Filmkritik Seele gesucht, Seele gefunden

Der neue Film über Borussia, den der WDR morgen zeigt, beginnt mit "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauss und einer Tipp-Kick-Figur, die durch das All wirbelt. Dann stürzt die Kamera hinunter in den Borussia Park und taucht ein in die Geschichte des Klubs, die in schnellen Bildern vorbeisaust. Die Historie gehört zum Verein, doch sie ist vielfach erzählt. WDR-Autor Andreas Kramer wählt einen anderen Ansatz, er durchsucht die Gegenwart nach dem Gladbach-Mythos.

Der letzte Film über die Borussen war vor zwei Jahren ein rasant geschnittenes Feuerwerk über den Aufstieg der Borussen vom Abstiegskandidaten zum Europa-Teilnehmer - "Auf, auf, auf in die Champions League" ist der Film zur Favre-Ära, ein sportliches Vergnügen.

Kramers Film ist Erzähl- statt Actionkino, er stürmt nicht wie sein Vorgänger, er schleicht durch das Borussen-Universum auf der Suche nach dessen Mittelpunkt. Es kommen Menschen zu Wort, die Borussia leben und lieben. Wer einen Fußballfilm erwartet, wird enttäuscht Denn Fußball kommt wenig vor. Vielmehr ist es ein Liebesfilm, eine Sozialstudie, ja sogar ein Heimatfilm. Am Anfang ist der Blick von Nirgendwo aus dem All, hymnisch, am Ende das Innenleben Borussias, die Hymne: "Die Seele brennt" wird gesungen. Der Film hat den Anspruch, zu zeigen, warum Borussia mehr ist als ein Mythos. Es gelingt: Seele gesucht, Seele gefunden.

karsten.kellermann@rheinische-post.de

(RP)
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