Serie Was Macht Eigentlich? Seine große Liebe fand er in der Kur

Die Herren bei Gebr. Heinemann hatten etwas vor mit dem jungen Mann, der 1954 seine Lehre als Großhandelskaufmann erfolgreich abgeschlossen hatte: Hans Göbbels sollte Substitut in der Strickwarenabteilung des renommierten Gladbacher Textilhauses werden. Da gab es nur ein Hindernis: Er spielte Fußball bei Borussia, war mit 18 gerade Vertragsspieler geworden. Und da erschien der Geschäftsleitung das Risiko einer Verletzung zu groß. Er sollte sich entscheiden: Karriere im Textilhandel oder Fußball.

Borussia hatte die Lösung parat, die beides ermöglichte: Der 3. Vorsitzende Manfred Günther, Chef der Gladbacher Zweigstelle Coca-Colas, bot nach einer Umschulung in der Essener Zentrale eine Stelle als Leiter der Abrechnungsabteilung mit Handlungsvollmacht an. Göbbels nahm an, sein Vertrag bei Borussia wurde verlängert. Und Coca-Cola blieb sein Job, bis er 63 war.

Als Fußballer gab es schon einige "Fehlzeiten". Dass er in der Saison 1956/57 Borussias Abstieg aus der Oberliga "verpasste", lag allerdings an einer Rippenfellentzündung, die ihn zehn Monate außer Gefecht setzte. Doch die Krankheit hatte auch eine sehr erfreuliche Folge: Bei einer Kur in St. Blasien im Schwarzwald lernte er seine Frau Monika kennen, mit der er nun schon 53 Jahre verheiratet ist.

Mit Göbbels' Rückkehr in die Mannschaft schaffte Borussia 1958 den direkten Wiederaufstieg - und gut zwei Jahre später den Pokal-Triumph. Den allerdings hätte er um ein Haar verpasst: Eine hartnäckige Zehenverletzung hatte ihn lange außer Gefecht gesetzt. "Doch vor dem Pokal-Finale testete Trainer Bernd Oles mich im Oberliga-Spiel gegen den Torjäger des westdeutschen Vizemeisters Westfalia Herne, Gerhard Clement. Ich bestand - und war im Pokal-Endspiel dabei", erzählt Hans Göbbels.

Mehr als 200 Spiele, in der Liga, im Pokal und in Freundschaft, hat er von 1954 bis 1962 für Borussia bestritten. Und ungezählte in der Altherren-Mannschaft, für die er nach Ende seiner Zeit in Ratheim von 1970 bis 1996 spielte. Dann brachte eine neuerliche Meniskus-Operation mit der Diagnose "Knorpel-Totalschaden" das Ende seiner aktiven Zeit. Den Alten Herren blieb er aber weiter verbunden. Und der Verein hat ihn 1992 mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet.

2010 hat Hans Göbbels ein komplett neues Kniegelenk bekommen. Besserung hat es nicht gebracht, auch nicht nach drei weiteren Operationen, immer neuen Reha-Maßnahmen und Krankengymnastik. "Meine Beweglichkeit ist so sehr eingeschränkt. Trotzdem bin ich regelmäßig als Zuschauer bei den Heimspielen meiner Borussia dabei, freue mich auf das Treffen mit anderen ehemaligen Spielern am vom Verein eingerichteten Stammtisch", sagt der 79-Jährige. "Und mit der tollen Entwicklung der Mannschaft in der letzten Zeit macht es ja nun noch mehr Spaß zuzusehen."

(oes)
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