Mönchengladbach Schmugglerpfade für Butter und Bomben

Mönchengladbach · Neues Taschenbuch versammelt Kriminal-Storys von Autoren beiderseits der deutsch-niederländischen Grenze.

Schon die Idee ist charmant: Ein gutes Dutzend Krimiautoren, zu gleichen Teilen deutscher und niederländischer Zunge, schreibt ein Buch über Schmuggelgeschichten. Federführend sind dabei die kollegialen Freunde Thomas Hoeps (aus Krefeld/Mönchengladbach) und Jac. Toes (geboren in Den Haag, die gemeinsam etliche Krimis "verbrochen" haben, bei denen das Grenzüberschreiten Programm war.

Diesmal fungieren die beiden als Herausgeber einer Anthologie, zu der sich acht deutsche und acht niederländische Autoren zusammengefunden haben. "Schmugglerpfade" ist ein Lesebuch für jede Tages- und Jahreszeit. Es bietet Spannung, manche überraschende Wendung und unterhaltendes Vergnügen an stilistischer Vielfalt beiderseits der Grenze.

Die Zeiten der Geschichten sind passé. Das liegt in der Natur der europäischen Sache, auf die das vorliegende, gut 300 Seiten dicke Buch gründet: Die Ländergrenze zwischen Niederrhein und Limburg ist weitgehend unsichtbar, durchlässig geworden. Statt zu trennen verbindet solch ein Projekt die Region zwischen Rhein und Maas dank des Einsatzes europäisch denkender Köpfe und dank der Mittel, mit denen die Politik Fördertöpfe der Euregio und der Kulturministerien ausstattet. Schmugglerpfade sind zugewachsen. Von ihnen zu lesen ist eine Reise in die Vergangenheit.

Thomas Hoeps selbst hat vielleicht den ambitioniertesten Versuch unternommen, die alte Grenze zu betrachten. Wie viele seiner Kollegen nimmt er in "Unzählbar jene, die zurückbleiben mussten" eine historische Tatsache zum Ausgangspunkt einer Erzählung. Es ist eine Fluchthelfergeschichte aus der Nazizeit. Eine jüdische Familie will fliehen, da ist der gute Deutsche, der sein Leben riskiert, und der böse, der alle ermordet und sich bereichert. Eine grausame Episode einer grausamen Zeit, verschachtelt und spannend erzählt aus der Perspektive der Zeit der Nachfahren von Tätern und Opfern.

Jac. Toes versetzt sich und seine Leser in "Eine linke Tour" in die Zeit der RAF und der Anti-Kernkraft-Demos, bei denen auch niederländische Geheimdienste und Doppelagenten ihr Süppchen kochen. Die Kalkar-Demo wird Schauplatz eines überraschenden Happy-End mit politischer Sprengkraft.

Rund 20 Seiten hat jeder der Autoren genutzt, um die eigene Erzählweise kurz und typisch vorzustellen. So auch die beiden Gladbacher Lokalmatadoren Jutta Profijt und Arnold Küsters. Küsters' "Oona und der Priester" sucht die Terroranschläge im JHQ der frühen 80er auf, um einen fiesen Geheimdienst-Einsatz beiderseits der Grenze zu erzählen. Nur Jutta Profijt gelingt wie nebenbei eine wunderbar leichte Liebesgeschichte, während der Hauptstrang der Erzählung "Alles in Butter" von Diamantenschmuggel am Schwanenhaus und alten Rechnungen handelt.

Das Buch: Schmugglerpfade; herausgegeben von Thomas Hoeps und Jac. Toes; 315 Seiten, Grafit-Verlag, 11 Euro

(ark)
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