Mönchengladbach Schüler entwickeln App für Vertretungsplan

Mönchengladbach · Jeder Schüler wird es kennen: Morgens aufstehen, zur Schule hasten und dann der Schock beim Blick auf den Vertretungsplan: die ersten beiden Stunden fallen aus. Um das Schulleben Schülern, Lehrern und auch Eltern zu erleichtern, haben zwei Schüler des Hugo Gymnasiums in Mönchengladbach nun eine App für den Vertretungsplan entwickelt.

 Gerrit Farren (links) und Niklas Dohmen wollen Apps entwicklen, die das Leben erleichtern.

Gerrit Farren (links) und Niklas Dohmen wollen Apps entwicklen, die das Leben erleichtern.

Foto: Isabella Raupold

Weil sich Gerrit und Niklas im Informatikunterricht langweilten, wagten sich die beiden 17-Jährigen an die Mammut-Aufgabe und programmierten in Eigenregie die App für's Smartphone. Mit der können Schüler von nun an bequem von zu Hause aus auf den Vertretungsplan schauen und prüfen, wann sie zur Schule müssen und welche Aufgaben sie zu erledigen haben. Von der genauen Kursbezeichnung über den Namen des Vertretungslehrers bis zur Buchseite, die gelesen werden soll — die App zeigt für jeden Schüler seinen individuellen Vertretungsplan an.

Über zwei Jahre schon hatte sich das Hugo Junkers Gymnasium in Rheydt eine moderne Weiterentwicklung ihres Vertretungsplans in den Kopf gesetzt. Doch immer wieder tauchte dasselbe Problem auf: Wegen der hohen Sicherheitsvorkehrungen beim städtischen Schul- und Verwaltungsnetzwerk kamen die Lehrer nicht an die nötigen Daten. Auch Gerrit und Niklas, die im nächsten Jahr ihr Abitur machen, standen vor dieser Hürde. Schließlich fanden sie aber eine Hintertür, um doch an die Daten aus dem Rechner des stellvertretenden Schulleiters, Marc Reese, zu kommen, der den Vertretungsplan erstellt: Sie programmierten ein eigenes Programm, das Herr Reese nun jeden Morgen startet und das die nötigen Informationen zum Vertretungsplan absaugt. "Das Schulnetzwerk bleibt weiterhin außen vor", versichert die Informatiklehrerin Martina Chittka.

Viele Stunden vor dem Rechner

Knapp ein Jahr lang bastelten die Schüler von da an an ihrer App. "Während die anderen Schüler den normalen Stoff lernten, schrieben Niklas und Gerrit an dem Programm", erklärt die Lehrerin. Auch nach der Schule verbrachten die Jungs Stunden vor ihren Rechnern, um an Technik und Design zu feilen. Wenn sie mal nicht weiter wussten, suchten sie sich Hilfe in Foren. "Da sind locker über 1000 Zeilen Code zusammen gekommen", schätzt Niklas, der sich das Programmieren mit zwölf Jahren selbst beigebracht hat und nach dem Abitur Informatik studieren möchte. An Spielen war er nie besonders interessiert. "Lieber entwickele ich Anwendungen, die das Leben erleichtern", sagt er.

Die Jungs entschieden sich, die App für Android-Smartphones zu entwickeln. Das kostet außer einer einmaligen Anmeldegebühr im Google Play Store kein Geld, zudem ist das Prüfverfahren im Gegensatz zu Apple ziemlich lasch. Neben der App gibt es für iPhone-Nutzer eine mobile Web- und eine Desktop-Version, die über die Schulhomepage zu erreichen ist. "Als die App endlich fertig war, war die dazu gehörige Website ein Klacks", sagt Gerrit.

App kurz vor dem Start

Seit rund drei Monaten läuft nun mit rund 90 Schülern der Oberstufe ein Probelauf, bei dem Fehler ausgemerzt werden sollen. In wenigen Tagen ist die App dann für den Play Store freigeschaltet. Dann müssen sich Schüler und Lehrer einmalig registrieren und einen QR-Code im Schulgebäude abscannen. "So verhindern wir, dass Unbefugte von außen auf die Daten zugreifen können", erklärt Schulleiter Wolfgang Bremges. Er ist stolz auf seine beiden Überflieger und konnte gleichzeitig auch noch rund 1.000 Euro Kosten sparen, die eine App in dem Umfang gekostet hätte, wäre sie von einer speziellen Firma entwickwelt worden.

Einen Nachteil hat die App für die Schüler dann doch: Auch Eltern können sich anmelden und ab jetzt genau verfolgen, wann welche Stunden ausfallen und welche Aufgaben ihre Kinder dafür zu erledigen haben. Vorbei die Zeiten, in denen der Nachwuchs früher nach Hause kommen und sagen konnte: "Wir hatten früher Schule aus, die letzten beiden Stunden sind ausgefallen."

(met)
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