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Serie Was macht eigentlich? Hans Hoster: Das Bombenattentat war sein "Kriegserlebnis"

Mönchengladbach · Hans Hoster war 38 Jahre Soldat und als Generalmajor der höchste deutsche Offizier im NATO-Hauptquartier Rheindahlen. Nach 17 Stationen bis hin nach Kanada kam der gebürtige Mönchengladbacher in seine Heimatstadt zurück und führt hier mit 80 Jahren ein ruhiges Leben.

Hans Hoster: Ein Nato-Offizier kehrt zurück nach Gladbach
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Hans Hoster: Ein Nato-Offizier kehrt zurück nach Gladbach

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"Endlich sesshaft!" Es ist zwar schon zwei Jahrzehnte her, dass Hans und Elisabeth Hoster ihr Reihenhaus in Hockstein gekauft und bezogen haben. Doch für den Generalmajor a. D. ist das Sesshaftsein auch nach all dieser Zeit noch erwähnenswert, wenn der 80-Jährige einem Gast erstmals das Zuhause zeigt. Denn hinter dem "endlich sesshaft" folgt: "Nach 17 Stationen!"

17 Stationen eines Lebensweges, der 1933 in München-Gladbach ("So hieß es damals") an der Volksgartenstraße begann, wo seine Mutter ihn daheim zur Welt brachte. Ein Weg, der Hans Hoster kreuz und quer durch die Republik, von einem Militär-Standort zum nächsten und bis hin zur einjährigen Generalstabs-Ausbildung nach Kanada geführt hat. Das selbstgewählte "Schicksal" eines Berufssoldaten — 38 Jahre lang.

Von 1956 bis 1994, vom Offiziersanwärter zum Generalmajor und Befehlshaber des Territorialkommandos Nord. Das war dann wieder die Heimatstadt Mönchengladbach mit den gemeinsamen Hauptquartieren der Briten, Deutschen, Holländer und Belgier in der NATO: Joint Headquarters (JHQ), hier kurz und knapp "HQ" genannt. Dessen in der Stadt bekanntester Repräsentant ist noch heute, wo das HQ und noch länger das Territorialkommando Nord Geschichte sind und er längst im Ruhestand ist, General Hans Hoster.

Ein Mann, der ("zum Glück für unser Land und die Welt") in den 38 Jahren und trotz des "Kalten Kriegs" zwischen Ost und West niemals in einen Krieg ziehen, aber immer darauf vorbereitet sein musste. Doch halt! Einmal wurde Generalmajor Hoster dann doch in eine reale Auseinandersetzung gezogen, wenn man es so nennen will: Am späten Abend des 23. März 1987 gab es im HQ Rheindahlen einen Autobomben-Anschlag der irischen Terrororganisation IRA vor der Messe der Briten, in der Hoster gerade eine Rede zur Verabschiedung dreier Offiziere hielt. Hoster und seine Frau wurden ernsthaft verletzt — die Narben tragen beide immer noch (siehe unten stehenden Bericht).

Bei diesem Attentat war Generalmajor Hoster Chef des Stabes der Northern Army Group (NORTHAG) der NATO-Truppen in Deutschland. Ein Jahr später wurde er Befehlshaber des Territorialkommandos Nord, das ebenfalls in Mönchengladbach saß. Es koordinierte als nationaler Befehlshaber gegenüber der NORTHAG die Landesverteidigung für NRW, Niedersachsen und Bremen mit den Boden- und Luft-Streitkräften Großbritanniens, Belgiens und der Niederlande. Dazu arbeitete er der 2. Allied Tactical Air Force (Vereinigte Taktische Luftwaffe, kurz ATAF) zu, führte unter anderem die Truppen und Versorgungskommandos in zwei Wehrbezirkskommandos.

Hans Hoster war ab 1988 der letzte Befehlshaber des 1969 gegründeten Territorialkommandos Nord. 1994 wurde es aufgelöst, was zufällig zeitgleich mit Hosters Eintritt in den Ruhestand geschah. Kommandierender General im Hauptquartier Mönchengladbach war immer ein Brite. Der deutsche Befehlshaber war als Chef des Stabes für die organisatorische Abwicklung der Aufgaben des Territorialkommandos zuständig. Dazu inoffiziell als Deutscher (und im Fall Hoster als gebürtiger Mönchengladbacher erst recht) der Mann für die meisten öffentlichen Auftritte. Denn die Briten hielten sich traditionell in ihrer "splendid isolation" (oft genug ohne Deutschkenntnisse) gegenüber der Bevölkerung zurück.

Aufgewachsen ist Hans Hoster nicht wirklich in Mönchengladbach. Er war knapp fünf, als sein Vater mit der Familie 1938 zu den Henschel-Flugmotorenwerken nach Kassel zog. Dort ging Hans zur Schule, machte nach der Mittelschule eine Ausbildung bei der Stadtverwaltung, arbeitete dort anschließend als Personalsachbearbeiter. "Und dann kam eines Tages ein Freund und meinte, Offizier bei der neuen Bundeswehr wäre das Richtige für mich", erzählt Hoster. Er entschied sich recht schnell dafür — und dann ging alles ruck-zuck: Am 1. Oktober 1956 begann er seine Offiziersanwärter-Ausbildung in Idar-Oberstein. Eineinhalb Jahre später war er Leutnant, 1966 Major, 1983 Generalmajor.

Seine Frau Elisabeth hat seinen Lebensweg über 17 Stationen treu begleitet — bis heute. Kennengelernt haben die beiden sich in Kassel bei der Stadtverwaltung. 55 Jahre sind die beiden inzwischen verheiratet. Was für die Ehe mit einem Soldaten nicht erst in heutiger Zeit beinahe ungewöhnlich ist. Wenn man sie fragt, wie schwer dieser Weg war, weist Elisabeth Hoster auf ein Buch hin, das "Kein Mann war je Soldatenfrau" heißt. "Der Weg einer solchen Ehe war damals klar", sagt sie. "Als 1960 das erste unserer drei Kinder kam, habe ich meinen Beruf in der Verwaltung eines Krankenhauses aufgegeben, mich um die Kinder gekümmert. Wir haben zunächst drei Jahre eine Wochenend-Ehe geführt." Und dann kamen all die Umzüge. Kaum hatten die Hosters sich in einer Stadt etwas eingelebt und Bekannte gefunden, mussten sie schon wieder weiter. Und die Kinder wieder auf eine neue Schule.

Darauf, dass keines der drei trotz der ständigen Wechsel, auch von einem Schulsystem ins nächste, einmal sitzengeblieben ist, darauf ist Elisabeth Hoster stolz. Und darauf, dass sie ihren Weg gemacht haben: Eine Tochter ist Juristin, eine Ärztin, die dritte Sinologin (China-Wissenschaftlerin). Sie wohnen nicht allzu weit weg, so dass es regelmäßig Treffen mit den drei Familien, dazu im Wechsel gemeinsamen Urlaub mit Kindern und fünf Enkeln gibt.

Ansonsten führen die "alten Hosters" ein ruhiges Leben, mit vielen Spaziergängen in und um Mönchengladbach. Mit 80 quält er sich nicht mehr für das Sportabzeichen, das er jahrzehntelang immer gemacht hat. Und zu den Jagdtrophäen von früher, die nun "endlich daheim" im Flur hängen, ist schon lange keine mehr hinzugekommen.

Bei der Otto-von-Bylandt-Gesellschaft ist Hans Hoster, einst Vorsitzender, nun aktives Ehrenmitglied. Als er 1994 in den Ruhestand ging, hat er bei seinen Rotarier-Freunden Geld gesammelt, mit dem dann Gemälde für Schloss Rheydt gekauft wurde. Große Reisen stehen nicht auf dem Programm: "Das Fernweh ist gestillt." Es gibt noch die einmal im Monat tagende "Bonner Runde" mit Offizierskameraden aus gemeinsamer Zeiten beim Generalstab im Verteidigungsministerium.

Stolz ist Hans Hoster auf das Büchlein, das er 2004 herausgegeben hat: "Der unbekannte Stadtteil JHQ — das Hauptquartier in Mönchengladbach" heißt es und ist auch Bestandteil der großen Stadtgeschichte "Loca Desiderata". "Ich war schon früh an Geschichte und Politik interessiert, war als junger Soldat Gasthörer an der Universität Marburg", erzählt er. "Die Entwicklung eines Teils der militärischen Stadtgeschichte ab Ende des Zweiten Weltkriegs ist so festgehalten."

(RP)
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