Mönchengladbach Regiobahn S28 auf Euroga-Radweg?

Mönchengladbach · Bei CDU und SPD mehren sich die Befürworter einer Verlängerung der Regiobahn S28 vom Kaarster See bis nach Viersen. Von Ausbaukosten soll die Stadt verschont bleiben. Auf Rad- und Wanderwegen müssten Gleise verlegt werden.

 Für die Anwohner Simone Knobel, Dietmar Kornberger, Gerda und Ulrich Roggen (v.l.) wäre die Verlängerung der S 28 ein herber Schlag.

Für die Anwohner Simone Knobel, Dietmar Kornberger, Gerda und Ulrich Roggen (v.l.) wäre die Verlängerung der S 28 ein herber Schlag.

Foto: Isabella Raupold

Für Dietmar Kornberger ist es eine Art Heimatflughafen: Hier in seinem schmucken Neubau an der Donker Straße 211 kann der Pilot, der seit 30 Jahren wöchentlich durch die ganze Welt jettet, herrlich entspannen. Die Kulisse ist reizvoll: ein kleines Waldstück, der Euroga-Radweg, in anderer Richtung die Niers. Nur die Autobahn stört die Szenerie - aber die war schon da, als sich Kornberger mit Partnerin Simone Knobel, Kindern und Haustieren in der Donk niederließ.

Seit kurzem ist es mit ihrer Gelassenheit vorbei: Unmittelbar am Haus des Paares könnte die Regiobahn S 28 vorbeiführen, für deren Verlängerung vom Kaarster See bis nach Viersen sich Politiker im Kreis Viersen stark machen. Bei den Mönchengladbachern stieß das Projekt bislang auf wenig Gegenliebe, weil man von zu hohen Kosten für die Stadt ausging und keine Vorteile in dieser 14,3 Kilometer langen Verlängerung über Schiefbahn, Neersen bis nach Viersen erkannte. Doch diese Ablehnung weicht auf.

Auslöser ist ein Treffen, zu dem der Landrat des Kreises Viersen eingeladen hatte. Er wollte mit den Verwaltungschefs der Kommunen klären, ob es sinnvoll ist, an dem Projekt "Verlängerung S28" festzuhalten. Auch OB Hans Wilhelm Reiners (CDU) war dabei. Er weigerte sich, eine entsprechende Vereinbarung zu unterschreiben, sicherte jedoch zu, das Thema in der Ratssitzung Ende April auf die Tagesordnung zu bringen. Bis dahin will die Gladbacher Verwaltung den Politikern eine entscheidungsreife Vorlage liefern.

Darin soll zum Beispiel stehen, dass die Regiobahn GmbH - bei der S28 handelt es sich um eine Privatbahn - der Stadt zusichert, dass ihr keine finanziellen Belastungen bei den Baukosten entstehen, weil sie selbst ohne Haltepunkt bleibt. Denn Gleise liegen auf der vorgesehenen Trasse längst nicht mehr und müssten komplett neu verlegt werden. Von rund 60 Millionen geht das Unternehmen aus, für eine Elektrifizierung steigt die Summe um weitere neun Millionen Euro. Die Regiobahn GmbH will die Summe mit Förderung von Land und Bund aufbringen. An den Betriebskosten würde die Stadt über ihre Einbindung in den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr beteiligt - aber da zahlt die Stadt zum Beispiel auch mit, wenn die S28 wie jetzt in Richtung Wuppertal verlängert wird.

Die Gesellschaft hat außerdem zugesichert, keinen Güterverkehr über die Strecke zu führen. Selbst das Argument, der Viersener würde beim Einkaufen dann an Gladbach vorbei in Richtung Düsseldorf fahren, ist nach Ansicht von Verkehrsexperten wenig stichhaltig. Die S28 wird vornehmlich von Berufspendlern genutzt. In einer Hinsicht hat die Stadt gegenüber der Gesellschaft bereits eine Stoßrichtung deutlich gemacht: Mönchengladbach will eine Verbindung von Düsseldorf über Venlo nach Eindhoven, mit Halt in Gladbach. Sollte dieses Projekt, das ROCK-Projekt, durch die S28-Verlängerung gefährdet sein, wird die Stadt dem Regiobahn-Ansinnen nicht zustimmen.

Am Ende wird es von den Politikern abhängen. Die SPD, einst Gegner der S28-Verlängerung, ist nicht mehr so kritisch, allerdings "sehr skeptisch" (so Fraktionsvorsitzender Felix Heinrichs). Dagegen gilt der CDU-Fraktionschef Hans Peter Schlegelmilch als Anhänger der regionalen Zusammenarbeit zwischen Gladbach und der Region. Schlegelmilch: "Wir brauchen mehr Kooperation. Bei der Verlängerung der S28 sind wir in der Fraktion noch in einem Klärungsprozess."

Für die Anwohner wäre eine Zustimmung ein herber Schlag. "Wir haben hier unter anderen Voraussetzungen gebaut. Das Landschaftsschutzgebiet, in dem sich viele Jogger, Reiter und Spaziergänger bewegen, würde gewaltig leiden", sagt Dietmar Kornberger.

(RP)
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