Serie: Was macht eigentlich? Elvis — Bankdirektor und Rock’n’Roller
Mönchengladbach · Bürgerlich heißt er Klaus Elschenbroich. Doch seit er 17 ist, kennt man ihn hierzulande vor allem unter dem Namen, mit dem er als Musiker auftritt: Elvis. Inzwischen ist er 68 – und wird als Frontmann und Sänger der "Pinball Rock 'n' Roll-Band" immer noch gefeiert.
Bürgerlich heißt er Klaus Elschenbroich. Doch seit er 17 ist, kennt man ihn hierzulande vor allem unter dem Namen, mit dem er als Musiker auftritt: Elvis. Inzwischen ist er 68 — und wird als Frontmann und Sänger der "Pinball Rock 'n' Roll-Band" immer noch gefeiert.
Der Anruf kam völlig überraschend, ein paar Wochen vor Weihnachten. "Elvis, hast du Lust, bei uns in der Silent Night als Stargast aufzutreten?", fragte René Pütz, Bandleader und auch Multiinstrumentalist der Mönchengladbacher Coverband "Booster". Lust hatte Klaus Elschenbroich, der Hobbymusiker, schon, einmal mit den professionellen Kollegen bei ihren mittlerweile schon legendären sieben vorweihnachtlichen Konzerten im Wickrather Kunstwerk aufzutreten.
Aber zuallererst musste er eines klarstellen: "Ein Stargast bin ich nicht. Star ist immer das Publikum." Und das liebt seit gut fünf Jahrzehnten "Elvis", der eine deutlich ältere Generation und einen anderen, eindeutig weniger anspruchsvollen Musikstil als Booster repräsentiert: Rock'n'Roll. So, wie ihn die "Pinball Rock 'n' Roll-Band" mit ihrem Frontmann Elvis bis heute spielt — übrigens am Karnevalssamstag und Rosenmontag im Messajero.
Als Klaus Elschenbroich 1963 mit seiner ersten Band, den "Rambles", begann, war er knapp 17, hatte soeben die Realschule abgeschlossen. Die Beatles hatten den weltweiten Siegeszug angetreten mit ihrer einzigartigen und unvergänglichen Musik. Eine Musik, die Klaus Elschenbroich faszinierte, aber auch erst einmal musikalisch überforderte.
Mit zehn Jahren hatte er als Pfadfinder eine Wanderklampfe geschenkt bekommen, spielte und sang mit Begeisterung Lieder wie "Im Frühtau zu Berge". Doch dann hörte er im Radio (BFN, BFBS, Radio Luxemburg) die Hitparade. Elvis Presley, Little Richard, Chuck Berry, Fats Domino und Jerry Lee Lewis: Diese fünf wurden seine Idole. Der Rock'n'Roll packte ihn und ließ ihn nie mehr los. Er begann, die Hits nachzusingen, zuerst allein ("Im Flur unseres Hauses in Holt, weil es dort so schön hallte"), dann mit Freunden. Zum Entsetzen vieler Älterer, die von "Negermusik" sprachen. "Doch dies hat uns nur angestachelt, den Protest herausgefordert", erzählt er. "Rock'n'Roll war damals eine Art Revolution. Zum ersten Mal bestimmte die Jugend selbst, welche Musik sie hören und spielen wollte, und nicht die Alten."
Die Hits von Elvis Presley, Little Richard, Chuck Berry, Fats Domino und Jerry Lee Lewis: "Das waren meist Drei-Harmonien-Stücke, einfach nachzuspielen oder zu covern, wie man heute sagt", erzählt Elschenbroich. "Dann aber kamen die Beatles. Und was sie sangen, konnte ich nicht mehr einfach so mit der Gitarre nachmachen. Dazu musste man mehr können als drei Harmonien. Doch es gab keine Noten und erst recht kein Internet wie heute." Aber er wusste eine Lösung: "Hier gibt es doch Joscho Frolian und Günther Stephan. Die können das nach dem Gehör nachspielen." Zwei Zigeuner, wie man damals sagte. Zwei Musiker aus der Stadt, die sich anstecken ließen von der Begeisterung der Jungen und in die Band kamen. Elschenbroich: "Die saßen da, spielten die Harmonien und sagten uns: ,Das sind die Griffe'."
So standen 1963 die "Rambles" auf der Bühne: Willie Bergen, Dieter Meetz, Joscho Frolian, Günter Stephan und Klaus Elschenbroich, der seinen Künstlernamen direkt mitbrachte: Elvis. Pate stand dabei nicht nur Elvis Presley, den er mit zehn erstmals gehört hat: "Ich war fix und fertig und habe geweint, aber ich habe ihn leider nie live gesehen. Elvis ist eine Art Verkürzung meines Familiennamens. Elschenbroich, das ist doch viel zu lang", erklärt er. Die Selbstvermarktung hatte früh begonnen.
Und das "Geschäft" lief, die Besetzungen der Bands wechselten schon mal und entwickelten sich: Zu den Rambles kamen The Dukes und die Crazy Phantoms. Und schließlich, 1978, die Band, mit der Elvis' Name bis heute am allermeisten verbunden ist: Pinball Rock 'n' Roll-Band: Klaus Elschenbroich, Verzeihung, Elvis, als Sänger, Bassist Wilfried "Willie" Bergen, Pianist Gerhard "Hardy" Fischer sowie Gitarrist Wolfgang "Dufte" Albers, das war die Erstbesetzung. Musiker, die in Schülerbands wie etwa auch den Shantanes schon Mitte der 60er Jahre ihre Fans begeistert hatten und als Pinball bis heute zusammen geblieben sind, zwischendurch ergänzt mit Leuten wie Drummer Charly T. (Terstappen) und Gitarrist Pete Brough.
Der Star, der keiner sein will, war und ist Elvis. Der nun, wo er demnächst auf die 70 zugeht, auch ein jüngeres Publikum anspricht. Sein Erfolgsrezept: "Ich bin extrem auf die Leute fokussiert. Als Frontmann muss ich dafür sorgen, dass sie begeistert sind. Dann springt dies vom Publikum auf die Band über, und auch sie hat richtig Spaß. Und ich kenne schon seit bestimmt 20 Jahren kein Lampenfieber mehr, auch nicht, als ich jetzt mit Booster aufgetreten bin."
Booster macht anspruchsvolle und sehr professionelle Covermusik. Die Pinball-Gründer hingegen sind immer Hobbymusiker geblieben. "Mitte der 60er Jahre habe ich kurz daran gedacht, die Musik zum Beruf zu machen", sagt Klaus Elschenbroich. Aber dann siegte die Vernunft: "Ich wusste, dass mein musikalisches Vermögen nicht reichen würde und habe deshalb die wirtschaftliche Sicherheit vorgezogen."
Es war keine schlechte Entscheidung: Klaus Elschenbroich wurde IT-Spezialist, Bankdirektor und als Rentner nun noch selbstständiger Unternehmer. Der Rock'n'Roll ist sein Hobby geblieben, Ende offen: "Ich mache Musik, solange es mir Spaß macht, das Publikum mich sehen will und ich gesund bin."
Etwa dreimal im Jahr singt er noch, ohne Booster. Einmal im Monat treffen sich die Alt-"Rocker" zum Stammtisch im Zorbas oder Alt Eicken: Dufte Albers, Willie Bergen, Elvis, Helmar Pöhler, Toni Trapp und Long Caumanns, Ex-St. Vith-Wirt Till Vogel und weitere, sehr interessante langjährige Wegbegleiter. "Fast alles Leute, die zusammen mit Musik oder im Musikumfeld angefangen haben, damals in den 60ern. Bei uns, den Shantanes, den Wallflowers und anderen Bands", sagt Klaus Elschenbroich.