Mönchengladbach Sechstklässler lesen Kita-Kindern vor

Mönchengladbach · Aktion "MG liest": Schüler der Gartenstraße besuchten die multikulturelle Kindertagesstätte "MuKi".

Ätze, das Tintenmonster, liebt alles, was dreckig und schmutzig ist. Es ernährt sich von Tinte und lebt in der Hosentasche des Jungen Kalle. Auch hat Ätze einen ganz besonderen Lieblingsspruch, den sich die Kinder der multikulturellen Tagesstätte "MuKi" auf der Gartenstraße in Rheydt gut gemerkt haben: "Pfui, Kotz, gammlich ist das schön!"

Mit Kuschelkissen machte es sich die Gruppe der Kita gemütlich, als die "großen" Besucher aus der Klasse 6c des Gymnasiums an der Gartenstraße gestern Vormittag mit dem Kinderbuch "Ätze, das Tintenmonster" vorbeischauten. Maja, Gianluca, Colin (alle 11) und Isy (10) lasen den Kindern abwechselnd aus dem Buch vor und hatten dazu einige Bilder vorbereitet. "Am Anfang waren sie sehr aufmerksam, aber dann hat man gemerkt, dass es unruhig wurde", fasst Gianluca seine Eindrücke zusammen. Auch wenn einige Kinder mit zunehmenden Gedanken ans Mittagessen von einer aufrechten Sitz- zur Schlafposition übergingen, war der Tenor eindeutig. "Wie hat euch das Vorlesen gefallen?", fragte Erzieherin Beate Reiners. "Guuuut", hallte es den Gästen entgegen. Die vier Vorleser holten sich bei Erzieherin Reiners noch wertvolle Tipps für die Zukunft: "Wir bereiten uns so vor, dass unsere Gesichter bei den Kindern sind und wir einige Passagen auswendig können. So kann man dann mehr Wert auf die Körpersprache legen. Dazu malen wir etwas, denn die Kinder brauchen eine visuelle Vorstellung." Maja und Colin nahmen dazu noch weitere Aspekte mit auf. "Die Betonung ist ganz wichtig", meint Colin. "Dazu muss man darauf achten, dass man nicht zu schnell liest", ergänzt Maja.

Koordiniert und betreut hat die Leseaktion die Deutsch- und Biologielehrerin Katrin Messing, die seit 2007 an ihrer Schule für den Bereich der Leseförderung zuständig ist. Nach der ersten "MG liest"-Woche vor zwei Jahren wurde die Aktion, Schüler in Kindertagesstätten vorlesen zu lassen, nun wiederholt. "Ich denke, es war für beide Seiten bereichernd", so die Lehrerin. "Man rückt das Thema Lesen in den Blickpunkt und fragt nach dem Mehrwert des Lesens." Die Lust und Begeisterung am Lesen zu entfachen habe demnach auch soziale und pädagogische Effekte: "Lesen ist für den Wortschatz, die Sprachbildung und die Rechtschreibung gerade in einer multikulturellen Gesellschaft wie in Rheydt ganz wichtig."

Die Leseaktion ist nur ein Baustein aus den zahlreichen Projekten des Rheydter Gymnasiums zur Aktionswoche "MG liest". Jugendbuchautorin Gudrun Heinemann las in der Aula des "GymGa" aus ihrem Buch "Abenteuer auf La Palma" vor. Schülerin Isy meinte: "Es ist schon interessant, wenn man der Autorin zuhört, denn sie hatte ja die Gedanken zur Geschichte."

Dazu bot der gestrige Jugendvorlesenachmittag zum Thema "Gruseln-Grauen-GymGa" den Schülern die Möglichkeit, Gruselgeschichten vorzulesen oder diese in separat angebotenen Workshops selbst zu verfassen.

Beim bundesweit stattfindenden Vorlese-Wettbewerb, der am 11. Dezember stattfindet, wird die Schule auch wieder vertreten sein. Abseits dieser besonderen Aktivitäten hat Lehrerin Katrin Messing bereits feste Rituale in den Deutsch-Unterricht integriert. "Jeder Schüler bekommt die Möglichkeit, zehn Minuten lang aus seinem Lieblingsbuch vorzulesen. Das hat für die ganze Klasse eine sehr entspannende Wirkung."

Nach dem Vorlesen und einem Rundgang durch die Kita taten Schüler und Kita-Kinder noch etwas zur unbewussten Entspannung, was mindestens genau so viel Spaß macht wie Lesen. Nämlich Verstecken spielen.

(RP)
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