Mönchengladbach Singles verändern den Wohnungsmarkt

Mönchengladbach · Die Zahl der Haushalte in der Stadt steigt, der Trend geht zu kleineren Wohnungen. Viele sind jedoch nicht altersgerecht. Die Gewerkschaft IG BAU fordert mehr öffentlich geförderten Mietwohnungsbau - während die Kaufpreise wieder anziehen.

 Schlafen, essen und arbeiten in einem Raum? Der Trend auf dem Wohnungsmarkt geht zu kleineren Haushalten für immer weniger Personen.

Schlafen, essen und arbeiten in einem Raum? Der Trend auf dem Wohnungsmarkt geht zu kleineren Haushalten für immer weniger Personen.

Foto: dpa

In den nächsten fünf Jahren müssen in Mönchengladbach rund 3880 neue Wohnungen gebaut werden. Darauf weist die Gewerkschaft IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hin und beruft sich auf neue Zahlen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Allein 2015 werden demnach rund 710 zusätzliche Wohnungen in der Stadt benötigt (alle Zahlen sind auf Mönchengladbach heruntergerechnet). "Bei vielen Altbauten - gerade aus der Nachkriegszeit - lohnt sich eine Sanierung wirtschaftlich kaum noch. Damit fallen nach und nach immer mehr Wohnungen weg. Gleichzeitig kommen mehr Zuwanderer zu uns", sagt Dennis Macko, Bezirksvorsitzender der IG BAU Düsseldorf. Zudem gebe es einen starken Trend zu Ein-Personen-Haushalten. "All das lässt den Bedarf an neuem Wohnraum in Gladbach steigen", so Macko.

Den Trend zu einer wachsenden Zahl an Haushalten bestätigt auch der Wohnungsmarktbericht 2014, den der städtische Fachbereich Stadtentwicklung und Planung jetzt vorgelegt hat. Wohnungsbedarf, heißt es darin, ergebe sich in Mönchengladbach bei stagnierender bis aktuell leicht wachsender Bevölkerung vor allem aufgrund einer wachsenden Zahl von Haushalten. Gleichzeitig sinke die durchschnittliche Größe dieser Haushalte. "Dies ist sowohl auf die Alterung der Bevölkerung als auch auf eine zunehmende Individualisierung zurückzuführen", heißt es weiter.

Im Gegensatz zur Gesamtentwicklung des Wohnungsbestandes ist der Bestand an öffentlich geförderten Wohnungen allerdings weiter stark zurückgegangen. Das Abschmelzen des preisgebundenen Mietwohnungsbestandes und die noch immer hohe Zahl wohnungssuchender Haushalte unterstrichen weiterhin die Notwendigkeit des öffentlich geförderten Mietwohnungsbaus.

Dies bestätigt die IG BAU. "Wir brauchen in Mönchengladbach mehr Wohnungen für Normal- und Geringverdiener. Außerdem gibt es einen enormen Mangel an altersgerechten Wohnungen. Auch das Angebot bei Sozialwohnungen ist schon seit langem mehr als dürftig. Selbst wer einen Wohnberechtigungsschein hat, hat oft kaum eine Chance, auch tatsächlich eine Sozialwohnung zu bekommen", sagt Dennis Macko. Maßgebend für die insgesamt entspannte Situation auf dem Wohnungsmarkt, so der Bericht der Stadtverwaltung, waren zuletzt verstärkte Wohnungsbauaktivitäten, insbesondere im Ein- und Zweifamilienhausbau, die durch die niedrigen Bauzinsen begünstigt wurden. Im öffentlich geförderten Wohnungsneubau wurden seit 2009 wieder mehr Mietwohnungen als Eigentumsmaßnahmen gefördert.

Bei den Bestandsmaßnahmen dominierten aber - mit Ausnahme des Jahres 2008 - die Eigentumsmaßnahmen. Die Mietpreisentwicklung verlief in den letzten zehn Jahren moderat. Im Vergleich der Mietrichtwerte 2006 bis 2009 mit den Mietrichtwerten ab 2010 zeigt sich ein leichter Anstieg der Mieten für Altbauten, bei den übrigen Jahrgängen stagnierten oder stiegen die Mieten ebenfalls nur leicht an. Nur im Neubau stieg das Mietniveau stärker.

Die Zahl der Kaufverträge auf dem Grundstücksmarkt bewegt sich weiter auf hohem Niveau. Das gilt speziell für Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Eigentumswohnungen. Die Verkäufe von Mehrfamilienhäusern (einschließlich Wohn- und Geschäftshäusern) stiegen im Jahresvergleich 2013/2014 deutlich an. Nachdem die Kaufpreise für unbebaute Wohnbaugrundstücke seit 2005 bis 2011 rückläufig waren, sind sie in den letzten Jahren bis 2013 wieder leicht, von 2013 auf 2014 stärker angestiegen. Auch die Bodenrichtwerte sind von 2014 auf 2015 gestiegen, besonders stark in guten Lagen.

In der mittel- und langfristigen Perspektive muss sich der Wohnungsmarkt laut städtischem Bericht darauf einstellen, dass die Bevölkerung bis zum Jahr 2030 auf 249 000 Einwohner schrumpft. Gravierender als der Rückgang der Einwohnerzahl seien aber die Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung. Die Nachfrage nach Haus- und Wohnungsangeboten für die "klassischen" Familienhaushalte nimmt demnach stark ab. Die Wohnungen werden zunehmend von älteren Menschen in Ein- und Zweipersonenhaushalten bewohnt werden.

(RP)
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