Serie: Was macht eigentlich? Ein Leben für den TV 1848 und die Sportjugend

Mönchengladbach · 50 Jahre lang war Franz Kuhlen im Vorstand des größten Sportvereins der Stadt tätig. Seine komplette Freizeit opferte er für seinen "18".

 Das Urgestein des "18" wird 75, Klubchef Wolfgang Kutscher (links) gratuliert 2011 dem Ehrenvorsitzenden Franz Kuhlen.

Das Urgestein des "18" wird 75, Klubchef Wolfgang Kutscher (links) gratuliert 2011 dem Ehrenvorsitzenden Franz Kuhlen.

Foto: Isabella Raupold

Der Name dieser Serie könnte heute umgeschrieben werden. Nicht "Was macht eigentlich Franz Kuhlen?", sondern "Was macht der TV 1848 ohne Franz Kuhlen?" Eine Konstellation, die einmal kaum denkbar schien. Doch sie musste irgendwann gelöst werden. Das war 2007, als "Mister 1848" nach 50 Jahren Vorstandsarbeit nicht mehr zur Wiederwahl antrat. Der M. Gladbacher Turnverein 1848 ist mit etwa 2500 Mitgliedern und zehn Abteilungen weiter der größte Sportverein der Stadt - sieht man mal von Borussia mit ihren Zigtausenden ab, die nur zugucken, aber hier nicht selbst Sport treiben wollen.

Über Kuhlen, 63 Jahre im Verein, auch "Mister 1848" genannt, hat der damalige Erste Vorsitzende Jochen Hinneburg 2005 gesagt: "Franz ist für uns unverzichtbar". Doch zu ersetzen ist am Ende nun mal jeder, auch Franz Kuhlen. Die Frage ist dann immer: Was wird erwartet?

Der TV 1848 mit seiner großen Sportanlage an der Bökelstraße ist heute nicht mehr so sehr der Familienverein wie früher. Was einmal am Wandel der Zeit liegt. Aber auch daran, dass Menschen wie Franz Kuhlen heute kaum noch zu finden sind. Ein Mann, der die komplette Freizeit seinem Sportverein widmet, Ideen hat und umsetzt, von der Leitung bis in die Kleinarbeit.

Franz Kuhlen hat dies ein gutes halbes Jahrhundert getan. Und nicht nur in seinem Verein, sondern auch im Stadtsportbund, im Gladbacher Turngau, im Rheinischen Turnerbund und im Deutschen Turnerbund. Dass er zudem bis zum 64. Lebensjahr seine Arbeit im Beruf in einer Eisengießerei und später als Technischer Leiter der CDU-Kreisgeschäftsstelle ordentlich erledigte, verstand sich von selbst.

78 ist Franz Kuhlen inzwischen. Gesund, mal abgesehen davon, dass eine Hautkrankheit das Gehen etwas beschwerlicher macht. "Aber ich komme noch überall hin, wo ich möchte", sagt er. Zum Beispiel immer noch zweimal in der Woche an die Bökelstraße. Dort hat er im Vereinsheim auf der großen, vereinseigenen Anlage nach wie vor sein eigenes Büro. In dem arbeitet er nun das Archiv mit der 167-jährigen Vereinsgeschichte auf und auch noch am Vereins-Informationsblatt mit, das er früher alleine geschrieben hat - ebenso, wie er die Zeitungen zuverlässig mit Berichten und Informationen versorgte.

Franz Kuhlen ist, so heißt es auf der Homepage des TV 1848, heute der Mann für Sonderaufgaben. Aber auch, weit oben in der Liste der Ansprechpartner, der Ehrenvorsitzende, mit eigener E-Mail-Adresse: franz.kuhlen@tv1848.com. Der Posten "Leiter Jugendsport" ist in der Vereins-Organisation derzeit nicht besetzt. Er gehört zu dem Bereich, den Franz Kuhlen über Jahrzehnte geprägt und entwickelt hat.

Er war nie Erster Vorsitzender des TV 1848. Kein Mann für die Repräsentation, sondern einer für das tatkräftige Anpacken, für viele Ideen, von denen auch die gesamte Mönchengladbacher Sportjugend profitierte, an deren Spitze er lange stand: Ob Tag der Sportjugend, Jugendsportlerehrung, Jugendfahrten und Studienfahrten: Sie sind seine "Erfindung", in der Umsetzung von Mitstreitern wie Beate Fränken oder Franz-Josef Vos tatkräftig unterstützt. Im Verein erfand Kuhlen die "TV 1848-Sportschau" und die "1848-Platzparty" - die es beide heute nicht mehr gibt, ebenso nicht wie die Vereinsfeste von einst.

Seit 64 Jahren ist Franz Kuhlen im TV 1848. "Ich war 15. Ein paar Freunde aus Speick und Waldhausen haben mich mal mit zur Bökelstraße genommen. Bis dahin hatte ich nur in der Schule etwas geturnt oder mal Handball gespielt. Besonderes Talent hatte ich eigentlich nicht, aber immer viel Spaß am Sport", erzählt Franz Kuhlen. Und er war schnell infiziert.

1951 wurde er Mitglied im TV 1848, kaum sechs Jahre später Jugendwart, nur wenige Monate später obendrein Jugendwart im Gladbacher Turngau. Organisationstalent und Einsatzfreude des jungen Gladbachers sprachen sich bald herum: Er wurde Landesjugendfachwart für Gruppenarbeit im Rheinischen Turnerbund, Bundesjugend-Lehr- und Fachwart im Deutschen Turner-Bund (DTB).

Kuhlens Schwerpunkt: die Gruppenarbeit, der Wettkampf aus Mädchen und Jungen gemischter Mannschaften mit den Disziplinen Turnen, Leichtathletik, Schwimmen, Tanzen und Singen. Franz Kuhlens engagierte Arbeit, zusammen mit seiner Frau Irene, machte sich bezahlt: Sechs Mal wurde die gemischte Mannschaft des "18" deutscher Vizemeister. Zweimal hatte sie dabei schon über den Titelgewinn gejubelt - vorschnell. "Es gab Einsprüche anderer Mannschaften, weil einmal unser Brustschwimmer bei der Wende nur mit einer Hand angeschlagen hatte und einmal eine Läuferin gefallen und dabei in die Nebenbahn geraten war. Dass sie niemanden behindert hatte, zählte nicht", erinnert sich Franz Kuhlen. "Wir bekamen in beiden Fällen Punktabzug. Die Titel waren futsch, wir nur Vizemeister."

Doch das Gemeinschaftserlebnis half über die Enttäuschung hinweg. Franz und Irene Kuhlen sind Mannschaftssportler. Ein großes Erlebnis war dabei immer das Deutsche Turnfest. Seit 1952 ist er immer dabei gewesen, dreimal auch für den Deutschen Turner-Bund als Organisator der Gruppenwettkämpfe. Dass es die im Rheinischen Turnerbund auch im Winter gibt, geht übrigens auf eine Initiative Franz Kuhlens zurück: "Nur für den Sommer lohnt sich die ganze intensive Arbeit doch nicht."

(RP)
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