Mönchengladbach "Religion ist Quelle des Friedens"

Mönchengladbach · Heinrich Mussinghoff, emeritierter Bischof von Aachen, gab in der Citykirche einen Überblick über mehr als 50 Jahre jüdisch-christlichen Dialog.

"Am wichtigsten", sagt Heinrich Mussinghoff, "ist das Gespräch von Mensch zu Mensch". Es gelte, einen Dialog zu führen, um das Gegenüber besser zu verstehen. Der ehemalige Bischof von Aachen bezieht sich nicht nur allgemein auf das Verhältnis von Menschen zueinander, sondern ganz speziell auf die Beziehung von Juden- und Christentum. Der langjährige Vorsitzende der Unterkommission der Deutschen Bischofskonferenz für die religiösen Beziehungen zum Judentum war zu Gast in der Citykirche am Alten Markt. Er warf einen Blick auf dieses nicht immer einfache Verhältnis, zeigte die positiven Entwicklungen auf und schlug einen Bogen bis in die Gegenwart.

Anlass für den Vortrag ist die Erklärung der katholischen Kirche Nostra Aetate, die vor etwas mehr als 50 Jahren im Kontext des Zweiten Vatikanischen Konzils erschien. Sie markiert den Beginn des Dialogs der katholischen Kirche mit anderen nicht-christlichen Religionen auf Augenhöhe. "Es ist eins der mächtigsten Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils", erklärt Mussinghoff. Es hat über die Jahrzehnte fortgewirkt und unter anderem zu den interreligiösen Gebetstreffen in Assisi geführt.

Nostra Aetate bekräftigt im Zusammenhang mit dem Judentum das Fortbestehen des Bundes Gottes mit Israel und die Verwurzelung der christlichen Religion in den jüdischen Traditionen und im Alten Testament. Der Geist Gottes wirke auch in anderen Religionen, stellt die Erklärung fest. Mussinghoff wirft einen Blick auf die inzwischen gewachsenen persönlichen Beziehungen und gemeinsamen Veranstaltungen wie eine Reise der deutschen Bischöfe nach Jerusalem im Jahr 2015, an der auch deutsche Rabbiner teilnahmen. Ein unerwartetes und trauriges Ereignis während dieser Reise war der Anschlag jüdischer Extremisten auf die Brotvermehrungskirche in Tabgha am See Genezareth.

Umso erfreulicher die Entwicklung, die Mussinhoff mit drei Dokumenten nachzeichnet, in denen aus jüdischer Sicht die Gemeinsamkeiten mit dem Christentum betont, Unterschiede nicht aufgelöst, aber auch nicht als zentrales Dialoghindernis eingeordnet werden. "Die Erklärung Nostra Aetate erscheint uns heute vielleicht selbstverständlich, wenn sie bei allen Differenzen den respektvollen Umgang miteinander fordert", sagt Mussinghoff. "In weiten Teilen der Welt ist das aber nicht selbstverständlich." Religion müsse immer Quelle des Friedens und nicht der Gewalt sein. Dazu sollen Veranstaltungen wie das Gebetstreffen in Assisi oder das große Weltfriedenstreffen, das die Gemeinschaft Sant'Egidio im September in Münster und Osnabrück veranstaltet, beitragen.

(RP)
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