Mönchengladbach So schmeckt Mönchengladbach

Mönchengladbach · Wie isst eigentlich die Heimat? Auf dem Rheydter Wochenmarkt weiß man das ganz genau. Dort werden vor allem regionale und saisonale Produkte angeboten. Und die Marktfrauen verraten auch, was gesund und lecker ist. Wir haben uns Tipps geben lassen und dabei alte und neue Gerichte wiederentdeckt.

 Ein Blick in den Hofladen von Silke Brücher. Die Landfrau aus Waat zählt mit ihrem Mann seit 20 Jahren zu den Marktbeschickern in Rheydt.

Ein Blick in den Hofladen von Silke Brücher. Die Landfrau aus Waat zählt mit ihrem Mann seit 20 Jahren zu den Marktbeschickern in Rheydt.

Foto: Detlef Ilgner

Silke Brücher und ihr Mann zählen seit 20 Jahren zu den Rheydter Marktbeschickern und sind damit eher so etwas wie Neulinge. Denn: "Viele sind dort schon seit Generationen vertreten", sagt die Landfrau aus Waat. Das Ehepaar Brücher gehört zu den Quereinsteigern. Er war bei der Stadt als Gartenbaumeister angestellt, sie arbeitete als Pharmareferentin.

Schon früh kaufte Silkes Mann Land. Denn sein Traum war, sich als Landwirt selbstständig zu machen, selbst anzubauen, selbst zu ernten. Als das Paar zusammenkam, fragte er sie: "Kannst du damit leben?" Sie konnte. Und seitdem pflanzt das Paar Gemüse, Kartoffeln, Erdbeeren, Johannisbeeren und verschiedene Salate an und verkauft die regionalen und saisonalen Produkte im Hofladen in Waat und auf dem Markt. Ein beliebtes Produkt der Brüchers: frischer Feldsalat. Der wird auf dem Hof in Waat geschützt in Folienhäusern angepflanzt und in der Saison jeden Tag frisch von Hand geschnitten. Feldsalat im Supermarkt kaufen? Das käme für Silke Brüchers Familie nie infrage, auch nicht im Urlaub. "Wer weiß, wie lange der gebraucht hat, um im Regal zu landen."

TIPPS

Wie erkennt man die Frische? Der Feldsalat muss knackig und grün sein. Wenn er unten welke gelbliche Blätter hat, ist er schon älter. Wie bewahrt man ihn auf? Silke Brücher rät, ihn zu putzen, dabei die feinen Wurzeln so abschneiden, dass die Sträußchen erhalten bleiben und nicht in einzelne Blätter zerfallen. Nach dem Waschen leicht schleudern. Ein bisschen feucht in eine Tupperdose oder einen Gefrierbeutel stecken und dann in den Kühlschrank legen. Tagesfrischer Feldsalat hält sich so locker bis zu 5 Tage. Einige Kunden der Brüchers sagen, dass er sogar sieben bis acht Tage haltbar ist. Was macht Feldsalat so gesund? Er gehört zu den Vitamin-C-reichsten Salatarten und hat mehr Eisen als Spinat. Lässt er sich einfrieren? Nein. Aber er lässt sich zu Pesto verarbeiten und ist so länger haltbar.

 Christiane Weifels hat mit ihrem Mann auf dem Rheydter Markt einen Stand, der rund 20 Meter lang ist. Foto: Jana Bauch

Christiane Weifels hat mit ihrem Mann auf dem Rheydter Markt einen Stand, der rund 20 Meter lang ist. Foto: Jana Bauch

Foto: Bauch Jana

Christiane Weifels' Oma stand schon auf dem Markt in Rheydt, und ihr Vater wäre fast dort geboren worden. Christiane Weifels und ihr Mann selbst haben vor 23 Jahren mit zwei Schirmen und einem Tisch angefangen, ihre Produkte auf dem Rheydter Wochenmarkt zu verkaufen. Heute ist ihr Stand 20 Meter lang, und Stammkunden schätzen die große Auswahl. Dazu zählen auch alte Gemüsesorten, die zurzeit eine Renaissance erleben.

Christiane Weifels: "Ringelbete, weiße Bete, das liegt wieder im Trend." Auch die Klassiker wie Weißkohl und Spitzkohl würden wieder vermehrt nachgefragt. Die Marktfrau findet aber, dass viele Leute immer noch zu wenig Kohl und frisches Gemüse essen. Dass viele heute so oft krank sind, führt sie darauf zurück. Im Angebot bei den Weifels ist auch Stielmus. Das Gemüse, das viele heute gar nicht mehr kennen, kommt bei den Marktleuten häufig auf den Tisch. "Ein echt rheinisches Rezept", sagt Christiane Weifels. Schon ihre Oma hat es angewendet. Und die hat gesagt: "Auf Stielmus muss was Geräuchertes." So sieht ihre Familie das auch: "Deftig muss es sein. Am besten mit leicht mehligen Kartoffeln der Sorte Marabel aus eigenem Anbau.

TIPPS

 Monika Lehnen ist Buchbinderin. Heute verkauft sie mit Mann und Sohn am eigenen Stand Obst und Gemüse.

Monika Lehnen ist Buchbinderin. Heute verkauft sie mit Mann und Sohn am eigenen Stand Obst und Gemüse.

Foto: Jana Bauch

Wie erkennt man die Frische? Die jungen Stiele müssen hell sein, die Blätter, die man früher nicht essen konnte, aber heute dank Züchtung mitverzehren kann, saftig grün. Es dürfen keine Faulstellen zu sehen sein, keine welken Blätter und erst recht keinen Blütenaussatz. Wie bewahrt man es auf? Im Kühlschrank im Gemüsefach. Dort hält es sich 4 bis 5 Tage. Was macht Stielmus so gesund? Es hat einen geringen Fett- und Kaloriengehalt, dafür beachtliche Vitamin-Portionen. Schon 100 g Stielmus liefern mit rund 130 mg Vitamin C mehr als den gesamten Tagesbedarf eines Erwachsenen. Ebenfalls enthalten: Vitamin A, E und K sowie Beta-Carotin. Außerdem sind im Stielmus antibakteriell wirkende Pflanzenstoffe. Lässt es sich einfrieren? Gekocht schon. Stielmuseintopf schmeckt sogar noch besser, wenn er aufgewärmt wird.

Monika Lehnen muss grübeln. Als die Familie das erste Mal mit ihrem Obst- und Gemüsestand auf dem Markt stand, war sie nämlich noch gar nicht geboren. Vor gut 60 Jahren begannen ihre Schwiegereltern mit dem Verkauf von frischer Ware, in 2. Generation übernahmen dann sie und Mann Helmut den Marktstand. Er als gelernter Schreiner und die 51-Jährige als Buchbinderin.

Auch für die dritte Generation ist bereits gesorgt: Sohn Daniel hilft schon regelmäßig mit, wenn es mit frischen Kohl, Kartoffeln und Karotten nach Rheydt, Venn oder Lürrip geht. Die Ware kommt von den Feldern des Familienbetriebs - die sie auf einer Fläche von 5,5 Hektar angelegt haben. Auch wenn Monika Lehnen der Meinung ist, dass deutlich weniger Menschen frisch kochen, haben sich bei ihr zwei "Verkaufsschlager" etabliert. "Ab Frühjahr sind es die Stangenbohnen, die sich sehr gut verkaufen", sagt Lehnen. "Im Winter ist es an meinem Stand eindeutig der Grünkohl."

TIPPS

Wie erkennt man die Frische? Der grüne Kohl mit den krausen Blättern ist frisch, wenn seine Farbe tiefgrün ist. "Lassen sich schon erste bräunliche Stellen erkennen oder die Blätter wirken welk - dann wird ein nicht frisches Produkt angeboten", sagt Monika Lehnen. Wie bewahrt man es auf? Grünkohl bewahre man am besten im Kühlschrank oder bei kalten Temperaturen auf dem Balkon auf. "Grünkohl liebt Kälte und Frost." Dann halte er sich gute vier bis fünf Tage. Was macht Grünkohl so gesund? Grünkohl ist eine Vitamin- und Mineralstoffquelle. So stecken in 100 Gramm angeblich schon die empfohlene Tagesdosis an Vitamin C für einen Erwachsenen. Hinzu kommen noch Folsäure, Vitamin A und E sowie fast fünf Gramm Eiweiß.

Und einfrieren? "Er kann ohne Bedenken ins Gefrierfach, aber nur, wenn er abgekocht ist", empfiehlt Lehnen.

(RP)
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