Serie Was Macht Eigentlich? Rheinländer mit barocker Lebensfreude

Mönchengladbach · Der Ur-Korschenbroicher Peter Holzenleuchter hat 45 Jahre in Stadtverwaltungen gearbeitet, in Düsseldorf und Mönchengladbach in führenden Positionen. Nach einem Berufsleben auf der Überholspur ist er nun Ruheständler - aber immer noch viel beschäftigt.

 Auftritt als Minister bei Unges Pengste 2013 (von links): Pfarrer Marc Zimmermann, Peter Holzenleuchter und König Hans Merckens.

Auftritt als Minister bei Unges Pengste 2013 (von links): Pfarrer Marc Zimmermann, Peter Holzenleuchter und König Hans Merckens.

Foto: Kitscha

Nicht nur die Eltern waren entsetzt: Der "Pitter" wollte nach Düsseldorf. Der Junge, der in der Korschenbroicher Engbrück aufgewachsen war, gerade Ende 1970 im Alt-Korschenbroicher Rathaus seine Lehre beendete, aus dem beschaulichen "Dorf" in die Landeshauptstadt? "Dort wirst du am Ende Hundesteuer-Sachbearbeiter für die Buchstaben A bis K", warnte ihn auch sein Chef, Amtsdirektor Hermann Neusen. Neusen hat sich geirrt, und zwar gründlich. Vielleicht wollte er aber auch nur ein junges Talent nicht so einfach ziehen lassen.

Peter Holzenleuchter lässt sich, zu seinem Glück, nicht beirren, folgt dem Ratschlag seines Lehrers am Düsseldorfer Berufskolleg, den großen Schritt zu wagen: Er geht nach Düsseldorf. Und statt als Hundesteuer-Sachbearbeiter in einer Hinterzimmer-Amtsstube zu enden, macht er Karriere in der Stadtverwaltung und im historischen Rathaus am Markt. Schritt für Schritt, aber zielstrebig kommt er als Organisations-Talent in der Verwaltung der Landeshauptstadt voran. Bis hin zum persönlichen Referenten von Oberbürgermeister Joachim Erwin und schließlich als dessen Büroleiter.

 "Unges Pengste ist meine Liebe": Peter Holzenleuchter, Mitglied der St. Sebastianus-Bruderschaft Korschenbroich und aktiver Schütze.

"Unges Pengste ist meine Liebe": Peter Holzenleuchter, Mitglied der St. Sebastianus-Bruderschaft Korschenbroich und aktiver Schütze.

Foto: Anne Peters (2013)

Holzenleuchter gilt als Erwins rechte Hand, als sein Vertrauter, ein Mann mit dem Ruf als "Macher" über die Stadt hinaus. Und er bekommt schließlich 2005 einen Anruf aus Mönchengladbach: Er solle sich doch hier mal als Städtischer Beigeordneter für das Dezernat Personal, Organisation usw. bewerben ...

Es war eine neue Herausforderung, mit 54 Jahren noch einmal eine Aufstiegschance, der vielleicht letzte Schritt auf der Karriereleiter. Der Ur-Korschenbroicher hat sie ergriffen und ist vom Gladbacher Stadtrat mit der satten Mehrheit von CDU, FDP und FWG für acht Jahre gewählt worden. Dass ihm am Ende dieser Zeit die neue politische Mehrheit im Rat mit der Ampel-Koalition eine zweite Amtszeit verwehrt hat, trübt sein Verhältnis zu Mönchengladbach heute nicht: "Auch Mönchengladbach war eine reizvolle, interessante Station meines Lebens, mit vielen Erfahrungen und neuen Freunden."

Fit genug für einige weitere Jahre als Dezernent hatte er sich schon gefühlt, auch mit 62 Jahren und nach zwei gut überstandenen schweren Operationen. Und dann wollte er es doch noch einmal wissen: Er bewarb sich für die Kommunalwahl 2015 bei der CDU, für die er von 1989 bis 2004 im Stadtrat gesessen hatte, als Kandidat für das Korschenbroicher Bürgermeisteramt. Sein zweiter Anlauf, vielleicht auch ein Stück Vergangenheits-Bewältigung oder der Versuch später Genugtuung: Im Herbst 1998 hatte er sich schon einmal als Kandidat beworben. Und war auch nominiert worden im parteiinternen, hoch emotionalen und dramatischen Abstimmungsverfahren, mit nur einer Stimme vor seinem Konkurrenten Hans-Bert Heimanns. Der ist Kleinenbroicher, Holzenleuchter "Ur-Korschenbroicher". Das war auf einmal wieder ein ernsthaftes, innerparteiliches Problem in der Stadt, in der die Narben der kommunalen Neugliederung 1975 wieder aufbrachen.

Damals war das bis dahin selbstständige Kleinenbroich vom Land NRW "eingegliedert", zu einem Stadtteil Korschenbroichs gemacht worden. Die Auseinandersetzung der beiden Ortsverbände eskalierte - ein Vierteljahrhundert später - zu einer Schlammschlacht, das Abstimmungsergebnis wurde angezweifelt: Die Partei war gespalten, ihr Sieg bei der ersten Direktwahl eines hauptamtlichen Bürgermeisters gefährdet. Die CDU ergriff die Notbremse, nahm beide Kontrahenten aus dem Rennen und nominierte den Fraktionsvorsitzenden Heinz Josef Dick als Kandidat - der die Wahl dann auch gewann.

2015 trat Dick nicht mehr zur Wahl an, und Holzenleuchter, frischer Ruheständler, wollte es noch einmal wissen, wollte endlich den Posten des Bürgermeisters. Es sah auch gut aus bei der Kandidaten-Auswahl in der CDU für den in der Bürgerschaft beliebten Mann. Doch wieder sollte es am Ende mit seiner Kandidatur nichts werden. Vier Mitbewerber gab es, am Ende siegte der 36-jährige Jurist Marc Venten vor Holzenleuchter. "Ich war zu vielen in meiner Partei mit meinen 63 Jahren zu alt", sagt Holzenleuchter. "Finanziell war ich gut versorgt, ich hatte den Posten nicht nötig. Aber das Amt hätte mir Spaß gemacht, ich hätte noch einmal für die Bürger etwas tun können. Doch dass es nicht geklappt hat, ist kein Drama. Ich habe noch genug zu tun, Langeweile kenne ich immer noch nicht."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort