Mönchengladbach Religionsfreiheit: Kein Wahlkampfthema

Mönchengladbach · Mit einem oft verdrängten Problem befasste sich Volker Kauder, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, gestern bei einem Besuch in der Rheydter Kirche St. Franziskus. Er sprach über Christenverfolgung und Religionsfreiheit.

Oben: Verfolgte pakistanische Christen demonstrieren. Unten: Volker Kauder stellte bei seinem Vortrag in der katholischen Kirche St. Franziskus unter anderen China, Saudi-Arabien und dessen Gegenspieler Iran, den Irak, Ägypten und schließlich auch die Türkei an den Pranger.

Oben: Verfolgte pakistanische Christen demonstrieren. Unten: Volker Kauder stellte bei seinem Vortrag in der katholischen Kirche St. Franziskus unter anderen China, Saudi-Arabien und dessen Gegenspieler Iran, den Irak, Ägypten und schließlich auch die Türkei an den Pranger.

Foto: Ilgner

Jeder gesetzestreue Bürger darf in Deutschland Moscheen, Synagogen, Gebetsräume bauen und sich dort versammeln. Dieses für ein demokratisches Land wie Deutschland, das im Grundgesetz die Religionsfreiheit schützt, selbstverständliche Recht können Andersgläubige in vielen anderen Ländern nicht in Anspruch nehmen. Volker Kauder, der dienstälteste Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU im Bundestag - seit 2005 im Amt -, setzt sich als gläubiger evangelischer Christ nachhaltig für Religionsfreiheit ein. In Ländern, die mehr oder weniger unverhohlen Christen drangsalieren und verfolgen. Kauder stellte bei seinem Vortrag in der katholischen Kirche St. Franziskus unter anderen China, Saudi-Arabien und dessen Gegenspieler Iran, den Irak, Ägypten und schließlich auch die Türkei an den Pranger: "Wie kann man mit einem Land zusammenarbeiten und dorthin sogar Waffen liefern, in dem das öffentliche Bekenntnis zum Christentum die Todesstrafe bedeutet?", fragte Kauder und sprach so das Dilemma an, in das westliche Staaten beim Umgang mit Saudi-Arabien geraten. Der Westen versuche in dieser Gemengelage in der Region für ein Gleichgewicht zu sorgen, erklärte Kauder die dennoch enge politische Verbundenheit mit dem islamischen Staat.

Am Beispiel China, wo die kommunistische Partei unmittelbar in die Belange von christlichen Gemeinden hineinregiert, zeigte Kauder auf, "dass Religionsfreiheit das größte Menschenrecht ist. Denn wo keine Religionsfreiheit herrscht, gibt es in Wahrheit gar keine Freiheit", hob der 67-Jährige hervor.

Noch schlimmer seien Christen in Nordkorea brutalster Verfolgung ausgesetzt. Eine Aussage, die angesichts der selbstgewählten Isolation dieses Landes kaum verwundern dürfte. Sorgen bereitet Volker Kauder auch die Lage im Irak, in Ägypten mit seinen acht Millionen koptischen Christen und in der Türkei. "Die Türkei hat noch nie wirkliche Religionsfreiheit gewährt", sagte Kauder, "dieses Land ist Lichtjahre von unserem Wertekanon entfernt."

Wie können nun deutsche Politiker einer Partei, die das C im Kompass führt, verfolgten Christen in Afrika oder Asien helfen? Kauder fordert, das Thema permanent im öffentlichen Bewusstsein zu halten. Denn Politiker, die in jenen Ländern für Glaubensunterdrückung stehen, hätten es nicht gern, wenn ihr Staat immer wieder als Verfolgerland geächtet wird. Der Islam müsse "endlich durch die Aufklärung gehen", empfahl Kauder. Von einer Zuhörerin nach dem C im Parteinamen befragt, erklärte Kauder: "Wir haben ein christliches Menschenbild, aber wir bilden keine Christen aus."

Pfarrer Klaus Hurtz hob den Stellenwert des Themas hervor: "Religionsfreiheit kann nie Wahlkampfthema sein", befand der Hausherr. So begnügte sich der Mönchengladbacher Bundestagsabgeordnete Günter Krings (CDU) mit knappen Hinweisen, dass es hierzulande Menschen gebe, welche die Religionsfreiheit missbrauchen, indem sie den Anspruch des Staates auf Gesetzestreue ablehnen.

(RP)
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