Mönchengladbach So bekommt man die Stadt richtig sauber

Mönchengladbach · Reinigen alleine reicht nicht - das ist das Ergebnis einer Studie der Hochschule Niederrhein zur gefühlten Sauberkeit in Gladbach. Die Designer haben exemplarisch für verschiedene Stellen erste Vorschläge gemacht. Und die sind wertvoll, aber dabei nicht teuer.

Mönchengladbach mit wenig Aufwand sauberer machen
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Mönchengladbach mit wenig Aufwand sauberer machen

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Der Eindruck an einigen Straßen und Plätzen in der Stadt ist eindeutig und lässt wenig Interpretationsspielraum. Schmuddelig sieht es aus. Dreckig. Ungepflegt. Ungemütlich. Usselig. Aber was führt zu diesem Eindruck? Diese Frage hat die GEM an den Fachbereich Design der Hochschule Niederrhein weitergereicht. "Denn wir selbst wissen viel zur Sauberkeit in der Stadt, sind aber zwangsläufig auch ein bisschen betriebsblind. Dieser Impuls von außen ist für unsere Arbeit unheimlich wichtig", sagt Geschäftsführerin Gabi Teufel. Allerdings! Das Ergebnis der kleinen Studie ist in der Tat eindrucksvoll und wohl auch folgenreich.

Professor Nicolas Beucker und Martin Platzer - den viele noch aus seinen Zeiten als Altstadt-Kümmerer der Stadtverwaltung kennen - sind die Frage systematisch angegangen. In einem ersten Schritt haben sie dargelegt, was Menschen beim Gehen und Fahren durch eine Stadt ganz allgemein wahrnehmen und woraus sie dann unbewusst ihr Urteil zur Sauberkeit fällen. Die Böden (sauber oder kaugummiübersät) spielen dabei genau so eine Rolle wie die Gegenstände (wie beklebte Straßenschilder, besprayte Bänke) und die Immobilien (deren Fassaden aufgeräumt sein können oder werbe-wuselig). Alle drei Ebenen können schlicht verschmutzt, aber auch beschädigt sein - und dazu noch von unterschiedlicher gestalterischer Qualität. All dies zusammen wird zum Gesamtbild. Und zwar in Sekundenschnelle.

Frühjahrsputz 2015: Mönchengladbacher räumen auf
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Entsprechend kann, wer an dem Gesamteindruck etwas ändern will, es nicht beim schieren Reinigen belassen. Sechs mögliche Handlungsfelder haben die Designer abgeleitet: Neben dem Säubern (dazu gehören zum Beispiel die Papierkörbe und das Abtransportieren von wildem Müll) stehen das Pflegen (zum Beispiel von Grün), Reparieren (zum Beispiel defekte Lampen austauschen, aber auch Bänke von Graffiti befreien), aber auch Gestalten (also Papierkörbe besser erreichbar machen oder auf mehr ästhetische Qualität setzen), Ordnen (also zum Beispiel klare Regeln für Plakate und andere Werbung setzen) sowie Erneuern (was neben dem Austauschen von Kaputtem auch mal einen Eimer Farbe meint).

Mit diesem Raster haben sich Beucker und Platzer vier Stellen in der Stadt angeschaut, nämlich den Alten Markt, die Hindenburgstraße, den Geropark und die Kaldenkirchener Straße. Sie haben bis ins Detail den Status quo fotografiert und erste Gedanken entwickelt, mit welchen Maßnahmen man Effekte erzielen könnte. An jeder der Stellen steht anderes im Vordergrund. Während im Geropark und auch an der Kaldenkirchener Straße in erster Linie Säubern und Pflegen anstehen, ist am Alten Markt und an der Hindenburgstraße auch Reparieren und Ordnen zentral. "Was wir vorstellen, sind erste Gedanken. Das ist kein fertiger Entwurf", sagt Martin Platzer.

Doch schon diese Ideenskizze beeindruckt. Vor allem, weil die Vorher-Nachher-Ansichten zeigen, wie groß der Effekt sein wird, wenn man die Dinge systematisch anpackt. Und wenn man das dazu Nötige scannt, wird auch klar: Nicht immer geht es um großes Geld, sondern mehr um das Konzept. Und um die Koordination. Die erkenntnisreichste Grafik ist nämlich eine, die zeigt, wer eigentlich für die Lösung welches Problems zuständig ist. Da kommt man schnell auf knapp 20 Akteure, die meisten sind städtische. Und man ahnt, dass der eine Fachbereich oft nicht weiß, was der andere da ein paar Meter weiter so vorhat. Und vor allem, wann er das zu tun gedenkt.

Diese Grafik hat den Verantwortlichen von CDU und SPD, die die Studie vorgestellt bekamen, wohl den weitestreichenden Erkenntnisgewinn beschert. Wer es ernst meint mit der Sauberkeit in der Stadt, muss nicht nur Äste in Parks kappen, sondern auch Strukturen beschneiden. Bei manchem, was in der Stadt gebaut oder angeschafft wurde, wird wohl vorab kein Entscheidungsträger nur eine Sekunde darüber nachgedacht haben, wie es zu pflegen und säubern sein wird und wie es in dieser Hinsicht einmal zum Gesamtbild der Stadt beitragen wird. Auch das geht systematischer und professioneller.

(RP)
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