Serie Gladbacher Lesebuch (8) Schon immer eine Heimat für Karnevalisten und Schützen

Es war "Seepeschnäuz" Peter Ullrich, der die Weiberfastnacht am Grünewald zum Auftaktmittelpunkt des Straßenkarnevals machte. Bis die "Obermöhn vom Grünewald" mit ihren Untertanen zur Friedrichstraße auswanderte.

Beim Sommerbrauchtum war die Bruderschaft St. Vitus-Laurentius Stadtmitte aktiv. Sie hatte ihr Vereinslokal bei Eddi Hölzer (heute Goldwasser) und in der Eckwirtschaft Caspers (dann Stainer`s, aber wieder verlassen). Wir Jungschützen schmückten zur Kirmes immer eine Woche nach Pfingsten die ganze Straße mit frischen grünen Maien. Ich war Füllhornträger und kaufte die Blumen selbstverständlich bei Schallenburger (heute Waldhaus 12).

Zweimal kamen die Schützenkönige aus der Altstadt: Einmal ein Metzgermeister von der Gasthausstraße, dann ein Bäckermeister von der Heinrichstraße. Präsident war Goldschmied Winkels von der Abteistraße. Das zeigt: Das damalige Schützenwesen war ein wichtiger gesellschaftlicher Faktor und in der Altstadt zuhause. Vergangenheit. Die heutige Schützenfeste Dicker Turm, übrigens bis zur Kriegszerstörung von einem kleinen Wohnhaus total verdeckt, ist für mich der einzige Anziehungspunkt in meiner alten Heimatstraße.

Neulich habe ich das Paradies meiner Kindheit mit Erinnerungsaugen durchstreift und dabei traurig festgestellt: "Lieber Wateser Berch, was ist aus dir geworden. Ein so hässliches Outfit hast du nicht verdient."

(RP)
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