Mönchengladbach Senioren sollten ruhig mal frech sein

Mönchengladbach · Enkeltrick, vermeintliche Heizungsreparateure, Arbeiter, die ein Glas Wasser wollen: Zwei Kommissare erklärten beim ökumenischen Netzwerk-Frühstück in Hehnerholt, wie Senioren sich gegen Betrüger und Taschendiebe wappnen.

An jedem zweiten Donnerstag im Monat treffen sich rund 30 Senioren zum ökumenischen Netzwerk-Frühstück in der Jugendfreizeitstätte. Jeder bringt sein Frühstück mit, und bei einer Tasse Kaffee tauscht man sich über Aktuelles aus. "Sinn des Netzwerk-Frühstücks ist das Kennenlernen Gleichaltriger", sagt Organisator Paul Nelz. 2014 entstand die Idee zu diesem zwanglosen Treffen für Senioren, im Oktober 2016 wurde es ins Leben gerufen. Doch das Beisammensitzen ist nicht der alleinige Zweck des Netzwerk-Frühstücks. Zusätzlich werden die Treffen informativ für die Senioren gestalten.

Diesmal hatte Nelz die Kommissare Hajo Hackin und Ralf Wolfs vom Kommissariat Prävention und Opferschutz eingeladen. Unter dem Thema "Sicherheit für Senioren" gaben die Kommissare Tipps zur Prävention und zum Schutz vor Trickbetrügern. "Meistens suchen sich die Betrüger alleinstehende Senioren als Opfer. Ziel ist deren gutes Geld", sagt Hackin. Oftmals wissen Senioren über die Maschen der Straftäter Bescheid: "Doch die Informationen werden oftmals in den Hintergrund gedrängt", sagt Hackin. "Wir wollen sie trotz der Lebenserfahrung sensibler für solche Maschen machen", sagt sein Kollege Ralf Wolfs.

Häufige Maschen der Betrüger sind Haustürgeschäfte, wie die angebliche Reparatur der Heizung, der Enkeltrick, bei dem der vermeintliche Enkel anruft und beispielsweise um Geld für den Führerschein bitte, oder auch die Spendenbitte für einen vorgetäuscht kranken Menschen. "Seien sie frech und sagen sie Nein bei einem schlechten Bauchgefühl. Auch wenn sie anders erzogen wurden", sagt Hackin.

Den vermeintlichen Handwerker an der Haustür sollte man nicht ins Haus lassen. "Die meisten wollen ins Schlafzimmer. Denn sehr viele bewahren dort ihre Wertsachen auf", sagt Wolfs. Die vermeintlichen Arbeiter bitten die Hausbesitzer um ein Glas Wasser und klauen in der Zwischenzeit den Schmuck: "Den Diebstahl merken viele dann erst Tage später." Zum Schutz rät der Kommissar, nur bestellte Handwerker ins Haus reinzulassen. Außerdem werben die Kommissare für Zusatzschlösser. Ein Kastenriegelschloss, das sicherer als ein Kettenschloss ist, oder ein Querriegelschloss. Dieses Zusatzschloss verläuft quer über die Tür, und verhindert, dass einfache Türen, wie sie in Mietwohnungen eingebaut sind, innerhalb von Sekunden aufgebrochen werden können. Beim Enkeltrick bittet die Polizei darum, dass die Rufnummer des vermeintlichen Enkelkindes notiert wird. "Rufen sie die Polizei an, und wir kümmern uns dann um den Rest", sagt Wolfs.

Doch nicht nur in den eigenen vier Wänden werden Senioren häufig beklaut. Auf der Straße oder in Supermärkten werden sie oft zu Opfern von Taschendieben. "Die Diebe suchen sich Senioren aus, da sie körperlich nicht mehr so fit sind", sagt Hackin. Bankautomaten auf der Straße sollten Senioren generell meiden: "Die Diebe schubsen ihr Opfer massiv weg und flüchten dann mit der erbeuteten Summe." Auch bei Handtaschen sollte man wachsam sein. "Tragen sie die Handtaschen immer am Körper, lassen sie diese nicht unbeobachtet. Nehmen sie nur so viel Geld mit, wie sie ausgeben wollen. Niemand braucht Hunderte von Euros beim Bäcker", sagt Hackin.

Am Ende der Präsentation fühlen sich viele Besucher des Netzwerk-Frühstücks gut beraten. "Ich habe den Vortrag schon einmal bei einem Treffen in Hardterbroich-Pesch gehört. Zwei Tage später wurde bei mir eingebrochen. Deshalb ist es wichtig, dass mehr Senioren über die Betrüger informiert werden", sagt Nelz. Aus seiner Sicht ist die Gutgläubigkeit der Senioren ein großes Problem: "Viele denken: Es ist jahrelang gut gegangen, wieso sollte es mich jetzt treffen?"

Ähnlich sieht es Hildegard Frohn. "Bislang ist nichts passiert. Aber jetzt weiß ich, was ich zu tun habe, damit es auch so bleibt." Allerdings kannte sie schon vor dem Treffen die Maschen: "Wenn aber die Polizei von den Betrügern und den Schutzmaßnahmen spricht, ist es glaubhafter, als wenn ich es auf der Straße höre." Das bestätigt Helgard Seifarth. Die Seniorin ist zum ersten Mal in die Jugendfreizeitstätte gekommen: "Man kennt die Maschen der Betrüger. In einer guten Nachbarschaft sind die Mitmenschen auch bei anderen wachsam."

Kommissar Hackin hofft, dass die anwesenden Senioren von den Präventionsmaßnahmen weitererzählen. "Von der mündlichen Weitergabe profitieren alle", sagt er. Für die kommenden Monate warnen er und sein Kollege vor angeblichen Handwerkern, die Rauchmelder kontrollieren wollen.

(nije)
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