Mönchengladbach So werden Senioren abgezockt

Mönchengladbach · Trickbetrüger werden immer dreister. Allein bei der Verbraucherberatung melden sich jeden Monat gut 30 Opfer, die an Haustür oder Telefon betrogen wurden oder werden sollten. Wir nennen die miesesten Maschen.

 Dank der Medizin werden die Menschen heute immer älter.

Dank der Medizin werden die Menschen heute immer älter.

Foto: AP, AP

Geld weg, Schmuck gestohlen, Konto leer. Diese traurige Erfahrung müssen Senioren immer häufiger machen. Denn Trickdiebstahl und Betrug boomen. Die Opfer sind fast immer ältere Menschen. Die Täter gehören sehr oft einer "mobilen, ethnischen Minderheit an", wie die Polizei sich vorsichtig ausdrückt.

Die Betrüger beobachten Senioren beim Einkauf oder Spaziergang, suchen im Telefonbuch nach alten Vornamen oder greifen auf Adressdateien mit Angaben zum Lebensalter zurück. Dann nutzen sie die Arglosigkeit und Hilfsbereitschaft der älteren Menschen aus.

Polizei und Verbraucherberatung nennen aktuelle Fälle.

Telefonverträge Die Polizei sucht eine 1,60 bis 1,65 Meter große und schlanke Frau mit einem langen braunen Zopf, die von Mai bis heute allein sechs Senioren bestohlen hat.

Am vergangenen Montag klingelte die Trickdiebin, die sich immer als Beauftragte aus der Telekommunikationsbranche ausgibt, kurz nach 17 Uhr an der Wohnung eines 85-Jährigen an der Pescher Straße. Zunächst ließ sie sich von dem Rentner abweisen, kehrte jedoch zurück und bat, die Toilette aufsuchen zu dürfen. Später stellte der Senior fest, dass seine Brieftasche gestohlen worden war. Die Frau soll mit einem westfälischen Tonfall gesprochen haben.

"Finden Sie nicht auch, das alles teurer geworden ist?" Wer diese Frage von einem Fremden an der Wohnungstür oder am Telefon hört, sollte vorsichtig sein, warnt Monika Bley von der Verbraucherberatung.

Denn meistens geht es wie folgt weiter: "Möchten Sie nicht billiger telefonieren? Wenn Sie nicht wissen, wie hoch ihre Telefonrechnung ist, zeigen Sie sie mir doch einmal." Wird der Aufforderung nachgekommen, hat der Betrüger alle Daten inklusive der Bankverbindung und das Opfer einen ungewollten Telefonvertrag.

Messerschleifer Der Trick ist so alt wie Methusalem, aber offenbar immer noch wirksam. Ein Messerschleifer bietet an der Haustür seine Dienste an und verschwindet auf Nimmerwiedersehen mit Anzahlung und Haushaltsmessern. Die Masche funktioniert auch mit anderen Gewerken. Ein Dachdecker klingelt, sagt, die Regenrinne müsse dringend repariert werden und kassiert einen Vorschuss. "Oft bekommen die Opfer nur eine handgeschriebene Quittung ohne Adresse", sagt Monika Bley. Ergebnis: Die Regenrinne bleibt unrepariert, das Geld ist futsch.

Trickdiebe geben sich ebenfalls gerne als Handwerker aus, um sich Zugang zu Wohnungen zu verschaffen, weiß Polizeisprecher Willy Theveßen. Andere erklären an der Tür, dass sie einen Zettel bräuchten, um Nachbarn eine Nachricht zu hinterlassen. Wieder andere breiten Tücher zum Verkauf aus, hinter den Komplizen in die Wohnung huschen.

Gewinnversprechen Monika Bley: "Klassisches Verfahren, wenn etwas unseriös vertickert werden soll." Also: Finger weg!

(RP)
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