Mönchengladbach Rheydter Geriatrie ist Vorzeigeklinik

Mönchengladbach · Seit dem Umzug vor fünf Jahren ist die Geriatrie auch baulich in das städtische Elisabeth-Krankenhaus integriert. Die Klinik ist geräumig, alten- und behindertengerecht. Sie bietet Altersmedizin in ihrer gesamten Breite an.

 Die Geriatrie der Städtischen Kliniken: Altersmedizin ist zu einem wichtigen Thema im Gesundheitswesen geworden.

Die Geriatrie der Städtischen Kliniken: Altersmedizin ist zu einem wichtigen Thema im Gesundheitswesen geworden.

Foto: Martin Laessig/Städtische Kliniken

Die Lebenserwartung ist erheblich gestiegen und damit die Bedeutung der Altersmedizin. "In den vergangenen 15 bis 20 Jahren hat es eine rasante Entwicklung gegeben. Galt die Geriatrie vor 20 Jahren noch als Exotenfach, sind heute alle medizinischen Disziplinen um ein Standbein in der Altersmedizin bemüht", stellt Thomas Jaeger fest. Der Neurologe, Psychiater und Altersmediziner ist Chefarzt des Zentrums für Geriatrie innerhalb der Städtischen Kliniken Mönchengladbach. Die Geriatrie ist interdisziplinär angelegt und bietet optimale Therapiemöglichkeiten für die meist gleichzeitig an mehreren Krankheiten leidenden Senioren. Die Akutbehandlung ist mit einem rehabilitativen Anspruch verbunden. Der wegen seiner Akutkrankheit im Alltag eingeschränkte Patient soll nach der Behandlung wieder möglichst selbstständig sein.

Vor fünf Jahren zog die Geriatrie vom Hardter Wald in den Neubau auf das Gelände des Elisabeth-Krankenhauses und ist nun auch baulich ins Krankenhaus integriert. Damit ist der Austausch mit den Ärzten der übrigen Abteilungen des Eli zum Vorteil der Patienten häufiger und intensiver geworden. Über die direkte Anbindung an das Großkrankenhaus können bei Bedarf die komplette Notfallversorgung des Eli, einschließlich CT, Operations- und Intensivstation genutzt werden. "Die Einbindung in das Eli mit den dort vertretenen altersrelevanten Fächern ermöglicht erst eine umfassende geriatrische Behandlung", betont der Chefarzt. Das Zentrum für Geriatrie ist die einzige Geriatrie in der Stadt, die neben der stationären auch eine tagesklinische Behandlung anbietet. Die Tagesklinik verfügt über 15 Plätze und ermöglicht einen gleitenden Übergang von der stationären in die ambulante Behandlung. Es gibt Therapieräume für die intensive Einzelbehandlung sowie große Räume für Gruppentherapie, in der etwa Patienten nach längerer Bettruhe allmählich wieder an alltägliche Belastungen gewöhnt werden. Helle Mehrzweckräume sind nicht nur Treffpunkte. Hier können zum Beispiel gemeinsame Mahlzeiten unter Anleitung eingenommen werden, hilfreich etwa für Patienten mit Schluckbeschwerden oder zu wenig Appetit. Ebenso gibt es Rückzugsmöglichkeiten für Ruhepausen.

 Chefarzt Thomas Jaeger besucht mit Angela Jaspers eine Patientin. Jaeger ist Neurologe, Psychiater und Altersmediziner.

Chefarzt Thomas Jaeger besucht mit Angela Jaspers eine Patientin. Jaeger ist Neurologe, Psychiater und Altersmediziner.

Foto: MARTIN LAESSIG/Städt. Klinik

Der stationäre Bereich hat 80 Betten. Die Einzel- und Doppelzimmer, wie die dazu gehörenden Badezimmer, sind großzügig geschnitten. Die Unterstützung durch Pflegekräfte und der Bedarf von Hilfsmitteln, wie Rollator und Rollstuhl, sind einkalkuliert. Als Facharzt für Neurologie schätzt Jaeger sich glücklich, dass innerhalb der Geriatrie ein neurologischer Schwerpunkt etabliert ist. Damit sind mit einem EMG-Messplatz und einem Computer-EEG die Voraussetzungen geben, um etwa periphere Nervenschädigungen zu diagnostizieren und unklare Stürze abzuklären.

Zielgruppe der Geriatrie sind laut Definition Patienten ab dem 65. Lebensjahr. Das Gros ist allerdings über 75 Jahre alt, oft auch deutlich älter. "Unsere älteste Patientin war 104", berichtet Jaeger. Zum Spektrum der Krankheitsbilder zählen neurologische Erkrankungen, wie Schlaganfall, Parkinson, Gangstörungen, chronische Schmerzen, zudem der Zustand nach einer OP, wie bei Knochenbrüchen und Gelenkverschleiß, letztlich Krankheitsbilder aus dem Bereich der gesamten Medizin. "Wenn ein älterer Mensch gestürzt und operiert ist, geraten oft die zuvor leidlich kontrollierten Krankheiten aus dem Gleis. Bei intensiver Vormedikation ist dies besonders häufig. So nehmen 40 Prozent der über 70-Jährigen pro Tag mehr als fünf verschiedene Medikamente. Durch das Nebeneinander von verschiedenen Krankheiten beim gleichen Patienten erwächst unweigerlich eine Kombination von Medikamenten, die unter Umständen auch nicht altersgerecht sind. Um Neben- und Wechselwirkungen zu vermeiden, ist es eine wichtige Aufgabe der Geriatrie, die Medikation auf das Wesentliche zu beschränken", nennt Jaeger die Herausforderungen.

 So sehen die Patienten-Zimmer in der Geriatrie aus. Die Räume sind großzügig und farbenfroh gestaltet.

So sehen die Patienten-Zimmer in der Geriatrie aus. Die Räume sind großzügig und farbenfroh gestaltet.

Foto: Reichartz

Beim ersten Kontakt mit dem Patienten macht er sich ein umfassendes Bild von Akutproblem und den bestehenden Krankheiten sowie vom psychischen Zustand und eventuellen kognitiven Schwierigkeiten. Zur geriatrischen Behandlung ist in seinen Augen auch ein Bild der häuslichen Situation unerlässlich, um zu prüfen, was Patient und Angehörige zu leisten vermögen. "Da müssen vielleicht eine Pflegestufe angepasst oder Hilfsmittel verschrieben werden", sagt er und betont: "Die Altersmedizin muss breit aufgestellt sein, um dem ganzen alten Menschen mit seinen Erkrankungen und psychischen Belastungen gerecht zu werden."

Jaeger ist überzeugt, dass die Geriatrie für den stetig wachsenden Bevölkerungsanteil der über 75-Jährigen ein großes medizinisches Potenzial birgt. Er weiß, dass viele Menschen es scheuen, sich mit dem Alter und dessen Auswirkungen auseinanderzusetzen. Dabei sieht der Mediziner dank der heutigen Erkenntnisse Grund zum Optimismus. Er verweist auf die Berliner Studie von Baltes: Danach stufen sich viele Ältere in Deutschland im Durchschnitt glücklicher und zufriedener ein als jüngere Jahrgänge, und danach sind die meisten Senioren mit ihrem Gesundheitszustand ausgesprochen zufrieden.

(anw)
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