Piperlohof Rund ums Kapellchen

Piperlohof · Eine sagenumwobene kleine Kirche, eine engagierte Nachbarschaft und schmucke Einfamilienhäuser - so schaut es in Piperlohof aus. Dort leben noch einige Anwohner, deren Eltern in den 30er Jahren als Siedler in die Honschaft kamen.

 Die Anwohner von Piperlohof hegen und pflegen ihre Nikolauskapelle. Sie haben die kleine Kirche sogar selbst renoviert und damit vor dem Verfall gerettet. Die Kapelle ist immer gut verschlossen und wird nur zu besonderen Anlässen geöffnet.

Die Anwohner von Piperlohof hegen und pflegen ihre Nikolauskapelle. Sie haben die kleine Kirche sogar selbst renoviert und damit vor dem Verfall gerettet. Die Kapelle ist immer gut verschlossen und wird nur zu besonderen Anlässen geöffnet.

Foto: Isabella Raupold

Die Stelle, an der das Hardter Nikolauskapellchen steht, ist seit Jahrhunderten ein besonderer Ort. Dort stand in früheren Zeiten ein Hagelkreuz, dort kreuzten sich zwei bedeutende, heute längst vergessene Straßen. Der Legende nach soll an dieser Stelle die erste Hardter Pfarrkirche gestanden haben, die dem heiligen Maternus geweiht war und zum Kühlenhof gehört. Eine andere Legende besagt, dass während der Glaubenskriege im 16. Jahrhundert schon einmal eine Nikolauskapelle existiert hat. Diese soll durch einen unterirdischen Gang mit dem Münster in Gladbach verbunden gewesen sein. Auch Frankreichs großer Feldherr Napoleon soll an der Hardter Kapelle vorbeigekommen sei.

"Das sind aber alles nur Geschichten. Nachgewiesen ist davon nichts", sagt Ludwig Busch. Er ist erster Vorsitzender des Nikolaus-Kapellenvereins. Seine Kindheit und Jugend verbracht der heute 73-Jährige in Piperlohof, nun lebt der Rentner in Venn. Seine Ehefrau Anni kommt auch aus Piperlohof. "Dort haben wir uns kennen gelernt. Wir wohnten 50 Meter voneinander entfernt", erzählt die 73-Jährige, die als erstes Kind in der Honschaft zur Welt gekommen war. Sie denkt gerne an damals zurück. "Für Kinder war es in Piperlohof einfach herrlich. Wir hatten viel Platz zum Spielen. Es gab ja keinen Durchgangsverkehr."

Die Verkehrssituation hat sich in Piperlohof mit den Jahren gewandelt. Hektisch geht es dort zwar immer noch nicht zu. Aber die Straßen sind breiter geworden. Die Siedlung ist gewachsen. Neue, schmucke Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften mit Vorgärten wurden gebaut wie auch die Autobahnen 61 und 52 in unmittelbarer Nähe. In Piperlohof scheinen die Vögel etwas lauter zu zwitschern als anderswo, müssen sie doch gegen das Rauschen von den Autobahnen ansingen. "Auch die Windräder hört man", sagt Josef Busch, der mit seinen 79 Jahren der Älteste in der Honschaft ist.

An die Geräuschkulisse haben sich die Bewohner aber längst gewöhnt. Auch an das veränderte Bild ihrer Siedlung. "Früher waren die Felder voll mit Arbeitern. Heute erledigen Maschinen die Arbeit", sagt Josef Fruhen. Er lebt am rechten Ende des Piperlohofs - seit 57 Jahren. Seine Eltern gehörten zu den ersten Siedlern. "Im März 1935 sind sie in das Haus eingezogen", erzählt Busch. Das Elternhaus habe er später dann mit seiner Ehefrau Elisabeth vergrößert und weiter ausgebaut. Wegziehen wollte Josef Fruhen nie aus der Honschaft. Er überredete seine Eltern sogar, dort wohnen zu bleiben. "Die wollten nämlich hier weg, weil es ihnen zu einsam war."

Einsam, den Eindruck bekommt man, wenn man durch Piperlohof geht. Kräftige, hohe Linden säumen die Straße Am Nikolauskapellchen. Gleich rechts beginnt der Piperlohof, der sich in zwei Abschnitte teilt. Rechts sind die Häuser mit den geraden Hausnummer, links die mit den ungeraden. Die Linie 026 hält kurz vor der Gabelung, immer um 7.07 und 7.57 Uhr und ab mittags, aber nur an den Schultagen, heißt es auf dem Fahrplan. Die Haltestelle ist mit Graffiti beschmiert, die schmale Holzbank mit Kritzeleien übersät. Hinter der Haltestelle liegt der Spielplatz. Den haben einige Frauen aus der Siedlung Anfang der 80er Jahre in Eigenleistung aufgebaut.

Besonders viel Zuwendung erfährt aber das Nikolauskapellchen. Die kleine Kirche ist den Anwohnern wichtig. Sie halten sie sauber, verschließen sie, damit niemand Schaden anrichtet. Sogar vor dem Verfall haben die Bewohner ihre Kapelle bewahrt. Anfang der 70er Jahre renovierten sie das alte Gebäude. Eine neue Glocke kam 2001 dazu. Am Nikolaustag werden die Kinder in der Nikolauskapelle beschenkt. Schon Tage vorher schieben die Kleinen ihre Wunschzettel unter der Tür des Kapellchens. Ein schöner Brauch.

Am Vorabend des 6. Dezembers feiert die Hardter St.-Nikolaus-Bruderschaft eine Messe in der kleinen Kapelle. Früher trafen sich unter den Linden an der Kapelle Liebespaare. Die Linden stehen heute nicht mehr. Dafür Holzbänke und zwei Tische. Dort lädt der Kapellenverein auch zum traditionellen Reibekuchenessen ein. Der Erlös wird in die Nikolaustüten für die Kinder investiert. Alle zwei Jahre gibt es einen "Tag der offenen Tür". Dann kommen mehr Menschen nach Piperlohof. Eine willkommene Abwechslung.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort