Mönchengladbach Schulen sollen sicherer werden

Mönchengladbach · Wie reagiert ein Lehrer, wenn er hört, dass einer seiner Schüler ein Waffen-Fan ist? Sind Drohungen immer ernst zu nehmen? Und wie sehen versteckte Hilferufe aus? Nach den Amokläufen in Emsdetten und Winnenden haben sich an sieben Rheydter Schulen Krisenteams gebildet.

Lehrer von sieben Schulen aus dem Mönchengladbacher Süden nehmen heute an einem ganz besonderen Training teil. Sie lassen sich von Experten des Instituts für Psychologie und Bedrohungsmangement fortbilden. Die Fachleute aus Darmstadt kennen sich mit so genannten Großkrisensituationen aus. Dazu zählen auch Amokläufe. Für die Lehrer aus Mönchengladbach geht es aber um mehr als die Frage: Wie verhalte ich mich, wenn ein Schüler wild um sich schießt?

Hinhören, hingucken

"Gewalt in und um Schulen gibt und gab es auch bei uns", sagt Herbert Lauth, Leiter des Fachbereichs Schule und Sport. Er erinnert an die Hauptschülerin, die von ihrem Vater auf offener Straße erschossen wurde, den Gymnasiasten, der seine Freundin niederstach, und die Mutter, die ihre Kinder, darunter einen Grundschüler erstickte. "Die Straftaten hatten nicht unmittelbar mit der Schule zu tun, sie haben aber Mitschüler und Lehrer betroffen gemacht und belastet. Mit der Fortbildung sollen nun Schüler und Lehrerkollegien sensibilisiert werden, mögliche Krisen- und Gefahrenlagen zu erkennen.

Wichtig dafür sei ein offenes Ohr, weiß Renate Baier vom Schulpsychologischen Dienst. Denn nur so könne man erfahren, ob es in der Biografie des Schülers schon Auffälligkeiten gegeben habe, ob er gemobbt worden sei oder in einer persönlichen Krise stecke. Dr. Ernst Schaub, Leiter des Rheydter Berufskollegs für Wirtschaft und Verwaltung, das die Federführung für das Pilotprojekt "System sichere Schule" übernommen hat, nahm bereits an einer Tr

ainingseinheit vom Institut für Psychologie und Bedrohungsmanagement teil. Und das hat er bereits gelernt: "Jeder, der in einer persönlichen Krise steckt, gibt tröpfchenweise Signale. Uns geht es nun darum, wie wir uns so sensibilisieren können, diese Signale zu erkennen." Beim Schulpsychologischen Dienst gehören solche Hilferufe zum täglichen Geschäft. Meistens geht es um persönliche Probleme, um Mobbing oder Aggression. Aber es kommt auch mehrfach im Jahr vor, dass sich Lehrer, Eltern oder Schüler Sorgen um die Sicherheit der Schule machen.

Erfurt, Emsdetten oder Winnenden — nach jedem Amoklauf gibt es Trittbrettfahrer. Das war in Mönchengladbach nicht anders. Als es Ende 2007 eine Amok-Drohung in einer benachbarten Schule gab, wusste Dr. Schaub: "Eine Schule ist von einer Krisensituation nie individuell betroffen." Vor allem seine Schule nicht. Denn das Berufskolleg liegt in einem Schulzentrum. Für Schaub und Beatrix Zimmer, Diplom-Sozialarbeiterin an der Schule, war es nur folgerichtig, dass sie für das Pilotprojekt auch andere Schulen mit ins Boot holten.

Außerdem sind mit dabei: das Schulamt, Willi Schinken von der Kriminalpolizei und Klaus Schmitz, Integrationsbeauftragter der Stadt. Geplant ist auch, das Pilotprojekt auf weitere Schulen auszudehnen. "Das Interesse ist sehr groß", sagt Schulamtsdirektorin Monika Franzen. "30 weitere Schulen haben schon Interesse bekundet."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort