Ehemaliger Schach-Weltmeister Elfjähriger aus Mönchengladbach spielt gegen Garri Kasparow

Mönchengladbach · Ein Elfjähriger aus Mönchengladbach darf gegen Garri Kasparow spielen: Simon Bartels ist eines der größten Schach-Talente der Stadt, beim Simultan-Event am 2. Juni ist er dabei. Sein Papa hingegen nicht - der ist zu stark für den Ex-Weltmeister.

 Kleiner Mensch mit großen Zielen: Simon Bartels tritt gegen Garri Kasparow an.

Kleiner Mensch mit großen Zielen: Simon Bartels tritt gegen Garri Kasparow an.

Foto: Detlef Ilgner

Als amtierender Schach-Stadtmeister hätte Thomas Krause eigentlich gegen Garri Kasparow spielen sollen. Hätte. Aber was sich der Initiativkreis Mönchengladbach als Beiprogramm zu seiner Veranstaltung im Rahmen der Reihe "Pioniere der Welt" überlegt, ist die eine Sache. Das Management des Ex-Schach-Weltmeisters und russischen Oppositionspolitikers erlässt andere Regeln.

Und die lauten: Zum Simultanspielen, bei dem Kasparow als immer noch einer der besten Schachspieler der Welt am 2. Juni um 14 Uhr in der Kaiser-Friedrich-Halle im Raum "Kaiserin Viktoria" gegen 15 Gegner antreten wird, sind nur Spieler zugelassen, die den Ex-Champion nicht allzu sehr ins Grübeln bringen werden. "Der Spaß steht im Mittelpunkt, nicht der Wettkampf", sagen die Manager. Deshalb gilt als Grenze eine Leistungszahl. Wer einmal im Leben mehr als 2000 ELO-Punkte erreicht hatte, ist nicht zugelassen. Thomas Krause hat knapp über 2100. Das war's dann für ihn.

 Der Russe Garri Kasparow stand jahrelang an der Weltspitze im Schach und ist mehrfacher Weltmeister. Simon Bartels macht das keine Angst.

Der Russe Garri Kasparow stand jahrelang an der Weltspitze im Schach und ist mehrfacher Weltmeister. Simon Bartels macht das keine Angst.

Foto: dpa, cat_cv_hpl jhe vfd

Simon Bartels ist Thomas Krauses ältester Sohn, elf Jahre alt und einer der besten jugendlichen Schachspieler Mönchengladbachs. ELO um die 1600. Gerade ist er Jugend-Vize-Stadtmeister geworden, hinter einem 19-Jährigen. In der U18 ist der Spieler des Rheydter Schachvereins der Ranglisten-Beste der Stadt. "Ich werde meinen Papa nach Kräften vertreten", sagt der Blondschopf, der in die fünfte Klasse am Gymnasium an der Gartenstraße geht. Denn er ist für ihn ins Teilnehmerfeld gerückt.

Während sich sein Vater in seiner Jugend beim legendären WM-Duell Karpow gegen Kasparow vom Schachvirus infizieren ließ, kennt Simon den Ex-Weltmeister nur aus Büchern: "Ich hab' ein Buch von ihm. Zum Thema Taktik. Kasparow kann gut erklären." Er hat's vom Papa. Und weil Simon kein ruhiger, sondern ein Angriffsspieler ist, kann er hier viel lernen. Einen vorläufigen Matchplan hat er auch schon im Kopf. "Ich werde mit Weiß Springer f3 spielen, ins Königsindisch übergehen und dann einen Königsangriff starten", sagt er selbstbewusst. Ober er eine Chance haben wird? Antwort: "Ja klar, wenn auch nur eine kleine."

"Er ist mein erster Großmeister"

"Ich find's toll, gegen so einen zu spielen. Er ist mein erster Großmeister", freut sich Simon auf die Partie. Am 2. Juni, das ist ein Donnerstag, wird er ein paar Minuten früher Schule aus haben, seine Eltern bringen ihn dann zur Kaiser-Friedrich-Halle, wo um 13.30 Uhr das haarklein vorbereitete Treffen mit dem Schach-Giganten beginnt.

14 Uhr Begrüßung und Vorstellung der 15 Teilnehmer durch den Schirmherrn Christian Weber, 14.10 Uhr "Dummy-Runde" des Ex-Weltmeisters mit Shake-Hand-Fotos für die Teilnehmer, 14.15 Uhr Anzug. Garri Kasparow geht im Uhrzeigersinn im Kreis herum. Jeder Gegner muss sofort ziehen, wenn er an sein Brett tritt. Wer verloren hat, muss sitzen bleiben, bis das gesamte Simultanspiel beendet ist. Am Ende wird Kasparow dann die Partieformulare signieren. Danach bereitet er sich auf den abendlichen Vortrag vor, zu dem der Initiativkreis eingeladen hat.

Auch den Papa, Schach-Stadtmeister Thomas Krause, will Simon schlagen

Simon will schachlich noch einiges erreichen. "Mindestens zehn Mal zur Deutschen Meisterschaft", wünscht sich das Nachwuchstalent. Mit seiner Vereins-Mannschaft war er schon zweimal dabei, auch schon mit der Grundschule in Hockstein. Neben dem freitäglichen Training fährt er einmal monatlich nach Düsseldorf zur Schwerpunktförderung des Schachbundes NRW. An diesem langen Wochenende steht das Qualifikationsturnier der U12-Vereinsmannschaften an. "Und dann irgendwann den Papa schlagen, am Schachbrett", sagt Simon mit leuchtenden Augen. Das wird noch dauern.

Außerdem spielt Simon viel Fußball. Mit der D-Jugend von Rot-Weiß Hockstein will er in der nächsten Saison in die Leistungsklasse aufsteigen. Große Ziele für einen noch ziemlich kleinen Menschen. Sein großes Vorbild ist übrigens Magnus Carlsen, die aktuelle Nummer eins der Schachwelt. Gegen den spielt er aber nur auf einer Smartphone-App. Mal sehen, was Garri Kasparow dazu sagt...

Für das Event gibt es im Netz auf www.adticket.de übrigens noch einige Restkarten.

(ark)
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