Mönchengladbach So reifte Gladbach zum Logistik-Drehkreuz

Mönchengladbach · Wird das Gewerbegebiet Rheindahlen das nächste Erfolgsprojekt nach dem Regiopark? Die Entwicklung an der Erkelenzer Straße nimmt zumindest Formen an. Ebenfalls nach Jahren des Stillstands - ähnlich wie in Güdderath.

Die Zeichen stehen nicht schlecht, dass Mönchengladbach bald mit der Ansiedlung eines weiteren großen Logistikers rechnen kann - Amazon soll sich für eine Fläche im Gewerbegebiet Rheindahlen interessieren. Das Unternehmen betreibt in Deutschland bereits etliche Logistikzentren, in Nordrhein-Westfalen bis dato in Werne und Rheinberg. Im Herbst eröffnet ein weiteres in Dortmund. Und ob der kolportierte Bezug eines Logistikzentrums im Krefelder Hafen einer zusätzlichen Ansiedlung im nahegelegenen Mönchengladbach entgegen spräche, ist nicht zwangsläufig gesagt - Deutschland ist schließlich der wichtigste Auslandsmarkt für den Online-Versandhändler.

In Werne und Bad Hersfeld betreibt Amazon außerdem sogar jeweils zwei Logistikzentren am selben Ort. Und: Die potenziellen Standorte Krefeld und Mönchengladbach könnten sich theoretisch sogar gut ergänzen. Der Hafen liegt naturgemäß an Europas bedeutendster Wasserstraße, dem Rhein - Gladbach punktet bei Logistikunternehmen immer wieder mit seiner optimalen Autobahnanbindung.

Dieses Argument, in Verbindung mit der geografisch günstigen Lage zum Ruhrgebiet und der Rheinschiene einerseits und den Benelux-Staaten andererseits, zog aber nicht immer. Der mittlerweile gefüllte Regiopark in Güdderath, von Mönchengladbach und Jüchen gemeinsam betrieben, galt anfangs als absoluter Rohrkrepierer. Ursprünglich mit dem Zusatz "3000" versehen - für die in ferner Zukunft einmal angepeilte Zahl von 3000 Beschäftigten -, diente das Projekt lange Jahre in erster Linie dazu, dass die Wirtschaftsförderer beider Kommunen für ihre kühnen Vorstellungen belächelt wurden.

Zumal Funde aus der Römerzeit die Erschließung stoppten und die Wirtschaftskrise sowie Haushaltsprobleme der Stadt die Vermarktung der Flächen verschleppten. Doch mittlerweile ist die Marke von 3000 Beschäftigten längst gerissen. Den Umschwung zum Erfolgsmodell initiierte Mitte 2007 Raben Logistics (damals Birkart Systemverkehre). 2009 siedelte sich mit dem Modekonzern Esprit und seinem Dienstleister Fiege das erste Textillogistik-Projekt in Güdderath an. Mittlerweile erweitert Esprit seine Flächen und bebaut damit die letzte größere, bisher noch brachliegende Fläche.

In der Zwischenzeit waren DHL/Primark, Zalando, Zerres, C&A und ein weiteres Logistikzentrum von DHL dazugekommen, in dem für die Großkunden L'Oreal und Adidas gearbeitet wird. Am Ende des Tages könnte somit aus dem "Regiopark 3000" sogar ein international beachteter "Regiopark 5000" werden. Mit erheblichen positiven Folgen für den Arbeitsmarkt - die in Gladbach traditionell hohe Zahl der niedrigqualifizierten Arbeitslosen ist gesunken. Das nächste Erfolgsprojekt könnte nun in Rheindahlen entstehen. Unabhängig davon, ob es mit Amazon klappt oder nicht, scheint großer Druck auf dem Kessel zu sein, die Entwicklung an der Erkelenzer Straße voranzutreiben - ebenfalls nach langem Stillstand.

(RP)
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