Salafist Sven Lau verhaftet Vom Feuerwehrmann zum Islamisten

Düsseldorf/Mönchengladbach · Sven Lau ist einer der Vordenker der salafistischen Szene. Der 35-Jährige wird verdächtigt, in vier Fällen eine ausländische Terror-Vereinigung unterstützt zu haben. Internet-Videos zeigten ihn bereits 2013 in Syrien.

 Das Foto soll Sven Lau (hinten) auf einem Panzer in Syrien zeigen. Es wurde von einem mutmaßlichen IS-Kämpfer mit dem Handy aufgenommen. Nach Einschätzung von Sicherheitsbehörden ist das Bild echt.

Das Foto soll Sven Lau (hinten) auf einem Panzer in Syrien zeigen. Es wurde von einem mutmaßlichen IS-Kämpfer mit dem Handy aufgenommen. Nach Einschätzung von Sicherheitsbehörden ist das Bild echt.

Foto: Screenshot

Oft haben die Menschen in Düsseldorf-Holthausen Sven Lau nicht zu Gesicht bekommen. Der Salafisten-Prediger, der am Dienstag in Mönchengladbach festgenommen wurde, war 2014 nach Düsseldorf gezogen, sei aber, so Laus Nachbarn, stets unauffällig gewesen. Trotzdem herrschte im Viertel Unruhe. Lau habe, so eine Anwohnerin, Kontakt zu Jugendlichen in der Siedlung gesucht. Bestätigt wird dies von der Polizei nicht. Allerdings haben die Behörden Lau vorgeworfen, junge Menschen für den extremistischen Salafismus anzuwerben.

Lau selbst hat den Verdacht, mit Terroristen unter einer Decke zu stecken, immer weit von sich gewiesen. Nun hält ihn die Bundesanwaltschaft zumindest für einen Terror-Unterstützer. Am Dienstag wurde der 35-Jährige verhaftet: Laus angebliches humanitäres Engagement für notleidende Muslime in der Krisenregion soll propagandistisch getarnte Terrorhilfe gewesen sein. In vier Fällen, so die Bundesanwaltschaft, habe er die in Syrien aktive terroristische Vereinigung "Jamwa" unterstützt, indem er Menschen vermittelte und Material besorgte.

Lau ist hierzulande neben Pierre Vogel einer der bekanntesten Köpfe der Salafisten-Szene. Geboren am 14. Oktober 1980 in Mönchengladbach, machte er nach seiner Schulzeit eine Ausbildung zum Industriemechaniker, konvertierte zum Islam, wurde später Berufsfeuerwehrmann. Im Jahr 2005 gründete er eine Moschee in Mönchengladbach-Eicken und wurde später Vorsitzender des umstrittenen und vom Verfassungsschutz beobachteten Vereins "Einladung zum Paradies", der längst aufgelöst ist. Dort firmierte er als "Abu Adam" und versuchte, junge Menschen für seinen radikalisierten Glauben zu gewinnen. Danach war Lau für verschiedene salafistisch-extremistische Organisationen bundesweit aktiv, darunter das Koran-Verteiler-Netzwerk "Lies!". Auch in Neuss tauchte er auf, beim Unterstützerverein "Helfen in Not", einer vom Verfassungsschutz beobachteten salafistischen Bewegung.

Bundesweit Schlagzeilen machte Lau als selbst ernannter Chef der "Scharia-Polizei". Mit Glaubensbrüdern, die orangefarbene Westen mit der Aufschrift "Sharia Police" trugen, war er durch Wuppertal patrouilliert und hatte die Regeln des ultrakonservativen Islam verkündet: kein Alkohol, kein Glücksspiel, keine Musik, keine Drogen. Die Aktion sorgte bundesweit für Empörung und wurde vom Zentralrat der Muslime scharf kritisiert.

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Foto: Rene Anhuth/ ANC-NEWS

Internet-Videos zeigten Lau zudem bereits im Jahr 2013 in Bürgerkriegsgebieten in Syrien. Auf einem Foto ist er auf einem Panzer zu sehen. Er selbst hatte behauptet, dort zu humanitären Zwecken gewesen zu sein. Seinen Reisepass haben die Behörden eingezogen. Der Konvertit klagte dagegen und verlor. Hinweisen zufolge hatte er sich erneut nach Syrien absetzen wollen.

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Foto: dpa, Marius Becker

Die Zahl der gewaltbereiten Salafisten in NRW ist zuletzt von 300 auf 500 gestiegen. Diese würden aber vom Verfassungsschutz engmaschig überwacht, sagt Jörg Rademacher, Sprecher des Innenministeriums. So sei auch die Verhaftung Laus ein Ergebnis konsequenter Ermittlungsarbeit gewesen. Anlass, die Überwachung der Salafisten jetzt noch zu verstärken, gebe es nicht. Insgesamt gehen die Sicherheitsbehörden in NRW von 2500 Salafisten aus, die meisten gelten als gemäßigt. Sie verteilen sich auf rund 40 Netzwerke. Die Salafisten berufen sich auf einen 1400 Jahre alten Ur-Islam. Lau etwa bezeichnete laut Innenministerium seine nach Syrien zum Kämpfen ausgereisten Bekannten als "Märtyrer im Glauben".

(RP)
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