Mönchengladbach Roncalli vom Geroweiher in die Enge getrieben

Mönchengladbach · Vom 14. März bis 6. April gastiert der Zirkus Roncalli in Mönchengladbach. Die Aufbauarbeiten gestalten sich schwierig. Der Platz am Geroweiher bietet zu wenig Platz.

Hier wächst ein Zirkus-Zelt: Aufbau des Zirkus Roncalli in Mönchengladbach
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Hier wächst ein Zirkus-Zelt: Aufbau des Zirkus Roncalli in Mönchengladbach

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Plötzlich reißt er die Augen auf. "Stop! Stoooppp!" Patrick Philadelphia, Betriebsleiter des Zirkus Roncalli, steht auf dem Platz am Geroweiher und schreit. "Mann, Mann, Mann. Man muss seine Augen echt überall haben." Einer seiner Mitarbeiter hat soeben beim Rangieren beinahe mit einem Anhänger einen Campingwagen angefahren.

Genau da liegt das Problem für Philadelphia und seinen 55 Mann umfassenden Aufbautrupp: "Der Platz hier in Mönchengladbach bereitet mir immer Kopfzerbrechen. Er ist sehr klein." Der Platz am Geroweiher sei neben dem Kölner Neumarkt der schwierigste Ort, um gut 1000 Quadratmeter Zeltfläche und 120 Material- und Wohnwagen unterzubringen. "Wir versuchen das Chaos irgendwie zu bewältigen", sagt Philadelphia. Am Sonntag soll das Zelt stehen, die erste Veranstaltung am kommenden Freitag steigen. Es ist der erste Halt für den Zirkus Roncalli in dieser Saison.

Am Donnerstag um 8 Uhr fiel der Startschuss, um 800 Tonnen Material genau an die richtigen Stellen zu bugsieren. Zehn bis elf Stunden pro Tag verbringen die Arbeiter rund um Zeltmeister Michael Rossi seitdem, um der schwierigen Umstände Herr zu werden. "Durch den wenigen Platz liegen hier viele Kabel im Weg rum. Da müssen wir höllisch aufpassen", erklärt Rossi, während zwei Mitarbeiter die Glühbirnen in die Fassungen des Roncalli-Aushängeschilds drehen, das später in luftiger Höhe vor dem Zelt prangen soll.

Das Schild wurde für diese Saison neu angefertigt. Das alte hatte 20 Jahre Dienst auf dem Buckel und wurde in den Ruhestand geschickt. "Mönchengladbach kann sich glücklich schätzen. Sie bekommen die Premiere des Neulings zu sehen", erklärt Philadelphia, der trotz der vielen Arbeit immer einen kessen Spruch auf den Lippen hat.

Unterdessen braust ein Fahrzeug nach dem anderen am Platz vorbei. Wieder ist die Rede von zu wenig Stellfläche. Auch die Fahrzeuge und Anhänger wollen untergebracht werden. Normalerweise stehen sie im direkten Umfeld des Zeltes. In Gladbach ist nur Platz für die wichtigsten Fahrzeuge. Der Rest muss an der Bleichwiese abgestellt werden. "Aufbau ist Stress pur", sagt Philadelphia. Wenigstens scheint die Sonne. "Würde es jetzt noch regnen, würde ich ausrasten."

Neun Monate ist Patrick Philadelphia mit dem Zirkus pro Jahr auf Reisen. Seit 19 Jahren bei Roncalli, davor mit dem Familienbetrieb aus Bayern. Er ist ein echtes Kind des Zirkus. Und diese Affinität hat er auch an seine Familie weitergegeben. Seine Frau Lisa kümmert sich um den Souvenirverkauf. Seine 18jährige Tochter tritt mit einer Jonglier-Vorführung in der Manege auf. Geraldine hat soeben ihre Mittlere Reife abgelegt. An der eigenen Zirkusschule, die immer mit auf Reisen geht. Auch der siebenjährige Sohn Justin erhält so seine schulische Ausbildung.

Wenn am Sonntag das Zelt steht, kann Patrick Philadelphia aber keineswegs die Füße hochlegen. Täglich zwei Vorstellungen und anfallende Reparaturen bestimmen den Alltag. Zudem steht die Planung für den kommenden Ort an. In diesem Fall ist der nächste Halt Köln. Neumarkt. Wieder eine hohe Hürde für Philadelphia und sein Team. "Aufwärmen is nich'. Wir müssen diese Saison gleich voll da sein."

(RP)
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