Mönchengladbach Snack-Attacken an Schulen

Mönchengladbach · Immer wenn's zur Pause schellt, reisen Pizza-, Pommes- und Baguetteanbieter an und buhlen um den Kunden "Schüler". Die Invasion der Straßenverkäufer lässt Schulleiter kochen. Hoftore bleiben jetzt geschlossen.

 Auch Mirco Berwig und Marina Faut kaufen ab und zu Snacks beim Straßenverkäufer.

Auch Mirco Berwig und Marina Faut kaufen ab und zu Snacks beim Straßenverkäufer.

Foto: Isabella Raupold

Schulzentrum Rheydt-Mülfort: 4000 Schüler lernen dort, 4000 potenzielle Kunden für das fahrende Gastronomie-Gewerbe. Viele Händler witterten ein lukratives Geschäft und parkten ihre Verkaufswagen regelmäßig an der Realschulstraße. Die vier Schulen sahen sich in einem regelrechten Belagerungszustand. "Zeitweise standen fünf Wagen auf einmal vor unserem Schultor", sagt der stellvertretende Leiter der Gesamtschule Mülfort, Heribert Klaus. Außerdem patrollierten Rikscha-Fahrer um den Schulhof und verkauften an die Schüler Eis und Süßigkeiten durch den Zaun. Irgendwann reichte es. "Zu unserer Erziehung gehört auch eine gesunde Ernährung, und die wird in unserer Mensa geboten", sagt Schulleiterin Marie-Luise Steves. "Außerdem haben die Wagen unsere Fluchtwege versperrt."

Poller vor dem Eingang

Die Schule handelte: Jetzt versperren Poller den Toreingang. Es gilt ein absolutes Halteverbot. Die Pausenaufsichten wurden verstärkt. Und per Hausordnung wurde der Kauf von Nahrungsmitteln durch den Zaun verboten. Geschmeckt haben dem fahrenden Gewerbe die Maßnahmen nicht. "Da gab es ganz schön heftige Auseinandersetzungen", sagt Steves. "Die Händler glaubten, sie könnten mit uns von Unternehmen zu Unternehmen sprechen. Aber wir haben einen Bildungsauftrag, und die verkaufen Baguettes."

Auch Lisa Klaas-Flemming, Leiterin der Gesamtschule Volksgarten, hat schon so manchen Pommeswagen-Kampf geführt, wie sie selbst sagt. Nachdem es Schülern an einem Tag reihenweise übel geworden war, weil sie Pizza aus einem Wagen gekauft hatten, wurde sie rigoros: "Ich habe mich persönlich ans Tor gestellt, damit die jüngeren Schüler nicht den Schulhof verlassen und zum Verkaufsauto rennen." Die Schulleiterin musste dafür ebenfalls böse Beschimpfungen von den Verkäufern hinnehmen. Es war ihr egal: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Eltern es gutheißen, wenn ihre Kinder Geld für Pommes an den Wagen ausgeben." Die Schule habe ein attraktives und preiswertes Essensangebot.

Peter Blomert, Schulleiter der Gesamtschule Espenstraße, sagt wie es ist: "Die Pizza- und Baguetteverkäufer sind für Schulen mit Mensa Konkurrenz." In der Espenstraße sorgt ein Elternverein für die Verpflegung der Schüler. Aber auch die müssen kostendeckend arbeiten. "Wenn die Schüler verstärkt an Autos kaufen, müssten wir die Preise für das Essen in der Mensa erhöhen. Und das ist ja auch nicht Sinn der Sache." Auch an der Espenstraße ist man zu verstärkten Maßnahmen übergegangen: "Wer vor unserer Schule im absoluten Halteverbot parkt, bekommt sofort ein Strafmandat über 40 Euro. Wir haben uns vom Ordnungsamt Vordrucke geben lassen", sagt Blomert. Und: "Ich wäre für ein strikteres Vorgehen gegen die Straßenverkäufer."

(RP)
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