Mönchengladbach Schulen stehen vor heftigen Aufgaben

Mönchengladbach · Die GEW schlägt Alarm: Inklusion und Flüchtlingssituation stellen Lehrkräfte vor kaum zu stemmende Herausforderungen. Randvolle Klassen und viel zu wenig Sonderpädagogen ließen ein erfolgreiches Lernen kaum zu.

In den Schulen gibt es zurzeit gleich zwei Baustellen, die Lehrerkollegien vor große Herausforderungen stellen. Erstens: die Inklusion. Viele Kinder mit Förderbedarf werden von ihren Eltern an Regelschulen angemeldet. Doch es gibt zu wenig Sonderpädagogen. Zweitens: die Flüchtlingssituation. In den Klassen sitzen immer mehr Kinder ohne Deutschkenntnisse. Aber kaum ein Lehrer ist ausgebildet, Deutsch als Fremdsprache zu unterrichten.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Mönchengladbach hatte ihre Mitglieder, Schulleitungen sowie Vertreter aus Politik und Verwaltung eingeladen, um über die zurzeit laufenden Veränderungen und bestehenden Probleme an den Schulen in Mönchengladbach zu sprechen.

"Die rasante Schließung von Haupt- und vor allem Förderschulen für den Bereich der Lern- und Entwicklungsstörungen, die Neugründung der beiden Förderschulzentren Nord und Süd und die damit verbundene Ausweitung des gemeinsamen Lernens an den Regelschulen stellen die betroffenen Schüler und Pädagogen in diesem Schuljahr vor heftigste Herausforderungen", sagt GEW-Vorsitzende Ruth Reinartz. Und: "Dies hätte in diesem Tempo nicht sein müssen. Klassen und Kollegien mussten neu gebildet und zusammengesetzt werden, was an vielen Schulen zu randvollen Klassen und Raumnot führt." Ein erfolgreiches Lernen sei deutlich erschwert.

Dass Eltern den Wunsch haben, ihre Kinder mit Förderbedarf an Regelschulen anzumelden, kann man bei der GEW nachvollziehen. Doch werde sich erst in der Zukunft zeigen, ob das gemeinsame Lernen in den Regelschulen wirklich die bessere Alternative zu der bislang bewährten, intensiven sonderpädagogischen Betreuung an den Förderschulen ist. Ruth Reinartz: "Angesichts der knapp bemessenen Anzahl der Sonderpädagoginnen und -pädagogen, die das Land NRW für das Gemeinsame Lernen zur Verfügung stellt, bestehen große Sorgen, dass die individuelle Förderung für alle Schüler leidet und die betroffenen Pädagogen trotz großem Engagement diese Herausforderung nicht so einfach stemmen können." Die Arbeitsbedingungen hätten sich teilweise massiv verschlechtert. "Sonderpädagogen arbeiten jetzt häufig zwangsläufig an mehreren unterschiedlichen Schulen. Die neuen Einsatzschulen sind den Kollegen zum Teil erst in den Ferien mitgeteilt worden", berichtet die GEW-Vorsitzende.

Bereits im vergangenen Schuljahr habe die GEW Mönchengladbach darauf hingewiesen, dass bei der Umsetzung der Inklusion keine zwangsläufige Eile geboten sei. Puffer in der ganzen Misere seien die verbliebenen Hauptschulen, die trotz aller Schwierigkeiten einen großen Teil der Schüler mit Förderbedarf und jetzt auch noch einen hohen Anteil der Schüler aufnehmen, die vor Krieg und wirtschaftlicher Armut nach Deutschland geflüchtet sind. Reinartz: "Zu einer Chancenverbesserung für die Schüler an Hauptschulen hat diese übereilte Umgestaltung der Mönchengladbacher Schullandschaft sicher nicht beitragen."

Die Grundschulen stünden ebenfalls vor heftigen Herausforderungen. Konnte bislang der Förderbedarf der Schulneulinge vor der Einschulung festgestellt werden, geschehe dies jetzt erst in der Regel nach dem zweiten Schuljahr. "Damit geht für die betroffenen Kinder wichtige Zeit der individuellen intensiven sonderpädagogischen Förderung verloren", kritisieren Lehrer. Die betroffenen Klassenlehrerinnen stünden oft vor einer unlösbaren Aufgabe: Sie sollen alle Kinder im Blick haben und gleichzeitig individuell fördern.

Die GEW fordert die Politiker in Mönchengladbach auf, "sich vor allem im Landtag für die dringend notwendigen zusätzlichen Lehrerstellen für das gemeinsame Lernen und die Beschulung der neu hinzugekommenen Flüchtlingskinder stark zu machen". Die Stadt könne die Schulen unterstützen, durch die Bildung von Schwerpunktschulen für das Gemeinsame Lernen, um die Stellen für Sonderpädagogische Förderung zu bündeln. Auch die Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule sollte weiter intensiviert werden. Ein ganz konkreter Wunsch der GEW: die zügige Standortsuche für die "Externe intensivpädagogische Maßnahme", die zurzeit noch im Förderzentrums Nord angesiedelt ist. Ein externer Standort wie er eigentlich vorgesehen sei, würde dort zu einer deutlichen Entspannung beitragen.

(RP)
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