Sexualdelikt in Borussia-Fanzug Tatverdächtiger hätte womöglich in Haft sitzen müssen

Mönchengladbach · Nach dem mutmaßlichen sexuellen Missbrauch einer 19-Jährigen in einem Fanzug von Borussia Mönchengladbach soll der Tatverdächtige im Laufe des Tages befragt werden. Er hatte sich am Montag gestellt.

 Eine Polizeikontrolle an dem Sonderzug. (Archiv)

Eine Polizeikontrolle an dem Sonderzug. (Archiv)

Foto: Hans-Peter Reichartz

Ein 30-Jähriger soll in einem Fanzug von Borussia Mönchengladbach eine 19-Jährige missbraucht haben. Womöglich hätte der mutmaßliche Vergewaltiger zur Tatzeit im Gefängnis sitzen müssen. Ein Urteil ist aber nie vollstreckt worden.

Wie nun bekannt wurde, hat der Verdächtige schon vier Vorverurteilungen wegen Gewaltdelikten und Körperverletzungen. Im November 2017 wurde ein weiteres Urteil gegen ihn wegen Vergewaltigung und Verwendung von verfassungswidrigen Kennzeichen (Hitlergruß) gegen ihn rechtskräftig. Eigentlich hätte der 30-Jährige dafür für drei Jahre und drei Monate ins Gefängnis gemusst. Doch das Urteil wurde noch nicht vollstreckt. Warum dies noch nicht geschah, wird bei der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach gerade geprüft.

Verdächtiger noch nicht verhört

Der Tatverdächtige soll schnellstmöglich zu dem Fall vom Wochenende befragt werden. Die Polizei rechnet jedoch damit, dass dies nicht vor Mittwoch passieren wird. Der Mann hatte sich am Montag gestellt, als er eine Haftstrafe antreten wollte.

Möglicherweise verlange der Anwalt des 30-Jährigen zuvor Akteneinsicht. Zuvor hatte es geheißen, der Verdächtige solle am Dienstag verhört werden. Dies hatte die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf einen Polizeisprecher berichtet.

Tatverdächtiger gilt als "Problem"-Fan

Der Tatverdächtige hatte sich am Montag in der Justizvollzugsanstalt Moers-Kapellen gemeldet, um dort eine mehrmonatige Freiheitsstrafe wegen Körperverletzung abzusitzen. Wie ein Polizeisprecher sagte, hatte der Mann eine Zeitspanne von zwei Wochen, um seine Haftstrafe anzutreten: "Er ist nicht am ersten Tag ins Gefängnis gegangen, hat die Frist aber auch nicht ausgereizt."

Möglicherweise wollte der 30-Jährige noch das Spiel Bayern München gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag sehen. Zu dem mutmaßlichen Sexualdelikt war es auf dem Rückweg von der Bundesligabegegnung gekommen. Die Tat soll sich in einem Fanzug ereignet haben. Solche Fahrten werden von ganz normalen Fans organisiert. Der Tatverdächtige, der schon mehrfach unter anderem mit Gewaltdelikten auffiel, gilt als "Problem-Fan".

Die 19-Jährige aus Bonn konnte laut Polizei inzwischen als Zeugin vernommen werden. Sie hatte ihren mutmaßlichen Peiniger in der Nacht zum Sonntag im sogenannten Tanzwagen des Sonderzuges kennengelernt. Nach der Tat hatte die junge Frau per Handy ihre Eltern verständigt, die wiederum die Polizei riefen.

Die Fanszene ist über den Vorfall entsetzt. Auch Borussias Geschäftsführer Stephan Schippers äußerte sich am Sonntag. "Das ist ein entsetzlicher Vorfall, den wir natürlich verurteilen. Wir hoffen, dass der Täter ermittelt und zur Rechenschaft gezogen wird. Es ist eine Schande, dass Borussia mit einer solchen Tat in Verbindung gebracht wird", wurde Schippers auf der Internetseite des Vereins am Sonntag zitiert. "Wenn wir als Verein in irgendeiner Form bei der Aufklärung der Tat mithelfen können, werden wir das selbstverständlich tun."

Mit Material der Nachrichtenagentur dpa.

(gap/skr)
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