Mönchengladbach Schau stößt Diskussion über Grenzen an

Mönchengladbach · Die Wanderausstellung "Echt krass" ist noch bis Ende der Woche im Gymnasium an der Gartenstraße zu sehen. Sie thematisiert sexuelle Übergriffe auf und unter Jugendlichen. Der Verein Zornröschen holte die Schau nach Rheydt.

Was geht den Zuschauern, den Tätern und dem Opfer in einer Mobbingsituation durch den Kopf? Was ist auf dem Schulhof tolerabel: knutschen, begrapschen, schubsen, schmusen, Sex? Was steckt hinter Klischees wie "Mädchen sagen Nein und meinen Ja" oder "Jungs sind triebgesteuert"? Ist Pornografie cool oder uncool? Mit all diesen Fragen beschäftigt sich die als Mitmachparcours gestaltete, interaktive Wanderausstellung "Echt krass", die der Verein Zornröschen in die Stadt geholt hat. Noch bis Ende der Woche ist sie im Gymnasium an der Gartenstraße zu sehen.

Das Besondere an der Ausstellung: Sie thematisiert einen Bereich, den Kinder und Jugendliche durch das Internet zwar immer besser kennen, aber oft in sehr verzerrter Form.

Gerade weil sie immer früher selbst Hardcore-Pornografie ausgesetzt sind, wissen sie oft nicht, wo sie Grenzen setzen müssen oder wo sie sie selbst gerade überschreiten. "Es geht auch darum, sexuelle Vorstellungen gerade zu rücken", sagt Projektleiterin Sigrid Mattausch, die bei Zornröschen, dem Verein gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen, für den Bereich Prävention zuständig ist. "Jeder und jede darf Nein sagen."

Die Ausstellung ist interaktiv: Auf fünf Säulen werden verschiedene Themen wie Pornografie, sexueller Missbrauch oder rechtliche Grundlagen abgehandelt. Es werden Bilder, Filme oder Dialoge eingesetzt, und das alles in jugendgerechter Sprache, ohne ins Peinlich-Anbiedernde abzurutschen.

Die Jugendlichen können ihre Meinung sagen, wenn es um die Einschätzung bestimmter Szenen oder Handlungen geht: Was ist bereits eine Grenzverletzung, was ist noch ein Flirt? Im Inneren der Säulen finden sich Räume, in denen es um Erleben und Empfinden geht. So gibt es beispielsweise einen, in dem lebensgroße Gummihände aus den Wänden herausragen. Ganz egal, wie man sich dreht und wendet, immer berühren sie den Körper und vermitteln ein unangenehmes Gefühl des Bedrängtseins.

Der Parcours ist für Jugendliche ab 14 Jahren entworfen worden. Neben den Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums an der Gartenstraße werden noch verschiedene Jugendgruppen die Ausstellung besuchen. "Wir haben Anmeldungen aus Haupt- und Förderschulen, aber auch aus Jugendhilfeeinrichtungen", sagt Sigrid Mattausch. Sie freut sich, dass es nach zweijähriger Vorarbeit gelungen ist, den Mitmach-Parcours in die Stadt zu holen.

"Man braucht viel Vorlaufzeit", erklärt sie. "Es war überraschend schwierig, eine Schule als Kooperationspartner zu finden. Viele haben keinen Platz für eine solche Ausstellung." Gestaltet wurde der Parcours vom Kieler PETZE-Institut für Gewaltprävention. Die Ausstellung ist bundesweit die einzige, die sich mit sexuellen Übergriffen, aber auch mit dem Recht auf sexuelle Selbstbestimmung von Jugendlichen auseinandersetzt.

(arie)
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