Mönchengladbach Rheydt: Ärger über geplante Richtlinie

Mönchengladbach · Tische, Stühle, Sonnenschirme - sie sollen in der Rheydter City einheitlicher sein. Plastik ist ein Tabu. Deshalb will die Verwaltung eine Gestaltungsrichtlinie erlassen. Citymanagement und Politiker vermissen Mitsprache.

 Eine einheitliche Gestaltungsrichtlinie für Außengastronomie und Auslagen für Alt-Gladbach und speziell den Alten Markt gibt es bereits seit 2006. Nun soll Rheydt an der Reihe sein.

Eine einheitliche Gestaltungsrichtlinie für Außengastronomie und Auslagen für Alt-Gladbach und speziell den Alten Markt gibt es bereits seit 2006. Nun soll Rheydt an der Reihe sein.

Foto: Claudia Bednorz

Wenn's um die Beteiligung von Bürgern an Planungsprozessen geht, da genießt Rheydt eine Sonderrolle: Bei allem, was die Soziale Stadt und die damit einhergehende Umgestaltung von Marktplatz, Hugo-Junkers-Park, Pahlkebad und Innenstadt ausmacht, waren städtische Planer und Politiker daran interessiert, die Bürger voll mit einzubinden, ihre Ideen zu erfahren, sich Kritik anzuhören. Das klappte bislang sehr gut. Und deshalb wundert es umso mehr, dass die Verwaltung ausgerechnet jetzt, als es um eine Gestaltungsrichtlinie für Außengastronomie und Auslagen geht, diese Bürgernähe vermissen lässt. In der heutigen Sitzung der Bezirksvertretung Süd (16 Uhr, Rathaus Rheydt) soll sie verabschiedet werden.

Das Rheydter Citymanagement protestiert vehement. "Es kann doch nicht sein, dass man bei so einem wichtigen Vorhaben die Geschäftsleute und vor allem die Gastronomen außen vor lassen will. Diese Richtlinie kann man doch nicht einfach so durchpeitschen", ärgert sich Hans-Jürgen Kleewald von der Interessenvertretung der Gewerbetreibenden.

Die Verwaltung will für Rheydt das umsetzen, was sich seit 2006 in Alt-Gladbach und da vor allem auf dem Alten Markt bewährt hat: Es gibt klare Qualitäts- und Gestaltungsanforderungen an Tische, Stühle, Sonnenschirme und weiteres Mobiliar für die Außengastronomie. Plastiktische und -stühle sind zum Beispiel verpönt. Anfangs gab es in Alt-Gladbach Proteste gegen diese Einschränkungen. Aber mittlerweile haben die Gastronomen erkannt, dass sie davon profitieren, weil sie mehr Gäste haben: Denn der Alte Markt wirkt aufgeräumter, ordentlicher und einheitlicher.

Genau dies will die Verwaltung auch für Rheydt erreichen, um so die Aufenthaltsqualität zu steigern. Doch Geschäftsleute und Gastronomen fühlen sich übergangen. Kleewald: "Wir müssen nicht auch noch Aschenbecher normieren. Einen vernünftigen Kompromiss werden die Rheydter Gastronomen sicher mittragen. Aber dann muss man mit ihnen sprechen und sie einbeziehen." Über die fehlende Mitsprache wundert sich Bezirksvorsteherin Barbara Gersmann: "Warum die Verwaltung dies jetzt ohne Bürgerbeteiligung durchziehen will, erschließt sich mir nicht. Die Sondernutzungen für dieses Jahr sind bereits erteilt. Und bis zum nächsten Jahr ist noch genügend Zeit."

Auch die CDU und die Grünen sehen Erklärungsbedarf. Vermutlich wird die Bezirksvertretung Süd den Verwaltungsvorstoß deshalb vertagen. Gersmann: "Wir verabschieden in der Sitzung am Mittwoch eine Satzung über die Gestaltung von Werbetafeln. Auch eine Satzung zum Schutz der historischen Innenstadt wird die Bezirksvertretung vermutlich am Mittwoch passieren. Bei beiden Satzungen hat es eine Offenlage gegeben. Das fordern wir auch für die Gestaltungsrichtlinie."

Der Sprecher der Grünen in der BV, Marco Feinendegen, geht noch einen Schritt weiter. Er will den Fachbereich Design der Hochschule Niederrhein miteinbeziehen, denn: "Welche fachliche Ausbildung haben die Mitarbeiter der Bauaufsicht, um über Corporate Design und harmonische Farbgebung entscheiden zu können?" Die umstrittene Gestaltungssatzung ist überdies Schwerpunkt bei den nächsten "Rheydter Gesprächen" der Grünen am kommenden Dienstag, 26. Mai, 19 bis 20.30 Uhr, im Rheydter Ratskeller.

(RP)
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