Mönchengladbach Senior wurde zum Überfall-Opfer in seiner Wohnung

Mönchengladbach · Wegen gemeinschaftlichen Raubes muss sich ein 21-jähriger Mönchengladbacher vor dem Schöffengericht verantworten. Der Angeklagte sitzt bereits wegen eines früheren Urteils in Haft. Der Mönchengladbacher soll die brutale Tat in der Nacht zum 29. August 2016 an der Brunnenstraße mit fünf Mittätern begangen haben. Die Komplizen haben ihr eigenes Gerichtsverfahren noch vor sich. Die Eindringlinge raubten dem schwerhörigen und gehbehinderten 89-jährigen Bewohner damals 115 Euro, Schmuck seiner verstorbenen Frau sowie mehrere Uhren, die allerdings reparaturbedürftig waren.

Der Angeklagte zeigte sich geständig: Zwei Komplizinnen habe er vor der Tat weggeschickt. "Sie sollten am Auto warten. Aber sie wussten Bescheid." Die Rollenverteilung habe man vorher besprochen. Zwei Männer sollten von hinten durch ein Kellerfenster in das Haus an der Brunnenstraße eindringen und die Sicherungen herausschrauben. "Wir wollten uns im Keller verstecken. Als der Mann (das spätere Opfer, Anm. d. Red.) aus seiner Wohnung kam, schlichen wir uns unbemerkt in die Wohnung", schilderte der Angeklagte. "Ich hörte Lärm und geriet in Panik. Der Mann wurde festgehalten und zu Boden gebracht", berichtete der 21-Jährige im Gerichtssaal. Zugleich behauptete er, dass der 89-Jährige nur für Sekunden festgehalten worden sei. Empört hielt ihm die Staatsanwältin vor, dass der Senior 30 Minuten am Boden gelegen habe. Ein Nachbar des Opfers sagte aus, dass der verängstigte 89-Jährige in der Augustnacht bei ihm geklingelt und erzählte habe, dass er überfallen worden sei. Das Telefon sei aus. Der Nachbar möge die Polizei verständigen. Das schwer gehbehinderte und schwerhörige Opfer schaffte es nur mit Unterstützung der Justizwachtmeister in den Gerichtssaal und auf den Zeugenstuhl. Dort erinnerte sich der Witwer an den nächtlichen Überfall: "Ich schaue nachts immer lange Fernsehen. Auf einmal war alles dunkel. Ich ging auf den Flur, um nach den Sicherungen zu sehen", schilderte er. "Doch die Sicherungen waren drin. Auch im Keller habe ich vergeblich nachgesehen. Von da an weiß ich nicht mehr, wie ich wieder in meine Wohnung gekommen bin. Ich war bewusstlos." Wo er das Geld habe, sei er von jungen Männern gefragt worden. "Lasst mich bitte am Leben", habe er gesagt. Am Ende hätten die Eindringlinge 115 Euro, drei Ringe seiner verstorbenen Frau, alle Schlüssel und auch das Auto mitgenommen. Die Uhren, die die Eindringlinge erbeuteten, habe er reparieren wollen, so das Opfer. Der Prozess wird mit Zeugen fortgesetzt.

(RP)
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