Mönchengladbach Raucherclubs auf der Kippe?

Mönchengladbach · Wirte von Raucherclubs befürchten, dass es wie in Bayern auch hier ein komplettes Rauchverbot geben könnte. Das würde vor allem jene bestrafen, die nach der letzten Gesetzesänderung viel Geld in ihre Lokale investiert haben.

Viele Wirte umgehen das Rauchverbot
6 Bilder

Viele Wirte umgehen das Rauchverbot

6 Bilder

Nach dem bayerischen Volksentscheid zum Nichtraucherschutz wächst bei Mönchengladbacher Wirten die Sorge, dass die strikten Regeln auch auf Nordrhein-Westfalen übertragen werden könnten. In Bayern ist das Rauchen in Gaststätten nun konsequent verboten.

In NRW erlaubt das Nichtraucherschutzgesetz von 2008 das Rauchen in abgetrennten Räumen oder in Raucherclubs. Nach einer Erhebung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) nutzen neun Prozent der Wirte diese Ausnahmeregelung.

26 Prozent der Kneipen und 94 Prozent der Restaurants haben hingegen Nichtraucherflächen geschaffen. "Das Gesetz ist eine Basis, mit der Raucher und Nichtraucher sehr gut leben können", sagt Andreas Graf, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes in Mönchengladbach. "Das sollte man nicht ändern. Der Mensch hat die Mündigkeit, und die sollte man ihm nicht nehmen."

Abwanderung der Kundschaft

Das könnte jedoch geschehen, sobald die rot-grüne Minderheitsregierung im Amt ist, so die Befürchtung mehrerer Wirte. SPD und Grüne hatten sich strengere Regeln für Raucherclubs auf die Fahne geschrieben. Sollte es dazu kommen, befürchtet Graf erhebliche Abwanderungen der Kundschaft in halb-private Einrichtungen. "Umsatz und Arbeitsplätze wandern in die Schwarz-Gastronomie", befürchtet Graf. In den letzten drei Monaten machten allein in Gladbach sieben Gaststätten dicht.

Und das sorgt für Unmut bei Mönchengladbacher Wirten. Reinhold Biewald etwa baute seine Kneipe Töff Töff als erste in Nordrhein-Westfalen entsprechend nach den Vorgaben des Nichtraucherschutzgesetzes um. Sollte es bald ein komplettes Rauchverbot geben, wäre seine Investition nichts mehr wert. Für ihn wäre das eine "Bestrafung".

Laut Dehoga sind über 90 Prozent der Investitionen in den Gaststättenumbau über Kredite finanziert worden. "Ich bin absolut gegen ein komplettes Rauchverbot", sagt Reinhold Biewald. Die Trennung funktioniere in seinem Lokal bestens. Auch die Stadt hat festgestellt, "dass das Nichtraucherschutzgesetz eine Akzeptanz in der Bevölkerung findet".

Was ihn viel mehr stört, ist, dass das Gesetz seiner Meinung nach von manchen Wirten lax gehandhabt würde. "Damit wird mancherorts umgegangen, als gäbe es überhaupt keinen Nichtraucherschutz", sagt Biewald. Auch Siegfried Mayska vom Richard-Wagner-Café, ein Raucherclub, sagt: "Es gibt Wirte, die uns verlachen, weil wir so penibel kontrollieren. Wer nicht Mitglied wird, wird nicht bedient." Im Richard-Wagner kontrollierten drei Mitarbeiter des Ordnungsamtes jüngst bei jedem Gast den Eintrag im Verzeichnis, den Mitgliedsausweis und den Personalausweis.

Insgesamt wurden seit der Einführung des Gesetzes 18 Verwarngeldverfahren durchgeführt. Der Wirt oder der Gast musste jeweils 35 Euro abdrücken. "Ich kann jedem nur raten, das Nichtraucherschutzgesetz nicht auf die leichte Schulter zu nehmen", sagt Andreas Graf vom Dehoga.

Sollte es zu einem kompletten Rauchverbot kommen, weiß Uwe Schmitz, Inhaber des Graefen und König, was er aus seinem mit Glas abgetrenntem Raucherraum im Lokal macht: "Ich baue daraus dann ein Kräutergewächshaus."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort