Mönchengladbach Der erste Wahlgang ist geschafft

Mönchengladbach · Max Rinckens (17) und Cara Jeschka (16) wurden an der Bischöflichen Marienschule zu Schülerministern gewählt.

Sie sind politisch interessiert und haben eine klare Meinung zu Themen wie Studiengebühren, Turbo-Abitur und Inklusion. Doch weil die Schüler der Bischöflichen Marienschule Mönchengladbach noch zu jung sind, um bei der NRW-Landtagswahl am 14. Mai mitzuentscheiden, nutzen sie nun eine andere Plattform, um sich Gehör zu verschaffen. Sie nehmen an dem Projekt "Deine Stimme zählt" der Rheinischen Post teil. Mit dieser Aktion ermöglicht unsere Zeitung ausgewählten Jugendlichen, vor großem Publikum mit den Spitzen der Landespolitik zu debattieren. Gestern hat das Gymnasium seine Wahl getroffen: Cara Jeschka (16) und Max Rinckens (17) vertreten die Bischöfliche Marienschule als Schülerminister. "Ich finde die Möglichkeit toll, endlich mitsprechen zu können", sagt Cara Jeschka bei ihrer Amtseinführung.

Die 16-Jährige interessiert sich schon lange für Politik und liest regelmäßig Zeitung, um sich zu informieren. Doch besonders bei Themen, die sie selbst betreffen, wie die Zukunft des Abiturs, findet sie, dass Politiker zu viel drumherumreden. "Ich wünsche mir, dass Politiker die Dinge deutlich benennen und eine Sprache verwenden, die jeder versteht. Oft bleibt der Sinn hinter ihren Worten verborgen", sagt das Mädchen, das später mal Journalistin werden möchte.

Ähnlich empfindet das auch Schülerminister Max Rinckens. Dem 17-Jährigen ist es wichtig, dass Politiker sympathisch und authentisch sind und mit Informationen transparent umgehen. Vor allem die Diskussion um G8 oder G9 sieht er als von der Politik undurchsichtig geführt an.

Eine Lösung in der Frage um die Schulformen hat er zudem parat: "Es wäre viel sinnvoller gewesen, wenn vor irgendeiner Entscheidung 100 Schüler per Zufallsverfahren ausgewählt worden wären, um an möglichen Konzepten gemeinsam zu arbeiten", sagt er. Generell plädiert der Schülerminister für mehr direkte Demokratie. "Das Establishment hat sich von der Masse abgekoppelt, der Bürgerdialog fehlt", betont der 17-Jährige.

Mit diesen Positionen stellten sich die beiden Oberstufenschüler gemeinsam mit Maximilian Bisges (16) und Jule Rütters (17) an der Bischöflichen Marienschule als Kandidaten zur Wahl. Und auch die Mitstreiter sehen in der Politik Veränderungsbedarf. "Politiker treffen ihre Entscheidungen häufig an der Lebenswirklichkeit der Bürger vorbei. Den Bezug zu den Problemen der einfachen Leute haben sie verloren", sagt Jule Rütters.

"Mich stört, wenn Fakten beschönigt und Zahlen aufgebessert werden, nur damit die Politiker in der Öffentlichkeit besser dastehen", ergänzt Maximilian Bisges. Beide wollen die gewählten Schülerminister weiter unterstützen, damit diese für die Debatte mit den Spitzen der Landespolitik gut gewappnet sind.

Die Entscheidung, wer das Ministeramt bekleiden darf, haben die Klassen- und Stufensprecher des Gymnasiums getroffen. Dabei wurden ganz bewusst sämtliche Jahrgangsstufen einbezogen. "Zur Debatte stand, nur die Oberstufenschüler entscheiden zu lassen", sagt Deutsch- und Sozialwissenschaftslehrerin Katrin Hommen, die das Projekt an dem Gymnasium begleitet. "Doch dann hätten wir ja die gleiche Situation wie zur Landtagswahl, bei der die Jüngeren ausgeschlossen werden." Bei der gestrigen Schülerratssitzung durften auch die Fünftklässler ihre Stimme abgeben. Insgesamt waren 38 Schüler wahlberechtigt.

Doch es gab bestimmte Regeln bei der Stimmabgabe: "Jeder soll jeweils einen weiblichen und einen männlichen Kandidaten wählen", erklärte Schülervertreter und Wahlleiter Clemens Heimsoeth (16) im Vorfeld. Gleichberechtigung, selbst in Spitzenpositionen - an der Bischöflichen Marienschule ist das nicht nur ein Lippenbekenntnis. Mit 26 Ja-Stimmen wurde Cara Jeschka ihrer Favoritenrolle gerecht. Max Rinckens setzte sich mit 20 Befürwortern durch.

"Durch dieses Projekt wird Politik für die Schüler erlebbar", sagt die Lehrerin Katrin Hommen. "Sie verinnerlichen die Inhalte aus dem Unterricht stärker und werden außerdem für das Wahljahr 2017 sensibilisiert."

(RP)
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