Mönchengladbach Schüler der Textilakademie schlafen im Hardter Wald

Mönchengladbach · "29. August 2018, 8 Uhr morgens" - auf Dienstag in einem Jahr hat Rolf Königs, der Präsident des Verbandes der Rheinischen Textil- und Bekleidungsindustrie, seit geraumer Zeit die Eröffnung der Textilakademie terminiert. Das dürfte klappen, die Arbeiten in Campusnähe laufen auf Hochtouren. Nicht so schnell fertig werden wird das für einen späteren zweiten Bauabschnitt angedachte Gästehaus, in dem die 300 bis 350 Berufsschüler pro Jahr schlafen sollen.

 Bärbel Röpert leitet die Einrichtung seit 2001. Hier steht sie vor der behutsam renovierten alten Villa aus dem Jahr 1922, die das schicke Eingangstor zum Gelände des Wilhelm-Kliewer-Hauses am Ungermannsweg bildet.

Bärbel Röpert leitet die Einrichtung seit 2001. Hier steht sie vor der behutsam renovierten alten Villa aus dem Jahr 1922, die das schicke Eingangstor zum Gelände des Wilhelm-Kliewer-Hauses am Ungermannsweg bildet.

Foto: Michael Obst

Doch keine Bange: Sie werden nicht auf der Straße stehen, einem Kooperationsvertrag mit dem Wilhelm-Kliewer-Haus im Hardter Wald sei Dank. "Wir versprechen uns dadurch 2000 bis 5000 zusätzliche Übernachtungen im Jahr", sagt Klaus Bamberg, Geschäftsführer der Neue Arbeit Integration GmbH. Der gewerbliche Diakonie-Spross übernahm die Einrichtung 2005 von der Stadt (konkret dem Jugendamt) und investierte seitdem acht Millionen Euro, um es vom städtischen Heim zum modernen Veranstaltungstreffpunkt für Familien, Firmen und Verbände umzubauen.

Dabei passt die Einrichtung, die irgendwo in der Mitte zwischen Jugendherberge und Hotel liegt, in kein gängiges Schema. "Unser Hauptmerkmal sind auch weiterhin Jugendgruppen", sagt Bärbel Röpert, die das Haus seit 2001 leitet - damals hatte es 38 Betten und weniger als 2000 Übernachtungen im Jahr. Wenn am 24. September der vier Millionen Euro teure Erweiterungstrakt eröffnet wird, steigt die Bettenzahl von 104 auf 138, angepeilt werden künftig 30.000 statt aktuell 20.000 Übernachtungen. Angesichts von insgesamt 324.198 Übernachtungen in der Stadt (2016) kein geringer Anteil - obwohl das Haus nicht einmal auf den klassischen Buchungsportalen im Internet zu finden ist. In mehreren Schritten wurden und werden die Gebäude und das Gelände so umgebaut, dass dort mittlerweile aber auch viele konfessionelle Gruppen, Radwanderer sowie Auswärtsfans der Borussia nächtigen, Firmen wie Aunde, Heinrich Schmidt oder Eon Ruhrgas dort Feiern oder Tagungen durchführen und Fortbildungen für Bundesfreiwilligendienstleistende abgehalten werden. Und auch eine Party zum 80. Geburtstag stets gerne gesehen ist. "Wie viele Gaststätten halten dafür heute schon noch Säle vor?", fragt Bamberg rhetorisch. Auch viele Weihnachtsfeiern würden momentan bereits gebucht.

Mit dem neuen Anbau soll das Ganze dann auch endlich richtig wirtschaftlich werden - bisher kratze man allenfalls an der schwarzen Null, sagt Bamberg. "Mit Jugendgruppen alleine kriegt man die Finanzierung nicht hin." Das Tagungsgeschäft mache heute bereits 20 bis 25 Prozent des Umsatzes aus. Dazu werden neben zehn regulären Angestellten auch zehn Behinderte beziehungsweise Langzeitarbeitslose beschäftigt ("Benachteiligte"). Weitere Stellen sollen hinzukommen. Die braucht es, wenn dort künftig auch die Berufsschüler aus der Textilakademie ihre Nächte verbringen.

(tler)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort