Mönchengladbach So wird der große Veilchendienstagszug

Mönchengladbach · Mehr Polizei soll den Karnevalszug sicher machen. Zur Unfallvermeidung ruft der MKV zum Glasverzicht auf. Am Geroplatz wird Sehbehinderten der Zoch beschrieben. Und: Flüchtlingen wird der Karneval auf Flyern erklärt.

Erstmals gibt es am Geroplatz neben den Tribünen einen gesonderten Bereich für sehbehinderte Menschen.

Erstmals gibt es am Geroplatz neben den Tribünen einen gesonderten Bereich für sehbehinderte Menschen.

Foto: MGMG

"Wir sind für alle Eventualitäten gewappnet." Mit diesen Worten beschreibt Bernd Gothe, der Vorsitzende des Mönchengladbacher Karnevalsverbands, das Sicherheitskonzept für den Veilchendienstagszug, das er als einziger bislang noch nicht unterschrieben hat. "Ich habe es noch nicht gelesen", sagt er. Sicher sei, dass es eine verstärkte Polizeipräsenz geben wird. Und das nicht nur beim VDZ. Auch an Altweiber in Giesenkirchen, Odenkirchen, Rheydt und am Alten Markt werde es mehr Polizei geben. Hinzu kommen beim Zoch rund 300 Angestellte privater Sicherheitsdienste. Sie sollen vor allem die Wagen sichern. Doch die erhöhte Sicherheit reicht längst nicht allen aus. Nach RP-Informationen plant eine der 60 Fußgruppen, während des Umzugs Pfefferspray bei sich zu führen. Zugleiter Elmar Esser hält dieses Vorhaben für übertrieben.

Um Unfälle zu vermeiden, rufen die Karnevalisten vor allem dazu auf, auf Flaschen und Trinkgefäße aus Glas zu verzichten. Dadurch entstandene Verletzungen seien in den vergangenen Jahren die häufigsten gewesen. Ein großes Thema in diesem Jahr sind die Flüchtlinge. Um ihnen den Karneval und bestimmte Verhaltensweisen zu erklären, haben der MKV, die Polizei und die Stadt Flyer herausgegeben, die in den Flüchtlingsunterkünften verteilt werden. Darin heißt es zum Beispiel, dass Verkleidungen keine Gefahr bedeuten, Schunkeln kein sexuell motiviertes Verhalten ist, es keine Pflicht ist, Alkohol zu trinken, und Frauen und Männer gleichberechtigt sind. Der Flyer droht zudem Strafen für Diebstähle und sexuelle Übergriffe an.

Ein neues Konzept setzt der Mönchengladbacher Karnevalsverband in Kooperation mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) am Geroplatz um. Dort stehen wie auch in den Vorjahren Tribünen - vier davon überdacht, eine nicht überdacht. Für Rollstuhlfahrer gibt es ein erhöhtes Podest, das links neben der unüberdachten Tribüne stehen wird. Zwar gab es einen solchen Bereich auch in den Vorjahren, das Podest ist jedoch neu. Erstmals bei einem Karnevalsumzug in Deutschland wird es am Geroplatz einen gesonderten Bereich für sehbehinderte Menschen geben. "Über eine Audiodeskription wird den sehbehinderten Menschen das Geschehen vermittelt", sagt Ellen Petry vom LVR. Bis zu 40 Sehbehinderte können sich dafür anmelden. Beschrieben wird ihnen der Zoch von einer Master-Studentin für barrierefreie Kommunikation. Die Teilnehmer des Projekts werden dazu mit kabellose Kopfhörern ausgestattet. Anmelden können sie sich beim LVR. Behindertengerechte Toiletten gibt es am Geroplatz, am Kapuzinerplatz, an der Waldhausener Straße, der Hindenburgstraße, am Aretzplätzchen und am Europlatz.

Insgesamt werden 4039 Personen am Veilchendienstagszug teilnehmen. Sie verteilen sich auf 60 Fußgruppen, 73 Festwagen, Bagagewagen, Traktoren, Kutschen, Reitergruppen und Musikkapellen. Bei der Planung hat jedoch nicht alles funktioniert. "Wir haben uns mehr Fußgruppen erhofft", sagt Bernd Gothe. Künftig werde man daher verstärkt Gruppen aus dem Gladbacher Umland ansprechen. Enttäuscht ist Gothe, dass es zum Beispiel keine große Gruppe Sportler oder Handwerker geben wird. Dafür machen die Schützen mit. An sechs Wagen sind Persiflagen zu sehen. Die Motivwagen entfallen dafür. Mit dabei sein wird auch ein Flugzeugmodell einer Junkers F13 Nachtigall. Außerdem fährt ein Wagen mit, der Fairtrade als Thema hat und auch in den Umzügen in Neuss und Düsseldorf zu sehen sein wird. Nachgebaut hat der MKV einen Wagen, der bereits 1950 im Veilchendienstagszug mitfuhr.

(cli)
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