Mönchengladbach Rauchverbot bedroht Karneval

Mönchengladbach · Wenn die Landesregierung zur kommenden Session das Nichtraucherschutzgesetz verschärft, ist auch der Karneval betroffen. Das könnte kleineren Gesellschaften das Genick brechen, wie ein Beispiel aus Rheydt zeigt.

Bayern machte es bereits im Sommer vor, NRW zieht vermutlich bald nach: Das Nichtraucherschutzgesetz soll an entscheidenden Stellen verschärft werden. Bislang gleicht das Gesetz einem großen Fischernetz, zahlreiche Maschen machen Ausnahmeregelungen möglich. Dazu zählt auch, dass bei Brauchtumsveranstaltungen, zu denen auch Karnevalssitzungen gehören, das Verbot außer Kraft gesetzt wird.

"Existenz steht auf dem Spiel"

Wird diese Lockerung aufgehoben, befürchtet der Chef des Mönchengladbacher Karnevalsverbandes, Bernd Gothe, hätte das schlimme Folgen — gerade für den lokalen Karneval. "Besonders für kleinere Vereine könnte ein Rauchverbot bei Karnevalssitzungen zum Genickbruch werden", fürchtet er. Abgesehen davon sei es für den Ablauf der Veranstaltungen schädlich, wenn die Besucher für jede Zigarette den Saal verlassen würden.

"Das bringt Unruhe, die Redner werden dauernd unterbrochen, die Stimmung leidet." Gothe geht davon aus, dass viele Jecken dann lieber ganz zu Hause bleiben werden. "Für die kleinen Vereine, die bislang größere Hallen angemietet haben, könnte das existenzbedrohend sein." Er vermutet, dass viele Gladbacher KGs dann vor dem Aus stünden.

Momentan ist das Rauchen in öffentlichen Gebäuden während der Feiern zwar noch erlaubt, der Vermieter hat jedoch ein Mitspracherecht. Bei Veranstaltungen, die in der Mensa der Gesamtschule Espenstraße stattfinden, darf beispielsweise grundsätzlich nicht geraucht werden — fünfte Jahreszeit hin oder her.

"Wenn wir unsere Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, wird vorher ganz klar abgesprochen, dass die Zigaretten aus bleiben", sagt Konrektorin Barbara Henke. Selbst auf dem Schulhof will die Leitung keine Zigarettenstummel finden. Zum Rauchen müssen die Jecken das Gelände verlassen.

Ein Mal im Jahr feiert die Karnevalsgesellschaft Rheybach dort ihre Damensitzung. Seit drei Jahren, nachdem das Rauchverbot in Kraft trat, verzichtet man hier also schon auf den blauen Dunst. "Das hat uns einen deutlichen Einbruch der Besucherzahlen beschert", sagt der erste Vorsitzende Daniel Nicolay, dessen Gesellschaft keine Ausweich-Alternative hat. "Die anderen Hallen sind zu weit entfernt, wir haben uns deshalb auf die Vorgabe eingelassen."

Rund 20 Prozent weniger Besucher würden seither am jecken Treiben der Damensitzung teilnehmen. "Wenn das Rauchverbot in der kommenden Session auf alle Karnevalssitzungen ausgeweitet wird, werden die anderen Gesellschaften sicherlich auch darunter zu leiden haben", schätzt Nicolay.

Noch darf aber gehofft werden: Bevor die Straffung des Nichtraucherschutzgesetzes in Kraft treten kann, muss sie vom Parlament abgesegnet werden. Momentan liegt der Landesregierung ein entsprechender Antrag zwar nicht vor, scheint aber nicht unwahrscheinlich.

"Das Nichtraucherschutzgesetz der früheren Regierung sieht einen schriftlichen Bericht über die Auswirkungen des Gesetzes vor. Dieser Bericht wird zur Zeit erarbeitet", sagt NRW-Regierungssprecher Thomas Breustedt. Je nach dem, was bei der Evaluation heraus kommt, kann dem Kabinett dann ein Änderungsantrag vorgelegt werden. Für diese Session ist eine Verschärfung des Nichtraucherschutzgesetzes in NRW jedoch nicht zu erwarten.

(RP)
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