Mönchengladbach Rettung in letzter Minute

Mönchengladbach · In einer Hau-Ruck-Aktion unterschrieben 160 Feuerwehrleute einen Vertrag. Er beschert ihnen mehr Geld und führt dazu, dass die 24-Stunden-Schichten bleiben. Die Stadt ist in Druck: Sie muss 20 Feuerwehrleute ausbilden.

Seit zehn Jahren ist Jörg Braun Berufsfeuerwehrmann. Und seit sieben Jahren arbeitet der 36-jährige Wachabteilungsleiter im 24-Stunden-Dienst. Was bei normalen Arbeitnehmern jetzt zu einem aufstöhnendem „Oh, je!“ führt, sieht der Gladbacher Feuerwehrmann anders: „Das ist prima – für die Familie, für die Dienstpläne, für den Zusammenhalt der Kameraden. Und sogar für den Arbeitgeber, weil die Arbeit reibungsloser abläuft.“

Trotz aller dieser Vorteile wäre fast das Aus für die 24-Stunden-Schichten gekommen: Schuld ist die EU, die europaweit verlangt, dass 54-Stunden-Arbeitswochen ab 2007 um sechs Stunden verringert werden. Die Folge für die Stadt: Sie hätte kurzfristig 20 Feuerwehrleute einstellen müssen – ein dicker Gehaltsbrocken. In einer Hau-Ruck-Aktion konnte dies abgewendet werden, auch wenn die Lösung ebenfalls teuer ist: Die Stadt bot allen 163 Berufsfeuerwehrleuten einen Vertrag über einen finanziellen Ausgleich an. 160 haben unterschrieben, arbeiten weiterhin 54 Stunden wöchentlich, bekommen mehr Geld – und behalten den beliebten 24-Stunden-Dienst.

Arbeitsmarkt leergefegt

Alles andere hätte zum Dilemma geführt. Weil der vom Stadtrat verabschiedete Brandschutzbedarfsplan vorschreibt, dass zehn Feuerwehrleute in spätestens acht Minuten am Einsatzort sein müssen und weitere sechs in 13 Minuten, muss die Gladbacher Berufsfeuerwehr diese Größe haben. Wären’s weniger, wäre die Sicherheit der Bevölkerung gefährdet. Arbeiteten aber alle Feuerwehrleute weniger, müssten weitere Kräfte eingestellt werden. Die gibt es aber nicht auf dem Arbeitsmarkt für Feuerwehrleute. Der ist leergefegt, weil alle Kommunen mit Berufswehren vor dem Problem standen und notgedrungen einstellen mussten. „Die Ausnahme rettet uns“, weiß auch der für die Feuerwehr zuständige städtische Dezernent, Peter Holzenleuchter.

Aber: Die Ausnahmeregelung gilt nur bis Anfang 2010. Bis dahin muss die Stadt das Problem gelöst haben und darf nicht mit Überstunden die Feuerwehrleute länger als 13 Stunden pro Schicht beschäftigen. Holzenleuchter hat vorgesorgt: „Wir wollen Mitte 2007 einen Lehrgang starten, um neue Feuerwehrleute auszubilden.“ Ob’s 20 werden, steht nicht fest. Holzenleuchter und Feuerwehrchef Jörg Lampe durchforsten den Stellenplan, um einige Stellen streichen zu können.

Feuerwehrmann Jörg Braun interessiert dies nur am Rande. Er genießt die Überstundenregelung, die ihm mehr Geld und mehr Zeit für den elfmonatigen Sohn Wolf bringt: Und in drei Jahren ist dieser im Kindergarten. KOMMENTAR

(RP)
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