Mönchengladbach Slowfood kombiniert Genuss und Gewissen

Mönchengladbach · Wer gerne gut isst, gleichzeitig aber Wert darauf legt, dass dem Schutz der Umwelt und fairen Produktionsbedingungen der Lebensmittel Genüge getan wird, ist bei einer neuen Initiative an der richtigen Adresse.

 Wollen das "Onjeschwedde" nach vorne bringen: die Slowfooder (v.l.) Gerhard Schneider, Lothar Herstix und Bernd Woltmann.

Wollen das "Onjeschwedde" nach vorne bringen: die Slowfooder (v.l.) Gerhard Schneider, Lothar Herstix und Bernd Woltmann.

Foto: Raupold (Archiv), Ilgner

Süß, saftig, besonders - so schmeckt das Onjeschwedde, ein traditionelles Urbrot aus dem alten Rheydter Gebiet. Es wird aus ganz frischem, ungeschwitztem Roggenmehl meist im Spätsommer hergestellt und schmeckt besonders gut mit Butter und Rübenkraut. Das dürfen die Besucher beim dritten "Slowfood"- Treffen in Mönchengladbach am eigenen Gaumen erfahren. In geselliger Runde sitzen die neuen Slowfooder (als Gegensatz zu Fastfood) im Ratskeller in Rheydt zusammen und genießen ein Stück Tradition, das die Slowfood-Initiative erhalten möchte. Das Projekt "Arche des Geschmacks" fördert besondere, regionale Produkte dieser Art, um sie vor dem "Aussterben" zu retten. "Eines unserer ersten Ziele ist es, das Onjeschwedde in die Arche aufnehmen zu lassen", erklärt Bernd Woltmann, Initiator für Slowfood in Gladbach. "So wie die Berliner Weiße oder die Münchener Semmel soll auch das Rheydter Onjeschwedde eine charakteristische Besonderheit unserer Stadt sein."

Ursprünglich kommt Slowfood aus Italien. "Als 1986 das erste McDonald's an der Spanischen Treppe in Rom eröffnete, reichte es Carlo Pertini. Und so gründete der Publizist die Non-Profit-Organisation Slowfood", erzählt Lothar Herstix, Leiter in Düsseldorf. Slowfood setzt sich für eine nachhaltige Kultur des Essens uns Trinkens ein. Gut, fair und sauber sollten Lebensmittel demnach sein. Es geht also nicht nur darum, dass man mit Genuss speist, sondern auch den Schutz der Umwelt und faire Bedingungen für die Produzenten berücksichtigt.

Das macht Slowfood auch durch seine zahlreichen nachhaltigen Aktivitäten deutlich. Das Projekt "Terra Madre" beispielsweise setzt sich in rund 150 Ländern für die Globalisierung der Kleinen ein, also für Händler, Kleinbauern oder Lebensmittelhandwerker. Mit Aktionen wie "10.000 Gärten in Afrika" stützt Slowfood die örtliche Bevölkerung bei der eigenen Produktion von frischen und gesunden Lebensmitteln. Und neben solchen internationalen Projekten wirkt Slowfood hierzulande der Lebensmittelverschwendung entgegen und fördert eine bewusste, regionale Essenskultur. Mitgliedern ist es zum Beispiel möglich, eine Rebstock-Patenschaft anzunehmen, sich in Bildungsprojekten zu engagieren oder am Einkaufs- und Genussführer mitzuwirken.

Das eine oder andere Projekt kann sich Gerhard Schneider auch durchaus für die Mönchengladbacher Gruppe gut vorstellen. "Im Genussführer findet man noch viel zu wenige Restaurants aus der Mönchengladbacher Region, dabei hat unsere Stadt kulinarisch einiges zu bieten", so der Slowfood-Initiator. Ein weiteres Ziel auf dem Fahrplan der Gruppe ist ein regelmäßiger Stammtisch einmal pro Quartal, bei dem unterschiedliche Projekte organisiert und geplant werden können. Außerdem möchten die Slowfooder an Besichtigungen von Brauereien, Raps- und Senfmühlen teilnehmen. "Als Gruppe ist es häufig einfacher, einen Besichtigungstermin zu bekommen, als zu zweit oder alleine - und zudem ist es viel geselliger", sagt die Teilnehmerin Petra Gerber. "Der Austausch und die Aktivitäten in der Gruppe ermöglichen es, gute Restaurants oder Einkaufsmöglichkeiten in meiner Region zu erkunden."

Beim Eine-Stadt-Fest bietet die Gruppe Interessierten die Gelegenheit, Slowfood kennenzulernen. So wird es am Wochenende 20. und 21. August einen Infostand auf der Gourmet-Meile entlang der alten Stadtgrenze zwischen Gladbach und Rheydt geben. Auch hier ist das Onjeschwedde Programm: Gemeinsam mit den Bäckereien Bähren, Junkers und Tetz stellen die Slowfooder das Traditionsgebäck vor. Hier kann jeder mal reinschmecken in die Welt der Slowfood-Genießer. Auch zum nächsten Stammtisch im September sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Wer gute Ideen für Projekte, Besichtigungen oder Restaurants hat, kann sich hier einbringen. Das nächste Treffen ist am Dienstag, 20. September, 19 Uhr. Bekanntgabe des Ortes und Anmeldung laufen über die Website www.slowfood.de.

(laer)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort