Serie "Was macht eigentlich?" Rudi rastlos: Pralles Leben statt ins Kloster

Mönchengladbach · Die Idee, Pater zu werden, hat Rudi Neikes schnell wieder aufgeben. Er wurde doch lieber Versicherungskaufmann. Und ein Mann, der sich an vielen Stellen engagiert hat: in der Innenstadt-Politik zum Beispiel, für die Hindenburgstraße, und im Karneval - nicht nur als Prinz.

Was macht eigentlich: Rudi Neikes
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Der Stadt Mönchengladbach und ihren Bürgern wäre einiges entgangen, hätte der 13-jährige Junge aus Hamern damals nicht gemerkt, dass ein Leben im Kloster doch nicht das Richtige für ihn wäre. "Ich war in der Ferienverschickung bei den Steyler Missionaren in Gut Lohof bei Geilenkirchen gewesen. Es hatte mir gut gefallen, ich wollte Pater werden", erzählt Rudi Neikes. Er meinte es ernst, wechselte 1958 von der Volksschule Venn in die Klosterschule. Doch im Umgang mit den Patres passte ihm bald einiges nicht. So bat er seine Mutter, die ihre fünf Jungen alleine großzog, da der Vater im Krieg gefallen war, ihn wieder in die Venner Schule zu schicken.

So wurde Rudolf Neikes, den alle nur Rudi nennen, statt Mönch ein Versicherungskaufmann - mit Bodenhaftung. Im Beruf mit nun schon 55 Jahren bei ein und dem selben Konzern, der anfangs Nordstern hieß und heute zur Axa gehört - als Lehrling, Angestellter, selbstständiger Generalvertreter und heute als Berater in einer alteingesessenen Generalagentur. Bodenhaftung hat er auch im Privatleben, wo er sich in vielen Bereichen engagierte, zum Teil noch heute: in der Kommunalpolitik, im Karneval, für die Hindenburgstraße, Schloss Rheydt, den "Gladbacher Löwen", für Behinderte und Benachteiligte, den St.-Martinszug, als Schöffe und ehrenamtlicher Verwaltungsrichter oder in berufsständischen Verbänden. Er ist ein nüchterner Versicherungsmann, ein gründlicher Organisator, aber auch spontan. Wie 1974 bei seinem Eintritt in die Kommunalpolitik. "Ich war im Freundeskreis angesprochen worden, ob ich dabei mitmachen würde, frischen Wind in die Gladbacher Junge Union zu bringen und ihren Vorsitzenden Charly Jansen zu stürzen", erzählt Rudi Neikes. Er wollte. Unter anderen der spätere Landtagsabgeordnete Michael Schroeren und Christoph Hagmann (2014 als parteiloser OB-Kandidat gescheitert) machten auch mit. Charly Jansen wurde gestürzt - und Neu-JUler Neikes war drin in der Politik bei der CDU, für viele Jahre: Mitglied der Bezirksvertretung Stadtmitte, fünf Jahre im Stadtrat. Dazu wurde er Vorsitzender der Werbe- und Interessengemeinschaft Hindenburgstraße, dem Vorläufer des heutigen City-Managements. Er rief mit Horst Römgens zur Eröffnung der S-Bahn in Gladbach das Stadtfest ins Leben und dann den Weihnachtsmarkt vor dem damaligen Schauspielhaus.

Rudi rastlos, konnte man ihn nennen. Mit nun 69 Jahren und von dem einen oder anderen Zipperlein geplagt, ist er weniger beweglich und ruhiger geworden, aber immer noch aktiv. Und er kann sich immer noch herrlich aufregen, wenn ihm etwas nicht passt. Zum Beispiel an einem seiner Stammtische. Oder der Stadtverwaltung sagen, was für einen Unfug sie bei der Verkehrslenkung macht. Und er zieht auch mal Schlussstriche, wenn er so richtig verärgert ist. Als Chef der Werbe- und Interessengemeinschaft Hindenburgstraße zum Beispiel ("Das war ein Kampf gegen Windmühlenflügel"), oder kürzlich erst bei der Prinzengarde: Austritt nach 50 Jahren, da man ihn im "Gardeecho" aus der Jubilaren-Liste gestrichen hat - weil einer es "mit mir nicht kann", wie Neikes sagt. Im Verein "Der Löwe von Gladbach", der für die Wiedererrichtung des vor 40 Jahren vergrabenen steinernen Denkmals kämpft, hat Neikes, Mitgründer und lange Vorsitzender, aufgehört - aber nun will er mit Jürgen Essers doch einen Neuanfang.

Rudi Neikes ist ein lustiger Mensch, auch wenn man ihm dies oft nicht ohne Weiteres ansieht. Doch seine Auftritte bei den legendären Karnevalssitzungen der CDU Stadtmitte im Haus Baues mit dem Landtagsabgeordneten Charly Jansen (ja, dem von ihm 1974 abgeschossenen JU-Chef) oder mit Rolf Krappen sind unvergessen. Da zeigte Rudi Neikes eine humorige Seite und ein Talent, das ihm kaum jemand zugetraut hatte .

Ein anderes sieht man ihm vielleicht ein wenig an: Er kocht schon mal gerne ("und gut", sagt seine Frau). Und er schätzt ab und zu ein Glas guten Weines.

(RP)
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