratten im gesamten Stadtgebiet durch Giftköder - auch auf Privatgrundstücken. Zum Preis von fünf Euro erhalten Gladbacher eine Köderbox, die Kosten für das Füllen übernimmt die Stadt. Die NEW ist für die Rattenbekämpfung im Kanalnetz zuständig. Die Belegung der Kanäle mit Ködern erfolgt flächendeckend zweimal pro Jahr.

Die Mitarbeiter der Gesundheitsaufsicht bei der Stadtverwaltung sind für Meldungen zum Thema Rattenbefall telefonisch unter den Rufnummern 02161 25-6560, 25-6561, 25-6562, 25-6563 und 25-6564 zu erreichen.

(RP)
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