Mönchengladbach So berät das Bethesda bei Brustkrebsrisiko

Mönchengladbach · Die Schauspielerin Angelina Jolie ist mit ihrer drastischen Entscheidung für eine vorsorgliche Brustamputation nicht allein. Im Brustzentrum am Bethesda-Krankenhaus werden Frauen mit familiärem Risiko beraten – und operiert.

Prominente Frauen und ihr Umgang mit Brustkrebs
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Die Schauspielerin Angelina Jolie ist mit ihrer drastischen Entscheidung für eine vorsorgliche Brustamputation nicht allein. Im Brustzentrum am Bethesda-Krankenhaus werden Frauen mit familiärem Risiko beraten — und operiert.

Angelina Jolie hat sich aus Angst vor Brustkrebs vorsorglich beide Brüste amputieren lassen. Ihre Ärzte hatten festgestellt, dass bei ihr eine genetische Prädisposition vorliegt. Das heißt, sie trägt ein mutiertes Gen (BRCA 1 und 2) in sich, das die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken, deutlich erhöht. "Die Schauspielerin hatte mit ansehen müssen, wie ihre Mutter, die Großmutter und eine Tante früh an Brustkrebs starben — ein traumatisches Erlebnis.

Dieses Risiko minderte sie durch die Operation maßgeblich", sagt Professor Dr. Ulrike Nitz, Chefärztin am Brustzentrum Niederrhein im Bethesda-Krankenhaus. Mit ihrer drastischen Entscheidung ist Angelina Jolie nicht allein. Im Brustzentrum Niederrhein werden im Durchschnitt jährlich 20 beidseitige Amputationen durchgeführt, zehn davon nach Erkennen der erblichen Veranlagung.

Das Brustzentrum gehört zu den 17 Beratungsstellen in Deutschland, an die sich Frauen aus Hochrisikofamilien wenden können. Sie erfahren hier, ob sie Trägerin des veränderten Gens sind — und wenn ja, welches weitere Vorgehen sinnvoll ist. "Wenn mehrere Familienmitglieder jung an Brustkrebs erkrankt sind, besteht für eine Frau ein erhöhtes Risiko, mit dem sie sich auseinandersetzen sollte", sagt Ulrike Nitz. Leider treffe sie immer wieder auf Frauen, die Meister im Verdrängen seien. "Sie kommen spät, manchmal zu spät zur Beratung."

Gemeinsam mit Humangenetikern der Universität Köln werden im Brustzentrum Sprechstunden abgehalten. Auf der Grundlage der Daten des Familienstammbaums wird das Risiko berechnet. "Bei den meisten Frauen wird das Gen nicht gefunden", sagt die Gynäkologin. Dennoch haben sie anschließend Anspruch auf eine erweiterte Früherkennung. "Dazu gehört beispielsweise eine Kernspin-Untersuchung jährlich."

In der Beratung werden die Frauen aus Risikofamilien immer auch psychologisch beraten. Außerdem wird der Kontakt zu bereits operierten Frauen hergestellt. "Die Amputation wird ausschließlich bei nachgewiesener Mutation durchgeführt", sagt Ulrike Nitz, "niemals nur aus Angst."

Die Amputation sei ein sehr komplizierter chirurgischer Eingriff. Bei der Amputation werden die Haut und Brustwarze belassen, die Brustdrüsen entfernen die Ärzte. "In Deutschland wird im allgemeinen während der gleichen Operation die Brust wieder plastisch aufgebaut." Es sei besonders wichtig, dass die Entscheidung zur Amputation gut überlegt wird. "Die Familie wird in der Regel mit einbezogen", sagt Ulrike Nitz. "Die betroffenen Frauen gehen sehr bewusst mit ihrem Entschluss um."

Um festzustellen, ob eine Person aus einer Hochrisikofamilie stammt, hat das Deutsche Konsortium für Familiären Brust- und Eierstockkrebs sogenannte Einschlusskriterien festgelegt, die laufend den aktuellsten Forschungsergebnissen angepasst werden. Diese können die Familienkonstellation sowohl der mütterlichen als auch der väterlichen Linie betreffen:

- drei Frauen mit Brustkrebs, unabhängig vom Alter

- zwei Frauen mit Brustkrebs, davon eine vor dem 51. Lebensjahr

- eine Frau mit Brustkrebs und eine mit Eierstockkrebs

- zwei Frauen mit Eierstockkrebs

- ein Mann und eine Frau mit Brustkrebs

- eine Frau mit Eierstockkrebs und ein Mann mit Brustkrebs

- eine Frau mit Brustkrebs vor dem 36. Geburtstag

- eine Frau mit beidseitigem Brustkrebs vor dem 51. Geburtstag

- eine Frau mit Brust- und Eierstockkrebs

(RP/rl)
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