Mönchengladbach Retter üben für die Katastrophe

Mönchengladbach · Am Modellflugplatz Wegberg trainierte das Rote Kreuz den Einsatz nach einer Explosion - mit täuschend echt geschminkten "Verletzten".

 Einer der beiden "Schwerverletzten" (alles sind speziell geschulte Darsteller) wird von den Rettern abtransportiert.

Einer der beiden "Schwerverletzten" (alles sind speziell geschulte Darsteller) wird von den Rettern abtransportiert.

Foto: Ilgner Detlef

Blaulicht und Martinshorn durchdringen die Idylle des ländlichen Ortsteils Peel an diesem Morgen. Sechs Sanitäts- und Gerätefahrzeuge, darunter ein Rettungswagen, bahnen sich ihren Weg durch die eisige Kälte und den Schnee zum Ort des Geschehens, dem Modellflugplatz Wegberg. An diesem Morgen ging ein Notruf bei den rund 30 ehrenamtlichen Sanitätern des Gladbacher Katastrophenschutzes ein. Das Szenario: Durch einen unachtsamen Raucher kam es im Treibstofflager zu einer Explosion mit mehreren verletzten Personen. Beim Eintreffen ruft eine junge, leicht verletzte Frau bereits um Hilfe. Und auch wenn es sich nur um eine Übung der Katastrophenschutzeinheit des Deutschen Roten Kreuzes handelt, machen sich die Einsatzkräfte fokussiert und mit vollem Elan an die Arbeit.

"Los wir gehen rein", ruft Gruppenführerin Friederike Bruns ihren Kollegen zu, bevor sie die Unfallstelle betritt, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Über Funk wird die Anzahl und der Zustand der Verletzten durchgegeben. "Wir haben hier zwei schwer-, und acht mittel- bis leichtverletzte Personen im Gebäude", gibt die 25-jährige durch ihr Funkgerät zu den anderen Gruppenführern durch. Sofort wird mit der genaueren Sichtung der Verletzungen und der Erstversorgung begonnen, was sich als kompliziert herausstellt. Denn neben der großen Zahl der teils geschockten oder bewusstlosen Betroffenen sorgt die Enge im Gebäude für Probleme. Die Sanitäter reagieren schnell: Die Leichtverletzten werden nach wenigen Minuten bandagiert nach draußen zu den Einsatzfahrzeugen geführt, um sie schnellstmöglich aus der Gefahrenzone zu bringen und Platz zu schaffen. Draußen wird zeitgleich noch ein Zelt für die Patientenversorgung aufgebaut und sich auf die geschockten und verletzten Patienten vorbereitet. "Das Ganze jetzt noch ein bisschen schneller", treibt die verantwortliche Gruppenführerin Susanne Fleck ihre Kollegen an. Die Schwerverletzten werden drinnen unterdessen stabilisiert und transportfähig gemacht. Eine junge Frau erlitt durch die Explosion eine klaffende Wunde am Kopf. Eine andere muss künstlich beatmet werden. Trotzdem: Die Sanitäter gehen merklich ruhig und mit viel Routine an die Sache heran.

Die Patienten werden bei dieser Übung von speziell geschulten Unfalldarstellern gespielt - die meisten sind vom Jugend-DRK. Dazu haben sie mehrere Lehrgänge besucht und sich für das Darstellen eines Patienten ausbilden lassen. Sie sorgen dafür, dass der Job der Sanitäter so realitätsnah wie möglich ist, und das nicht nur durch ihre schauspielerische Leistung. Dank des professionelles Make-Up müssen sich die Sanitäter die Verletzungen nicht vorstellen, sie sind täuschend echt aufgetragen und machen die Übung noch viel realistischer.

 Diese Frau erlitt durch die Explosion eine "klaffende Wunde am Kopf" - so das Szenario. Die Wunde ist geschminkt. Ein "Leichtverletzter" wird bandagiert und dann nach draußen gebracht. Diese Frau erlitt durch die Explosion eine "klaffende Wunde am Kopf" - so das Szenario. Die Wunde ist geschminkt. Ein "Leichtverletzter" wird bandagiert und dann nach draußen gebracht.

Diese Frau erlitt durch die Explosion eine "klaffende Wunde am Kopf" - so das Szenario. Die Wunde ist geschminkt. Ein "Leichtverletzter" wird bandagiert und dann nach draußen gebracht. Diese Frau erlitt durch die Explosion eine "klaffende Wunde am Kopf" - so das Szenario. Die Wunde ist geschminkt. Ein "Leichtverletzter" wird bandagiert und dann nach draußen gebracht.

Foto: Ilgner Detlef

Nachdem alle Patienten versorgt und abtransportiert sind, zieht Gruppenführerin Bruns ein positives Fazit. "Als wir angekommen sind und uns einen Überblick verschafft haben, lief trotz der schwierigen Wetterlage und Unfallstelle alles ziemlich gut. Die Leichtverletzten konnten wir schnell aus der Gefahrenzone zu den Betreuern bringen, um uns um die kritischen Patienten zu kümmern." Für die 25-jährige Erzieherin war das aber keine gewöhnliche Übung. Noch vor dem Einsatz wurde sie zur Gruppenführerin befördert. "Das war heute mein erster Einsatz in dieser Position. Ich bin zufrieden mit unserer Leistung." Der Schlüssel zu einem erfolgreichen Einsatz sei die Kommunikation, die auch heute perfekt funktioniert habe.

Ziel dieser Übung sei es, Routine zu bekommen, vor allem für die jüngeren Sanitäter, die nicht viel Erfahrung mit Großschadenslagen haben, so Übungsleiter Volker Jahn. "Wir müssen nicht nur den Umgang mit dem Equipment üben, wie Zelte aufbauen oder Verbände anlegen, sondern vor allem die Stresssituationen nachstellen und einüben", erklärt Jahn. Die Katastrophenschutzeinheit ist bei Großschadenslagen die letzte Reserve. "Wir müssen jederzeit für solche Einsätze gewappnet sein und dürfen uns keine Fehler erlauben, selbst in stressigen Situationen nicht."

(RP)
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