Mönchengladbach Revolution im Plantschbecken

Mönchengladbach · „Die politischen Verhältnisse könnten mich rasend machen.“ Mit diesem Satz des gerade einmal 20-jährigen Georg Büchner beginnt Regisseur Thorsten Duit seine Sicht auf „Dantons Tod“. Das Drama, das zum deutschen Bildungskanon sowohl gehört wie zum aktuellen Abiturstoff, vereint das Leiden eines jugendlichen Intellektuellen an den Zuständen im deutschen Vormärz mit einer furiosen Abrechnung mit der französischen Revolution. Büchners persönliche Biografie – er stand 1835 als durchaus selbstkritischer Revolutionär auf den Fahndungslisten der Herrschenden – hat mit „Dantons Tod“ einen Text ermöglicht, der einerseits die Rechtfertigung von Gewalt im Erreichen politischer Ziele reflektiert, andererseits überzeitliche Themen setzt. „Welchen Preis bin ich bereit für meine Ideale zu bezahlen?“, fragt Duit sich, seine Schauspieler und sein Publikum. Bei der Premiere am 3. Januar sind dazu Antworten als Theatererlebnis zu haben.

Handlungsstränge vereinfacht

Duit hat zunächst eine Fassung geschrieben, in der etliche der Büchnerschen Figuren und Handlungsstränge getilgt oder vereinfacht wurden. Er setzt zuvörderst auf das Duell zwischen Danton (Sven Seeburg) und Robespierre (Ralf Beckord), dem genialen Redner wie dem puristischen Verwalter der Revolution. Diese hat sich zu Beginn des Stücks bereits in ein Gemetzel verwandelt, bei dem die Guillotine nicht still steht. Dantons Kritik am ehemaligen Freund wird ihn in den Kerker und unters Fallbeil bringen. Doch vorher glühen die Köpfe und die Herzen – auch auf der Bühne.

Verwandlungsmusik

Einen Spiegelsaal als Ort der alten und neuen Mächte hat Ausstatter Michael S. Kraus gebaut, der sich in den Orchestergraben als Ort des Volkes verlängert und auch in den Zuschauerraum übergreift. Zentral auf der Bühne sind ein Altar-Stein und ein Wasserbecken, das sich mehr und mehr zur Blut-Suhle wandelt. Hier müssen während der Kerker-Szenen des zweiten Teils die Schauspieler im Nassen ausharren, im (erfahrungsgemäß unangenehm kalten) Element des Werdens und Vergehens. Duit, der auch „Unter der Gürtellinie“ am Gemeinschaftstheater inszenierte, hat frühe Ideen aufgegeben, ein Schlauchboot einzusetzen, erzählt er. Beibehalten hat er Verwandlungsmusik, die allesamt von Juan García auf die Melodie der Marseillaise komponiert sind – allerdings in höchst unterschiedlichen Stilen: als gregorianischer Gesang oder als schwüler Nightclub-Song zum Beispiel.

Premiere Samstag, 3. Januar, 20 Uhr, Theater; Vorstellung am 7. Januar ist ausverkauft, die nächste am 24. Januar. Karten: Tel. 02166 6151100, www.theater-kr-mg.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort