Mönchengladbach Skandalorden ist der Orden des Jahres

Mönchengladbach · Das Alte Zeughaus prämierte den Orden der KG Wenkbülle. Doch genau der sorgte in der vergangenen Session für Streit, denn die Karnevalisten attackierten mit dem Orden den Oberbürgermeister. Die Lager sind bis heute gespalten.

Mönchengladbach: Skandalorden ist der Orden des Jahres
Foto: Andreas Gruhn

Er war der am heftigsten diskutierte Karnevalsorden der vergangenen Jahre. Die KG Wenkbülle zeigte in der abgelaufenen Karnevalssession auf ihrem Orden das Gesicht von Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners mit einer roten Nase. So weit nicht schlimm. Doch auf dem Rand des Ordens stand der Schriftzug: "M'r donnt wat m'r könne! Doch manch ener dät da nix". Die Botschaft war klar: Die Wenkbülle attackierten damit den Oberbürgermeister. Unter Karnevalisten bildeten sich zwei Lager. Die einen sagten, es sei die Aufgabe des Narren, der Obrigkeit den Spiegel vorzuhalten. Die anderen kritisierten den Orden als absoluten Tabubruch. Nun prämierte das Alte Zeughaus den skandalträchtigen Orden zum Orden des Jahres.

 Das Ergebnis der Wahl zum "Orden des Jahres" wurde im Haus der Volksbank verkündet.

Das Ergebnis der Wahl zum "Orden des Jahres" wurde im Haus der Volksbank verkündet.

Foto: Detlef Ilgner, Andreas Gruhn

"Ich fand den Orden mutig, aber durchaus in Ordnung", kommentierte Reiners' Amtsvorgänger Norbert Bude, der am Samstag von diesem zum neuen Prinzen proklamiert wird, die Wahl zum Orden des Jahres. Chefkarnevalist Bernd Gothe, der zusammen mit Bärbel Lenz (früher MGMG), Thomas Hoeps (Kulturbüro), Hans Brüggen (Altes Zeughaus) und Elvira Wirt (Ex-Prinzessin) die Jury bildete, zeigte sich erstaunt, aber verständnisvoll. "Ich muss sagen, ich bin überrascht über die Wahl. Der Siegerorden tut aber das, was früher den Karneval auszeichnete, nämlich die Obrigkeit auf den Arm zu nehmen. Das wurde in den vergangenen Jahren oft vergessen", sagte er.

Während der Session klang das noch anders. Da sagte Gothe: "Personen auf einem Orden anzugreifen - das geht gar nicht. Das ist ein außergewöhnlicher Fauxpas." Dieter Beines, der Präsident der Großen Rheydter Prinzengarde, sagte damals: "Der Orden ist ein Verstoß gegen jegliche Form karnevalistischen Anstands. So einen Orden würde ich nicht annehmen." Das sahen viele andere genauso und verweigerten den Orden. Während Gothe seine Meinung inzwischen geändert hat, bleibt Beines bei seiner früheren Aussage. Dass der Orden nun zum schönsten des Jahres gewählt wurde, dazu schweigt er. Als das Ergebnis im Haus der Volksbank verkündet wurde, zeigte sich die gespaltene Meinung über den Orden. Die einen applaudierten, die anderen schüttelten mit dem Kopf.

Die KG Wenkbülle hatte selber nicht damit gerechnet, einen Preis für den Orden zu bekommen. "Das hat uns schon ein wenig erstaunt. Aber er war wirklich nicht böse gemeint, sondern sollte zum Nachdenken anregen", sagt Michael Körffer, der zweite Vorsitzende der KG Wenkbülle. Neben dem Gesicht von Hans Wilhelm Reiners steht nämlich auch noch "Eine jecke Stadt" geschrieben. Und das sei die eigentliche Botschaft, nämlich dass alle Bürger sich gemeinsam engagieren sollen, statt immer nur die Unterschiede zu suchen. Der Attackierte selber fand den Orden übrigens gelungen. "Die Form der Kritik fällt unter Narrenfreiheit. Ich finde mich auf dem Orden gar nicht so schlecht getroffen", sagte der Oberbürgermeister während der Session. Zum zweitschönsten Orden wählte die Jury den Orden der KG De Leckere Jecke. Er zeigt eine Kunstfigur, die halb Mann und halb Frau ist. Dritter wurde die KG Schwarz-Gold Rheydt. Ihr Orden zeigt das Rheydter Rathaus mit Narrenkappe und lustigen Gesicht, wie es mit zwei Jecken schunkelt. Die Botschaft war, dass Karnevalisten und Bürger gemeinsam feiern.

(cli)
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