Interview: Porträt Eva Spott Seit 30 Jahren auf der Schauspielbühne

Mönchengladbach · Blickt man auf die Laufbahn der 54-jährigen Schauspielerin Eva Spott, scheint es nur folgerichtig, dass sie heute am Niederrhein arbeitet. Sie stammt aus Krefeld und hat oft mit Regisseuren gearbeitet, die es hier zum Intendanten brachten.

Tiefgebräunt sitzt die gertenschlanke Frau auf dem Plüschsofa der Theaterkantine in Rheydt. "Welche Sportart betreiben Sie?", formuliert der Interviewpartner gleich zu Beginn des Gesprächs. "Ich komme gar nicht dazu, Sport zu machen", kommt die überraschende Antwort. Um ihre drahtige Figur zu halten, hat die jetzt 54 Jahre alte Schauspielerin keinen Ausdauersport nötig. "Aber", stellt Eva Spott klar, "ich bin seit Langem daran gewohnt, hart zu arbeiten." Was konkret heißt: Sie liebt ihren Beruf innig und freut sich auch 30 Jahre nach ihrem Bühnendebüt noch immer auf die jeweils nächste Herausforderung. Außerdem gibt es die Familie, einen großen Garten und zurzeit daheim auch noch eine Baustelle, die jede freie Minute von ihr fordern.

"Bei einer großen Rolle ergeht es einem so ähnlich, als wenn man eine Fremdsprache lernt", sagt Eva Spott. "Wenn man tief genug eingestiegen ist in die Figur, beginnt man in der Rolle zu träumen." Ihre besondere Leidenschaft gilt dabei nicht in erster Linie der Situation beim Auftritt vor Publikum. "Bei den Proben zu einem Stück erfahre ich viel mehr über den Autor, das Innenleben der Figur und über mich selber als beim Auftritt", erklärt sie.

Ihr erstes Engagement führte die gebürtige Krefelderin nach Darmstadt, das war im Frühherbst 1984. "In meiner ersten Rolle spielte ich ein Dienstmädchen in der Komödie ,Der Floh im Ohr' von Feydeau", erinnert sie sich. Der Regisseur damals war Jens Pesel, der später (1996 bis 2010) Intendant in Krefeld/Mönchengladbach wurde. Eva Spott erlebte in Darmstadt auch noch Eike Gramss als Schauspieldirektor, der bereits ein Jahr nach ihrem Debüt Intendant am Niederrhein wurde. Ihre erste große Rolle übernahm sie in Darmstadt mit der Recha in Lessings "Nathan der Weise".

Sieben Jahre - eine lange Zeit für das Erstengagement eines Mimen - blieb Eva Spott in Darmstadt. Mit ein Grund dafür war, dass sie dort "den Vater meiner Kinder kennenlernte". Der erste Sohn des Paares wurde in Darmstadt geboren. Dann ging sie zusammen mit dem Lebenspartner nach Mainz, wo sie fünf Jahre blieb. "Es waren jene Jahre, als Anna Badora dort Schauspieldirektorin war, das war eine tolle Zeit", schwärmt Eva Spott. Sie hatte bereits in Darmstadt in Badora-Inszenierungen mitgespielt, etwa die Nora in Ibsens Drama.

In Mainz wurde ihr zweiter Sohn geboren. "Ich habe damals nur kurz Pause gemacht, dann stand ich wieder auf der Bühne", erzählt sie. Als Badora als Intendantin nach Düsseldorf ging, wurde die Familie gefragt, ob sie mitkommen wolle. Ein großes Schauspielhaus, das klang spannend, also Zusage. "Ich mag Rheinländer", spricht sie einen weiteren Grund an, warum es sie näher an die Heimat zog. Hier war sie Puck im "Sommernachtstraum", Julija in "Sommergäste", spielte in Theresia Walsers "King Kongs Töchter".

Vier Jahre arbeitete sie nach dem Abschied vom Düsseldorfer Schauspiel frei, "diese Zeit habe ich sehr genossen, aber die Akquise für neue Gastverträge kann ganz schön anstrengend sein", schränkt sie ein.

In den vier Jahren, die Eva Spott nun am Gemeinschaftstheater spielt, hat sie sich als markante Charakterdarstellerin beim Publikum bekannt und beliebt gemacht. Sie war die Emilia in "Othello", die Königin Jokaste in Sophokles' Tragödie "König Ödipus", zuletzt spielte sie die rachsüchtige Claire in Dürrenmatts "Besuch der alten Dame".

In der neuen Spielzeit hat sie sich soeben als Klytaimestra in Matthias Gehrts Inszenierung der "Orestie" vorgestellt. Wieder als eine von Rachsucht getriebene Frau.

Wunschrollen kann Eva Spott selbstverständlich auch benennen: "Ich finde die Figur der Blanche in ,Endstation Sehnsucht' sehr spannend, "eine gebrochene Frau". Auch die Titelrolle in Gorkis Schauspiel "Wassa Schelesnowa" steht auf ihrer Wunschliste. Oder die Martha in Albees "Wer hat Angst vor Virginia Woolf". Sie kann warten.

(RP)
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