Mönchengladbach Schloss Rheydt zeigt Hans Rilke

Mönchengladbach · Vor 125 Jahren wurde der Künstler geboren. Am kommenden parc/ours-Sonntag eröffnet das Museum Schloss Rheydt eine umfassende Ausstellung mit Werken Rilkes aus dem Museumsbestand. Die Schau ist bis Februar zu sehen.

Dr. Karlheinz Wiegmann (li.) und Dr. Klaus Möhlenkamp zeigen einige Exponate aus der Rilke-Schau, die am Sonntag um 11.30 Uhr im Schloss Rheydt eröffnet wird.

Dr. Karlheinz Wiegmann (li.) und Dr. Klaus Möhlenkamp zeigen einige Exponate aus der Rilke-Schau, die am Sonntag um 11.30 Uhr im Schloss Rheydt eröffnet wird.

Foto: Isabella Raupold

Hans Rilke war bekannt, doch sein Schaffen ist weniger bekannt, als es dessen Qualität verdient hätte. Das Werk schien nach einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg verloren und war lange Zeit nicht präsent. Dabei dürfen Rilkes Arbeiten aus der expressionistischen Phase und dem Übergang zum neusachlich geprägten Stil in einem Atemzug mit Georg Grosz, Otto Dix und Gert Wollheim genannt werden.

"Wir würdigen ihn als Künstler und als großen Sohn der Stadt", betont Museumsdirektor Dr. Karlheinz Wiegmann die Wertschätzung für den Künstler, der in Odenkirchen aufwuchs und später an der Wallstraße wohnte, ehe die Familie in den Schwarzwald übersiedelte. Rilke begann 1908 eine künstlerische Ausbildung an der Kunstakademie in Karlsruhe und ging zwei Jahr später nach Düsseldorf. Hier besuchte er zunächst ein Zeichenlehrerseminar und später die Kunstgewerbeschule. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit war er leidenschaftlicher Kunsterzieher. Davon zeugen in der Ausstellung sein Entwurf für ein angenehmes Klassenzimmer sowie Abbildungen von Schülerarbeiten.

Dr. Klaus Möhlenkamp hat für die Ausstellung recherchiert und diese, unterstützt von den Praktikantinnen Elisabeth Schmitz und Valerie Hernandez, umgesetzt. Im Mittelpunkt stehen die expressionistischen Arbeiten aus Rilkes Zeit beim Aktivistenbund um 1919 und beim Jungen Rheinland. Beispiele des frühen und späten Schaffens runden den umfassenden Einblick ab.

Alle Exponate wurden aus dem museumseigenen Bestand ausgewählt, dessen Existenz Möhlenkamp mit einem glücklichen Umstand erklärt: Auf einem Duisburger Flohmarkt tauchte ein von Zeichnungen überquellender, alter Koffer auf, der sich als fast vollständiger Nachlass des Künstlers entpuppte. Die Sammlung kam in eine Düsseldorfer Galerie und schließlich 1992 ins Museum Schloss Rheydt. Seitdem wurde das Konvolut durch Schenkungen aus Familienbesitz und gezielte Ankäufe ergänzt.

Erworben wurde zum Beispiel das achte von 25 Exemplaren der sozialkritischen Mappe "Große Stadt fraß Frauen" (1921) mit der grafisch erzählten Geschichte vom vorgezeichneten Abstieg einer Frau. Die Mappe ist in einer Standvitrine ausgestellt und wird an anderer Stelle über eine Videoproduktion quasi aufgeblättert. Außerdem sind daraus ausgewählte Grafiken in Handabzügen des Künstlers zu sehen.

Aus dem Frühwerk sind ein Selbstbildnis sowie Bildbeispiele erhalten, die eine vorübergehende Neigung zum klassischen Akademiestil und Impressionismus zeigen. Später legte der Künstler den Pinsel zur Seite und widmete sich bevorzugt Zeichnung und Grafik. Möhlenkamp beobachtet in Rilkes Schaffen eine Reaktion auf die Erfahrungen im Ersten Weltkrieg. "Er wechselte in eine düstere Periode, arbeitete viel mit schwarzer Tusche und schuf Bilder von Leidenden und Kreuzigungen", so der Kunsthistoriker vor der Serie aus Rilkes Zeit beim Aktivistenbund.

Ein Kabinett ist Rilkes Exlibris und der Serie "Stadt in Flammen" vorbehalten und damit sehr kleinen, feinen Arbeiten. Elf Grafiken zeigen beispielhaft das Werk von Rilkes Ehefrau Lisa Hartlieb-Rilke, selbst Künstlerin, allerdings nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes eher zurückhaltend kreativ. Das Spätwerk wirkt beinahe unverfänglich. Möhlenkamp erklärt dazu: "Wegen seiner Zeit im Aktivistenbund wurde Rilke im Dritten Reich unter die Lupe genommen und wählte danach wohl die innere Immigration".

(anw)
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