Mönchengladbach SMS-Gründer Weiss: Fehler darf man machen - aber nicht öfter als einmal

Mönchengladbach · Kein Ritter ohne Fehl und Tadel, sondern ein Unternehmer, der sehr offen über eigene Fehler spricht, eröffnete die neu geschaffene Tafelrunde der regionalen Vereinigung der mittelständischen Wirtschaft (BVMW). Heinrich Weiss, bis 2013 Geschäftsführer der SMS Group und seitdem Vorsitzender des Aufsichtsrates, berichtete jetzt in der Citykirche über persönliche und berufliche Lernprozesse.

 Heinrich Weiss

Heinrich Weiss

Foto: Detlef Ilgner

Nach Bemerkungen zu aktuellen Entwicklungen bei SMS widmete sich Weiss, der 1968 im zarten Alter von 26 Jahren das Familienunternehmen übernahm und zu einem weltweit tätigen Konzern ausbaute, seinen Fehlern - und Möglichkeiten, diese zu vermeiden. "Jeder kann jeden Fehler machen", stellte er fest. "Aber nicht mehr als ein Mal." Als er sich mit den gemachten Fehlern beschäftigt habe, sei er ganz erschüttert gewesen, was alles schief gegangen sei. "Aber ich muss ja auch viel richtig gemacht haben, schließlich ist der Umsatz von 120 Millionen D-Mark auf 3,4 Milliarden Euro gewachsen", sagte er. Die entscheidende Fähigkeit eines Managers sei die Menschenführung. "Gerade bei Ingenieuren muss man auf die soziale Kompetenz achten", meinte Weiss, selbst Diplom-Ingenieur. Je höher man aufsteige, desto besser müsse man zuhören können. Für seinen größten Managementfehler hält er es, zu lange an einem Geschäftsbereich festgehalten zu haben, der nicht zum Unternehmen gepasst habe: "In den 60ern und 70ern glaubten alle, dass Stahl bald durch Kunststoff ersetzt würde. Wir haben im Kunststoffbereich so viel Verluste wie Umsatz gemacht - und ich brauchte 20 Jahre, um zu merken, dass Kunststoff nicht zu SMS passt." Es sei wichtiger, auf Stärken zu setzen, als schwache Bereiche halten zu wollen. Im Bereich Personalführung habe er gelernt, harte Anforderungen zu stellen. "Man kann helfen, wenn jemand nicht kann, aber wenn er nicht will, muss man sich von ihm trennen." Fachliche Defizite ließen sich ausgleichen, charakterliche nicht.

Auch bei der Akquise von Unternehmen könne man im Personalbereich große Fehler machen: "Wenn man eine Firma im Ausland übernimmt, dann sollte man auch mit lokalen Managern arbeiten, die Umfeld und Kultur kennen." Und er betonte, dass auch Familienunternehmen auf die Rendite zu achten hätten. Damit auch die Mitarbeiter das so sehen, plädierte er für eine Gewinnbeteiligung à la SMS: "Das führt zu einer enormen Motivation aller Mitarbeiter."

(RP)
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